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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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stellte fest, daß sie zitterte und nicht wußte, was sie ihm sagen sollte.
    Es war ihm gelungen, den Schal loszubinden, und er wandte ihr den Rücken zu, schlang sich das Tuch um den Hals und versuchte, noch immer mit den Panzerhandschuhen an den Händen, es zu verknoten, was er wegen des dicken Leders und der Verstärkung aus Stahlringen kaum zustande brachte.
    Myrrima ging um ihn herum, band das verdammte Ding für ihn fest, und ihre Hände zitterten selbst so stark, daß sie ebenso ungeschickt war wie er. Sie sah ihm ins Gesicht. Sein Haar war schlammverschmiert, und über einer tiefen Scharte über seinem rechten Auge gerann das Blut.
    »Hast du zugeschaut?« fragte er.
    Myrrima nickte wortlos und bekam das Ding endlich
    zugebunden. Sie konnte den Schal nicht mehr erkennen.
    Tränen traten ihr in die Augen.
    »Verdammter Kerl, ich könnte dir das jetzt um deinen Leichnam binden.«
    Borenson lachte, ein kurzes, nervöses Bellen.
    »Bedeute ich dir so wenig, daß du mir so etwas nicht vorher erzählst?« fragte sie.
    »Ich habe versucht, dich zu finden«, erklärte Borenson. »Aber du warst weder auf dem Fest des Königs noch beim königlichen Turnier. Seit heute morgen hat dich niemand mehr gesehen. Und Sir Skalbairn hatte mich herausgefordert und einen Zweikampf noch vor Sonnenuntergang gefordert.
    Es war eine Frage der Ehre!«
    Myrrima wurde bewußt, daß sie natürlich niemand gesehen haben konnte. Sie war sorgsam darauf bedacht gewesen, daß niemand erfuhr, wohin sie ging. »Du hättest warten können.
    Liebst du mich weniger als deine Ehre?«
    Nie zuvor hatte sie ihm gegenüber von Liebe gesprochen.
    Gaborn hatte ihre Hochzeit in die Wege geleitet, und sie hatte eingewilligt. Alles in allem kannte sie Borenson kaum eine Woche. Dennoch hatte sie ihn geheiratet, und obwohl sie erst kurze Zeit zusammen waren, war sie in ihn verliebt. Dasselbe wollte sie nun von Borenson hören.
    »Natürlich nicht«, gab Borenson zurück. »Aber was bedeutet ein Leben ohne Ehre? Wäre ich ein geringerer Mann, könntest du niemals eine Zuneigung für mich entwickeln.«
    Genau in diesem Augenblick blickte Borenson über ihre Schulter, und Myrrima drehte sich um und wollte sehen, was seine Aufmerksamkeit erregte. Es war die Pferdeschwester Connal, die Myrrima ihren Bogen und Köcher brachte.
    Myrrima hatte sie auf dem Hügel fallenlassen.
    »Meine Dame«, sagte Connal. »Ihr habt dies vergessen.«
    Myrrima nahm die Waffe mit einer Hand entgegen.
    »Erin Connal, seid gegrüßt!« sagte Borenson. »Ich wußte nicht, daß Ihr im Lager seid.«
    »Ich bin seit gestern hier«, antwortete Pferdeschwester Connal, »und habe nichts Besseres zu tun, als den ver-faulenden Kopf des Greifers zu bewundern, den Ihr gestern im Morgengrauen hergeschleppt habt.«
    »Ihr beide seid Euch schon begegnet?« fragte Myrrima.
    Borenson erwiderte zögernd: »Ein paarmal. Der alte König Orden war ein Freund ihrer Mutter, daher hat er auf seinen Reisen durch Fleeds gewöhnlich in ihrem Palast haltgemacht.«
    »Freut mich, Euch zu sehen.« Erin senkte den Kopf wie eine schüchterne Dame.
    Myrrima gefiel das nicht. Sie mochte die Vorstellung nicht, daß die beiden sich kannten, daß Connal sich zu ihrem Gemahl hingezogen fühlte. Mit ungezierter Offenheit fragte sie: »Hast du das gewußt: Sie möchte von dir Kinder haben?«
    Borenson schnaubte überrascht und wurde rot im Gesicht.
    »Naja, natürlich will sie Kinder von mir haben, welche Pferdefrau wollte das nicht?« Er redete wie vor einem Haufen Saufkumpane. Dann wurde er unsicher, bemerkte seine Vorschnelligkeit und setzte scherzhaft hinzu: »Aber das kommt natürlich nicht in Frage, nicht wahr, mein Lämmchen?«
    Myrrima, alles andere als besänftigt, lächelte mit zusammengepreßten Lippen.
KAPITEL 7
Der Hauptmarschall
    B
    orenson wandte sich ab und wäre am liebsten vor seiner Gemahlin davongelaufen. Er wagte nicht zu fragen, was sie mit einem Bogen tat oder weshalb sie sich in Gesellschaft von Erin Connal befand.
    Zum Glück mußte er seine Ausrüstung für die nächsten Herausforderer vom Platz schaffen, also ging er zu seinem Pferd und geleitete das Tier und die Frauen hinüber zum Hauptmarschall.
    Der war in eine geflüsterte Unterhaltung mit dem Prinzen vertieft. Doch Borenson besaß zwei Gaben des Gehörs, so daß er deren Ende mitbekam. »Sagt Eurem Vater, er kann sein gottverfluchtes Geld behalten«, fauchte der Hauptmarschall.
    »Sollte dieser Junge tatsächlich der Erdkönig sein, werde ich

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