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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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Aufregung“, sage ich daher.
    „ Mach dir keine Gedanken über den Empfang. Es ist ein harmloses Geplänkel. Sehen und gesehen werden. Es geht viel um Eitelkeit in einer Gruppe von Leuten, die sich mit Film, Fernsehen und Radio beschäftigen.“
    Nach dem schlechten Fernsehprogramm heute, hoffe ich, dass niemand von »Better Bite Pictures« da ist.
    Konstantin streichelt mir über die Arme. „ Man knüpft ein paar neue Kontakte, frischt alte auf und tauscht sich aus. Manche leiern Geschäfte an. Das Beste ist, dass deine Tante nicht dabei sein wird.“ Er zwinkert mir fröhlich zu.
    „ Ich werde kaum etwas verstehen von Euren Gesprächen“, wende ich ein.
    „ Kein Problem. Ich habe Visitenkarten dabei.“ Er kramt ein paar hervor und zeigt sie mir. Ich hätte es ihm auch so geglaubt und muss schmunzeln. „Sollte jemand dringend etwas besprechen wollen, kann er einen Termin mit meiner Sekretärin vereinbaren. Ich möchte ohnehin nur ein paar Hände schütteln und dann mit dir verschwinden.“
    Er wirft einen Blick auf seine Uhr.
    „Ich springe kurz unter die Dusche und ziehe den Smoking an.“
    „ Okay.“
    „ Schau doch ein bisschen fern“, schlägt er vor, doch ich winke ab.
    „ Nein, ich bleibe lieber hier draußen.“
    Konstantin lächelt mich an und gibt mir einen zärtlichen Kuss, bevor er verschwindet. Insgeheim hoffe ich auf ein gutes Buffet, das mich vom Empfang ablenkt.
     
     

Zusammen
     
     
    Mit einem Ping gleiten die Türen des Lifts auseinander und geben den Blick auf die Lobby frei. Obwohl dies nicht der eigentliche Festbereich ist, stehen etliche Vampire in Grüppchen herum und ihre Kleidung enttarnt sie als Gäste des Medienempfangs. Status und Brimborium sind sehr beliebt bei ihnen.
    Ich fühle mich schon jetzt unwohl. Interessanterweise sogar unwohler als bei früheren Anlässen in Bedienstetenkleidung. Dort hat mich wenigstens niemand beachtet. An Konstantins Seite kann ich unmöglich unbemerkt bleiben. Er ist der Star des Abends – einflussreich und noch dazu findet es in seinem Hotel statt.
    Außerdem hege ich den Verdacht, dass sein Heiratskommentar sich wie ein Lauffeuer verbreitet haben dürfte. Ich bin regelrecht dankbar für seine Eltern, die diese Konstellation seit Jahrzehnten vorleben. So ist der Schock nicht ganz so groß. Mancher mag denken, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Doch lieber ein Déjà-Vu als einen Präzedenzfall.
    Fast magisch richten sich die Blicke der anderen auf uns.
    Ich wünschte, es hätte jemand tragbare Löcher erfunden, die man einfach auf den Boden legt, um dann hinein springen zu können. Bis das geschieht, drücke ich lieber mein Kreuz durch.
    „Atme“, raunt er mir erneut zu und bietet mir seinen Arm zum Unterhaken an.
    Meine Finger gleiten über den kühlen Stoff seines Smokings und entspannt wie ich bin, kralle ich die Nägel hinein.
    Ich spüre, wie ein leises Lachen durch seinen Brustkorb perlt und mag ihn am liebsten dafür bestrafen, dass ihn meine Paniksymptome amüsieren. Wahrscheinlich fragt er sich, ob ich gerade versuche, ihm mit meinem Fingernagel Blut abzunehmen. Inzwischen habe ich gelernt, dass Vampire ein anderes Schmerzempfinden haben, dass sie bestimmte Arten von Schmerz mögen. Beißen etwa.
    Ich beäuge meine Nägel auf seinem Arm. Wie er es wollte, habe ich sie wachsen lassen und mittlerweile sind sie blutrot lackiert. Konstantin liebt es, wenn ich ihn damit kratze. Während ich von so etwas schreien würde, erregt es ihn auf eine sehr animalische Weise. Mittlerweile ist es fester Bestandteil unserer nächtlichen Küsse, dass ich ihn mit meinen Nägeln zeichne.
    Versunken in den Gedanken, wie sein Rücken unter dem Smoking aussieht, bewege ich mich an seiner Seite auf den Empfangssaal zu. Wir passieren einige der umstehenden Gäste und Konstantin grüßt sie kurz und selbstsicher. Ich entdecke eine gewisse Energie, die von ihm ausgeht, so als wollte er Kommentare über uns schon im Keim ersticken. Seine ganze Haltung strahlt die Botschaft aus: » Ja, ich bin mit einem Menschen zusammen und nein, keiner von Euch sollte so dumm sein, daran Anstoß zu nehmen«.
    Vielleicht interpretiere ich das nur hinein. Er wirkt dominanter als sonst. Ich nutze diese Kraft, um meinen angelernten Affekt zu unterdrücken, eine Hand mit einem Getränketablett anzubieten, das nicht da ist.
    Mit der Zeit entdecke ich, dass ich nicht die einzige Person bin, die sich unwohl fühlt. Auch die Vampire, die wir begrüßen, scheinen nicht zu

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