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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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meine Armeen nicht in Crowthen überwintern lassen. Ich werde sie dorthin schicken, wo sie gebraucht werden.«
    »Natürlich, natürlich«, antwortete Celinor in fast fle-hentlichem Ton. Dann hob er den Kopf und sah Borenson.
    Lächelnd rief Borenson über die kurze Entfernung: »Prinz Celinor, Sir Skalbairn, darf ich Euch meine Gemahlin vorstellen?«
    Der Hauptmarschall grüßte mit einem Nicken, und Prinz Celinor musterte Myrrima lediglich anerkennend von Kopf bis Fuß.
    »Ich werde mein Pferd holen«, verabschiedete sich Celinor.
    Als er vorüberging, roch Borenson den üblen Gestank von Alkohol an ihm. Der Prinz bahnte sich seinen Weg durch die Menge zum Nordende des Turnierplatzes.
    »Was hatte das denn zu bedeuten?« fragte Borenson den Hauptmarschall und blickte dem hünenhaften Mann ins Gesicht. Skalbairn ragte über ihm auf wie ein Bär. »Wie war das mit dem Überwintern in Crowthen?«
    Der Hauptmarschall betrachtete Borenson, als wollte er abschätzen, wieviel er ihm erzählen sollte. Was er zu sagen hatte, gehörte offensichtlich nicht zu den Dingen, die König Anders aus Süd-Crowthen in aller Öffentlichkeit besprochen wissen wollte. Doch der Hauptmarschall war ein robuster Kerl, der sich davon nicht beeindrucken ließ. »In Beldinook erreichte mich die Kunde von Raj Ahtens Angriff vor ungefähr vier Tagen. Es waren jedoch König Anders’ Boten, die die Nachricht überbrachten und die mich baten, die Redlichen Horden der Unabhängigen Ritter nach Süd-Crowthen zu fuhren. Außerdem brachten sie Geld mit, um unseren Marsch zu finanzieren. Es war allerdings um die Hälfte zuviel Geld.
    Für mich roch das nach Bestechung.«
    »Er will die Unabhängigen Ritter bestechen?«
    »Ich hatte Verständnis für Anders’ Notlage«, fuhr der Hauptmarschall fort. »Welcher König wollte nicht, daß die Unabhängigen Ritter in seinem Reich ihr Lager aufschlagen, wenn Raj Ahtens Armeen durch die Lande ziehen?
    Genaugenommen erschien mir der Zug nur logisch. Wir trieben Raj Ahten in die Berge, und ich befahl meinen Männern, ihn weiter zu verfolgen.
    Als ich jedoch gestern abend in Crowthen eintraf, stellte ich fest, daß Anders noch immer wollte, daß meine Armeen nach Crowthen marschieren und dabei die größere Bedrohung für Mystarria außer acht lassen. Soeben bedrängte mich sein Sohn, an ihrer ›Übereinkunft‹ festzuhalten, wenigstens vorerst.«
    »Was werdet Ihr tun?«
    »Anders wird außer sich sein. Ich werde ihm sein Gold zurückschicken – wenigstens den größten Teil davon.«
    »Das klingt, als sei Anders eine Memme«, sagte Borenson.
    Woraufhin ein gefährliches Funkeln in den Augen des Hauptmarschalls aufblitzte. »Unterschätzt ihn nicht. Ich fürchte, er ist schlimmer als ein Feigling.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Er will meine Truppen, und das unbedingt. Ein Feigling würde sie zu seinem Schutz wollen. Doch auf meinem Ritt nach Crowthen kam mir ein Gedanke: Was, wenn er sich gar nicht vor Raj Ahten fürchtet? Was, wenn er in Wahrheit vor dem Erdkönig Angst hat?«
    »Vor Gaborn?« erwiderte Borenson erstaunt, der sich nicht vorstellen konnte, Anders könnte vor dem Jungen Angst haben.
    »An der Grenze erhielt ich den Beweis. König Anders hatte Truppen längs der Straße postiert und allen Bauern und sogar den Händlern verboten, nach Heredon einzureisen. Seine Truppen erklären Gaborn zum Betrüger und behaupten, es sei reine Zeitverschwendung, ihn aufzusuchen, und daher eine Verletzung von Anders’ Interessen.«
    »Wenn Anders kein Interesse daran hätte, selbst die Wahrheit zu erfahren«, grübelte Borenson laut, »wäre das eine Sache. Aber seinem Volk zu verbieten, hierherzukommen? Das ist schlimm.«
    »Betrachtet es von seinem Standpunkt aus«, sagte Skalbairn.
    »Seit über zweitausend Jahren gab es in ganz Rofehavan keinen Erdkönig mehr. Seit jener Zeit jedoch wurden geringere Männer zum König ernannt, die Länder wurden aufgeteilt und man stritt sich um sie.
    Was wird aus Anders werden, wenn das Volk sich erhebt und dem Geschlecht Orden seine Dienste anbietet? Wird man ihn in den Rang eines kleinen Lords zurückstufen? Oder wird man ihn bitten, sich zu verneigen und einen Kratzfuß zu machen wie ein gewöhnlicher Bauer?
    Ihr und die Bürger haltet es vielleicht für eine gute Sache, einen Erdkönig zu haben, aber denkt an meine Worte: Könnte Anders den Jungen töten, würde er es tun. Und er dürfte nicht der einzige Lord in Rofehavan sein, der so empfindet.«
    »Verdammt«, fluchte

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