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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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kein einziges Tier.
    Ausgestorben. Die gesamte Ebene von Carris wirkte bis auf ein paar dahinziehende Gänseschwärme vollkommen
    ausgestorben. Selbst hier am Berghang war es viel zu still: kein Eichelhäher schrie, kein Eichhörnchen sprang umher.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Baron Poll. »Ich bin in diesem Land geboren. Als Junge bin ich hier herumgetollt. Etwas Derartiges habe ich noch nicht gesehen.«
    Er deutete auf ein paar grüne Felder etwas weiter links, nur zwei Meilen unterhalb von ihnen, wo ein Obstgarten eine Reihe von Eichen unterbrach. »Zu dieser Jahreszeit zieht hier stets ein Schwarm Krähen von Norden her auf seiner Bahn vorbei. Wenn Ihr der Eichenreihe mit dem Finger in den Himmel folgt, müßtet Ihr eine recht gute Vorstellung von ihrer Flugbahn bekommen.
    Aber heute sehe ich hier nichts davon. Nicht einen einzigen Vogel. Krähen sind kluge Tiere. Sie erkennen Gefahren besser als ein Mensch. Sie wissen, daß sich eine Schlacht zusammenbraut, daher folgen sie den Soldaten in der Hoffnung, sich anschließend den Bauch vollschlagen zu können.
    So, und dann schaut dort hinunter, wo diese Nebelbank dicht über dem etwas höher gelegenen Gelände hängt.« Jetzt zeigte er fast genau geradeaus, auf eine Stelle fünf Meilen nördlich vom Fuß des Hügels. »Seht Ihr, wie die Gänse darüber hinwegziehen? Auf diesen Feldern wächst guter Hafer, außerdem gibt es Teiche, in denen sie schwimmen können. Jede Gans, die eines Ganters würdig ist, sollte eigentlich dort unten sein. Aber sie kreisen nicht über den Feldern, um sich zu vergewissern, ob die Landung sicher ist.
    Sie wissen, daß Gefahr droht, fliegen von einer Nebelbank zur nächsten und trauen sich nicht zu landen.«
    »Aber warum?« fragte Averan.
    »Sie fürchten sich. Zu viele Soldaten in der Nähe, die durch den Nebel schleichen.«
    Averan sah ihn von der Seite an, als glaubte sie, Baron Poll versuche bloß, ihr angst zu machen. Das Mädchen wirkte auf Roland müde oder krank. Ihre Augen trieften, und sie hüllte sich in ihren Umhang, als litte sie an einer Erkältung.
    »Ich meine es ernst. Seht Ihr die Nebelbank dort hinten, links von uns, jenseits der Hügel? Sie liegt bestimmt zweihundert Fuß höher als alle anderen Nebelbänke, und die Farbe ist ein wenig zu bläulich. Sie zieht bergab, obwohl sie eigentlich, von der Morgensonne angewärmt, nach oben steigen sollte. Raj Ahtens Männer, wette ich, mit einem Flammenweber, der sie verbirgt. Unsere Späher behaupten, er habe sich eines solchen Nebels bedient, um sich darin auf seinem Marsch durch Heredon zu verstecken. Würdet Ihr in diese Nebelbank hineinspazieren, Ihr würdet auf jede Menge Kampfhunde, FrowthRiesen und Unbesiegbare stoßen.
    Und dort, ein Stück weiter hinten auf dem hügeligen Gelände, befindet sich eine weitere Bank aus diesem ölig blauen Nebel.
    Dann seht hier links von uns nach oben. Eine dritte Truppenkolonne.«
    Roland sperrte staunend den Mund auf und lehnte sich auf seinem Roß zurück. Baron Poll mochte recht haben. Die drei Nebelbänke bewegten sich aufeinander zu, dabei hätte keine wie auch immer geartete Windströmung dies je bewirken können.
    »Und dann, dort unten, auf der anderen Seite von Carris, in der Nähe des Flusses. Ich wette, dort sind Wasserzauberer am Werk. Seht Ihr den riesigen Nebel dort?«
    »Ich glaube, das ist nur natürlicher Nebel«, entgegnete Roland. »Er ist nicht verfärbt.«
    Baron Poll zog eine Braue hoch. »Mag sein. Aber er entfernt sich nur an dieser einen Stelle vom Fluß und nirgendwo sonst.
    Das Werk von Wasserzauberern. Der Nebel wird von besserer Qualität sein und natürlicher aussehen als der Rauch eines Flammenwebers. Ich würde sagen, in diesem Nebel verbirgt sich das Gros von Paldanes Verstärkungen, die von Cherlance aus in Richtung Süden marschieren.« Der Baron zog sich die Hosen hoch wie ein Bauer, bevor er an die Arbeit geht. »Wir müssen uns vorsehen. Die Straßen vor uns wirken menschenleer, aber der Schein kann trügen.«
    Die grüne Frau zeigte auf den Nebel über den Niederungen und fragte: »Nebel?«
    »So ist es, Nebel«, erwiderte Roland und erweiterte ihren Wortschatz um ein Wort.
    Sie zeigte auf eine Wolke am Himmel. »Nebel?«
    »Wolke«, verbesserte er und überlegte, wie man den
    Unterschied deutlicher erklären konnte. Er sah blinzelnd in die Sonne und zeigte darauf. »Und da oben ist die Sonne. Sonne.«
    »Sonne, nein«, rief die grüne Frau und warf verängstigt rasch einen Blick auf die

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