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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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sie in Flammen aufgehen. Selbst durchs Fenster ist es für sie unangenehm, sie empfinden es deutlich greller als es Menschen tun. Es schmerzt in ihren Augen, die auf Nachtsicht spezialisiert sind.
    Die Lampen in ihren Häusern wirken auf mich trüb. Ich bin froh, dass man fast alle dimmen kann. Dadurch lassen sie sich zugleich aufdrehen. Die meisten ihrer Fenster sind getönt und mit elektrischen Rollläden ausgestattet, die unterstützend durch Lichtsensoren gesteuert werden.
    UV-A-Strahlung hingegen dringt durch Scheiben, wenn auch nicht in voller Stärke. Vampire, die sich auf diese Art zu viel Licht einhandeln, sind schnell rot gefleckt, während ich kaum Gefahr laufe, einen Sonnenbrand zu bekommen. Sie reagieren regelrecht allergisch. Insofern sind sie zwar relativ sicher hinter Glas, aber deshalb mögen sie es noch lange nicht. Schattige Plätze werden eindeutig bevorzugt.
    Gwyntala beugt sich über ein Waschbecken und pudert ihr Gesicht ab. Ich weiß, dass fast alle Beautyprodukte von Vampiren Sonnenschutz enthalten. Das würde sie nicht retten, falls sie mittags draußen sind, aber es lindert kleinere Effekte.
    Sie lächelt mich durch den Spiegel an.
    „In meinem Alter muss ich mehr tun als du. Wenn du möchtest, kannst du gerne etwas aus meinem Schatzkästchen verwenden.“ Sie klopft schmunzelt auf ihre Handtasche, ein schickes trägerloses Teil aus schwarzen Perlen.
    Mir ist klar, dass sie mir damit eine großzügige Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt. Ich bin Mensch genug, ein derart gut gemeintes, vampirisches Angebot nicht auszuschlagen. Etwas ratlos durchstöbere ich ihr Make-up-Aufgebot. Sie tippt mit ihrem manikürten Finger auf einen sündig roten Lippenstift.
    „Den solltest du nehmen. Konstantin liebt Rot.“
    Welcher Vampir mag es denn nicht?
    Ich betupfe meine Lippen damit, während Gwyntala ihre Haare auf Vordermann bringt.
    „ Bestimmt hast du Fragen“, meint sie gütig. „Oder warst du schon mit Vampirmännern zusammen?“
    Verlegen schüttle ich den Kopf.
    „Das dachte ich mir. Ich weiß nicht, was er sich dabei denkt. Du bist wunderschön, keine Frage, aber auch blutjung. Ich hoffe, er zwingt dich nicht zu irgendwas, das du nicht willst, oder?“
    Ich denke an unsere ersten Tage, wie er mich im Auto einfach auszog und sehr fordernd küsste. Mir geht unser erstes Bad durch den Kopf und... puh. Okay. Er hat mich manchmal überfallen und ich weiß, dass er mit einer ziemlichen inneren Wut zu kämpfen hatte. Auf die Art, wie meine Tante mich behandelt hat, aber vor allem auf meinen Selbstmordversuch.
    Ich glaube, er hat am Anfang versucht, mich zurück ins Leben zu reißen. Er ist nicht der Geduldigste. Der Gedanke lässt mich schmunzeln. Es ging ihm nicht schnell genug, dass ich seinen Namen verwende, meine Schüchternheit ablege und aufhöre, ihn bedienen zu wollen. Manchmal war er ziemlich frustriert und inzwischen habe ich gelernt, dass er dann wie ein angeschossenes Tier angreift. Er sucht stets den Kampf nach vorn. Elise duzt mich nicht? Dann küsse ich sie eben, bis sie es lernt.
    Wir stünden sicher an einem anderen Punkt, wenn er eine introvertierte Persönlichkeit hätte, doch er ist der einzige Mann, für den ich je Gefühle hatte. Er hat mir einen Weg aus meiner Einsamkeit gegeben. Egal, welche Fehler er hat, ich habe mich zu keiner Zeit durch ihn missbraucht gefühlt.
    Daher verneine ich Gwyntalas Frage.
    „ Ich bin jung“, räume ich ein. Es wäre zwecklos, etwas so Offensichtliches zu leugnen. „Trotzdem weiß ich, dass ich mit ihm zusammen sein will.“
    „ Du liebst ihn, hm?“, fragt sie sichtbar gerührt.
    „ Ja“, gestehe ich und muss selbst fast weinen.
    „ Hast du ihm das gesagt?“
    „ Nein“, gebe ich zu.
    „ Und er dir?“, erkundigt sie sich verblüfft.
    „ Nein.“
    Erst jetzt fällt mir das auf. Wir haben bisher keine Worte gebraucht. Nicht dafür. Es war offensichtlich in allem, was wir taten und wie wir miteinander umgingen. Vielleicht hielt Konstantin es deshalb für eindeutig, dass ich seine Braut bin.
    „Du solltest es ihm sagen“, schlägt Gwyntala vor. „Ich weiß, dass er es noch keiner Frau je gesagt hat. Eine Weile dachte ich, dass er es schlimmstenfalls nicht kann. Vampire sind nicht zwingend menschlich, also gefühlvoll. Er wirkte manchmal sehr kalt auf mich, sehr beherrscht. Also fragte ich mich, ob es überhaupt in seiner Natur liegt. Heute Nacht habe ich es zum ersten Mal an ihm gesehen.“
    „ Wirklich?“, hauche ich.
    „ Oh ja.

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