Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
mich akzeptiert von seinen Freunden. Irgendwie hatte ich mich vor dem Empfang gescheut, hatte mir die schlimmsten Dinge ausgemalt. Angefangen bei Vampiren, die sich kollektiv abwenden bis hin zu abwertenden oder gar feindlichen Kommentaren. Doch was immer manche von ihnen denken, sie zeigen es mir nicht und tatsächlich habe ich sogar Spaß.
Bevor es zu den Ansprachen und Ehrungen kommt, erhebt Konstantin sich und reicht mir die Hand.
„ Wir machen einen längeren Verdauungsspaziergang“, entschuldigt er uns bei den beiden.
„ Ja“, meint Archimedes, als ich aufstehe. „Ein Spaziergang würde mir ebenfalls guttun.“
Ich fürchte schon, dass er sich uns anschließt, doch Gwyntala packt ihn geistesgegenwärtig am Arm und behält ihn bei sich.
„Nichts da, mein Lieber. Ich will die Ansprachen hören. Du kannst nachher mit mir tanzen.“ Sie zwinkert mir zu und wünscht uns viel Spaß.
Wir verlassen den Festsaal über die Treppe zum Strand. Das Meer rauscht heran und überlagert die Klänge von drinnen. Draußen sind ein paar Gäste des Hotels zu sehen, die sich auf einige Sitzbereiche verteilen. Wir lassen sie hinter uns und Konstantin führt mich zu einer Gruppe von geparkten Golfwagen.
„Die Bucht ist ein Stück entfernt“, erklärt er und hilft mir, in einen Buggy zu klettern.
Dann setzt er sich ans Lenkrad und wir rollen auf den Strandstreifen zu. Etwa einen Meter von der Wellenlinie entfernt steuert er nach links weg. Das kleine Gefährt rumpelt über die sandigen Erhebungen, doch so nah am Wasser, ist der Sand fester und glatter.
Ich kann es kaum glauben, dass ich endlich am Meer bin. Es ist auf meiner Fahrseite und ich habe einen ungestörten Blick auf das Spiel der Wellen. Hin und fort in einem herrlichen Klang. Ein lauer Wind hüllt uns beständig ein und es riecht auf eine betörende Weise salzig, die nichts mit dem Aroma von Nudelwasser zu tun hat. Ein Gefühl von Freiheit breitet sich in mir aus und ich lache vor Glück.
„ Gefällt es dir?“, fragt er mich gut gelaunt.
„ Und wie. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön ist.“
In die Dunkelheit der Nacht hinein versuche ich den Horizont zu erspähen, doch das ist unmöglich. Sterne leuchten wie Myriaden Glühwürmchen am Himmel, mal dicht, mal verstreut. Es ist unbeschreiblich für mich, als kehrte ich zu einem Teil von mir zurück, der noch nie da war.
Ich streife die Schuhe von meinen Füßen und lege sie im ClubCart ab. Genüsslich wackle ich mit den Zehen und atme entspannt durch. Mein Kopf sinkt auf die Kopflehne und ich schließe zufrieden meine Augen.
„ Hey, nicht einschlafen“, meint Konstantin halb fröhlich, halb kläglich. „Ich meine, ich kann das auch, während du schläfst, aber irgendwie hatte ich es mir anders vorgestellt.“
Mir ist klar, dass er nicht vom Buggy-Fahren spricht und ich öffne meine Augen und klapse gespielt auf seinen Arm.
Irgendwann habe ich angefangen, ihn zu hauen. Natürlich nur sanft, doch er mag es. Inzwischen ist es ein festes Ritual zwischen uns: Er ärgert mich und ich patsche drauf. Oft genug zieht er mich auf, damit ich ihn schlage. Verstehe einer die Männer. Zum Glück macht er es andersrum nicht.
„ Du würdest nicht wirklich, wenn ich schlafe…“, deute ich an.
„ Nein, Elise. Mir geht keiner dabei ab, wenn ich eine wehrlose Frau ausnutze. Ich würde dich selbstverständlich vorher wecken.“ Er zwinkert mir zu. „Obendrein trinkst du nicht genug Alkohol, um davon nicht wach zu werden.“
Zum Glück hat Konstantin drei Gläser Blut getrunken, bevor wir aufgebrochen sind. In der Hinsicht bin ich erleichtert und danke Gwyntala für ihren Tipp.
Nach einer viertel Stunde erreichen wir eine Bucht, die tropisch bewachsen ist und durch Felsen und Vorsprünge eine natürliche Deckung bietet. Wir sind die einzigen Gäste hier und Konstantin parkt den kleinen Wagen bei einer Steinformation.
Er kommt um den Buggy herum und bietet mir seine Hand an. Lange, schlanke Finger, die sich warm und kräftig anfühlen. Mein Puls reagiert sofort auf die Berührung und in seinem Blick liegt ein Versprechen, das mir ein Prickeln über die Haut treibt.
Ohne Worte führt er mich zu einer Gruppe Palmen und Hibiskusbüschen. Ich habe bereits gemerkt, wie groß die Vielfalt an tropischen Pflanzen ist. Bougainvillea und riesige Farne haben schon seinen Hotelbereich verziert.
Er zieht mich in seine Arme und küsst mich ohne Vorwarnung. Hungrig und beinahe besessen bewegen sich seine Lippen
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