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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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durchbrach die Wasseroberfläche.
    Sie hustete, stieß das Wasser aus ihren Lungen.
    Das schwerelose Treiben im Wasser war ihr leicht
    erschienen. Jetzt stellte sie fest, wie schwierig es war, in Kleidern zu schwimmen. Mit hektischen Bewegungen bahnte sie sich ihren Weg durch den eisigen Burggraben und paddelte los, um zwischen den Teichkolben ans Ufer krabbeln zu können.
    Das Wasser zog schwer an ihrer Reitkleidung, und ihr war, als versuchte sie in einem Kettenhemd zu schwimmen. Sie sah ihren Bogen mitsamt Köcher in der Nähe treiben. Die Hälfte ihrer Pfeile war aus ihrem Köcher herausgeschleudert worden.
    Sie griff sich ihre Waffen.
    Dann schwamm sie zu den Teichkolben hinüber, kletterte ans Ufer und sank erschöpft ins Gras. Das eisige Wasser hatte sie gefühllos gemacht, sie zitterte vor Kälte. Hagel prasselte auf sie herab.
    Im Gras liegend blickte sie hinauf in den düsteren, bedrückenden Himmel. Ringsum herrschte Finsternis,
    größtenteils jedoch sammelte sie sich hügelaufwärts über dem königlichen Bergfried.
    Myrrima kämpfte sich auf die Knie hoch. Ihr Pferd soff aus dem Burggraben. Sie war überrascht, es lebend vorzufinden, denn sie war überzeugt gewesen, der Blitz hätte es durchbohrt. Andererseits hatte sie in Bannisferre einen Mann gekannt, den bei drei verschiedenen Gelegenheiten der Blitz getroffen hatte und der nichts weiter als ein paar Brandnarben und ein taubes Gesicht zurückbehalten hatte. Entweder hatte das Pferd Glück gehabt, oder die Banne der Wasserzauberer hatten es geheilt.
    Weiter draußen auf dem Feld lagen Sir Donnor und sein Pferd – tot. Myrrima brauchte nicht nachzusehen, um sicher zu sein. Sir Donnor war in mehrere Teile zerfetzt worden, und sein Tier lag so verrenkt da, als wäre es nie ein Pferd gewesen.
    Myrrima rappelte sich mühsam hoch, bespannte ihren Bogen und legte einen Pfeil ein.
    Wiehernd vor Angst gelang es ihrem Pferd, sich einen Weg das Ufer hinauf zu wühlen, dann galoppierte es fort von der Burg, quer durch das Tal hinüber zu den Bergen, wo Jureem sich versteckt hielt. Myrrima lief in der Dunkelheit über die Zugbrücke und hinauf zur Burg Sylvarresta.
     
    Staunend betrachtete der klumpfüßige Junge die Kammer des Zauberers, die von den Deckenbalken hängenden
    Kräuterbündel, die aus gedrehtem Seil gefertigten Körbe über dem Kaminsims, die getrocknete Kräuter enthielten. Iome mußte an Binnesman denken, der sich am Morgen auf die Suche nach diesen Kräutern gemacht hatte, und sah sich verzweifelt nach irgend etwas um, mit dem der Zauberer sich vielleicht gewehrt hätte. Sie hoffte, daß Binnesman seinen Stecken hiergelassen hatte, doch der war nirgends zu sehen.
    Sie erblickte einen Beutel auf einem niedrigen Hocker und lief hin. Es war derselbe Beutel, in dem Binnesman am Morgen die Kräuter hergebracht hatte. Sie stülpte ihn um. Dutzende Goldlorbeerblätter, Rinden-und Wurzelstücke sowie Blütenblätter fielen heraus, die Überbleibsel seines Handwerks.
    Iome sammelte sie auf und hielt sie in der Hand. Sie zuckte zusammen und lauschte. Das Herz schlug ihr bis in die Ohren.
    Der klumpfüßige Junge stöhnte vor Entsetzen und rang keuchend nach Atem. Sturm umtoste die Burg, daß das Feuer im Kamin unruhig flackerte.
    Oben in meinem Zimmer befinden sich Opale, überlegte Iome, und erinnerte sich, wie hell sie unter Binnesmans Händen aufgeglüht hatten. Verglichen mit denen, die sie dem Zauberer mitgebracht hatte, waren sie von minderer Qualität, doch im Augenblick sehnte sich Iome alles herbei, was ihr nur den geringsten Schutz bieten konnte.
    Sie hörte Schritte über sich, schwere Füße auf Dielenbrettern.
    Ihr Herz pochte.
    Binnesman? überlegte sie. War es möglich, daß der Zauberer im Bergfried war? Oder war es der Glorreiche der Finsternis?
    Wer immer es war, er befand sich im Erdgeschoß.
    Der Glorreiche kann es nicht sein, versuchte Iome sich einzureden. Ein solches Geschöpf würde auf das Dach hinauffliegen. Dort würde es landen wie Graak, dahocken und gelegentlich mit den Flügeln schlagen. Es würde nicht vor der Eingangstür landen und das Haus wie eine gewöhnliche Dienstmagd betreten.
    Er hat es auf dich abgesehen, hallte Gaborns Warnung immer wieder in ihrem Kopf wider.
    Die Bestie schlich über den Fußboden. Sie hörte das Scharren von Krallen auf den hölzernen Dielenplanken, als es die Tür oben erreichte. Sie hörte, wie das Wesen schnupperte, die Luft prüfend durch die Nase sog und eine Witterung aufnehmen

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