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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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mir.«
    Es gelang ihr, zwei Welpen auf jeden Arm zu nehmen, dann begab sie sich zur Zwingertür, gefolgt von einem Dutzend junger Hunde, die an ihren Fersen knabberten und Aufmerksamkeit heischend an ihren Beinen kratzten. Sie hatte Angst, wenn sie die Tür zu lange offenließ, könnten sie fortlaufen.
    So beschäftigte sie sich gerade mit dem Riegel, als die Tür weit aufgerissen wurde.
    Dort stand, einen Diener im Rücken und dahinter ihre Days, Iome Sylvarresta, beleuchtet nur von den Sternen.
    Myrrima war sicher, Iome wäre ihr nur gefolgt, um sie beim Diebstahl der Welpen zu erwischen. »Oh, Euer Hoheit«, brachte sie hervor, »welch Überraschung!«
    Iome warf einen Blick auf die Welpen, dann blickte sie zurück zum Bergfried, als sei sie ebenso bestürzt, erwischt worden zu sein.
    Daraufhin reckte sie plötzlich entschlossen das Kinn vor und setzte eine strenge Miene auf. »Schläft der Bursche Kaylin hier?«
    »Ja, er ist hier«, antwortete Myrrima.
    Iome entschuldigte sich nicht für das, was sie im Sinn hatte.
    Selbst als Königin weigerte sie sich, Gaben von anderen Menschen anzunehmen und deren Leben zu gefährden.
    »Ich benötige ebenfalls ein paar von diesen hier«, sagte Iome steif und entschlossen. »Wenn ich Euch eine Hilfe sein soll.«
     
    Spät an jenem Abend, nachdem die Lords gegangen waren, stand Gaborn hellwach in Sylvarrestas altem Studierzimmer im vierten Stock des Königsturms und blickte hinaus auf die Hügel im Südwesten. Der Fußboden war vor kurzem mit trockenem Mädesüß bestreut worden, und er hatte die goldenen Blüten bei seinem Weg durchs Zimmer zerdrückt und den Raum mit einem köstlichen, angenehmen Geruch erfüllt.
    Borenson hatte den Bergfried fast drei Stunden zuvor verlassen. Iome hatte sich vor einiger Zeit auf ihr Zimmer zurückgezogen, wenn Gaborn sich auch nicht vorstellen konnte, daß sie schlief. Schließlich waren sie frisch verheiratet, und er stellte sich vor, wie sie wach dalag und sich sorgte, genau wie er.
    Doch vielleicht auch nicht. Er hoffte, sie schlief. Eine Woche zuvor hatte Borenson ihre Übereigner erschlagen, und Iome hatte ihre sämtlichen Gaben des Durchhaltevermögens verloren. Sie brauchte jetzt Schlaf, genau wie jeder gewöhnliche Mensch. Gaborn dagegen besaß seine Gaben des Durchhaltevermögens und der Muskelkraft noch. In Zeiten übergroßer Anstrengung schlief er daher nicht viel, sondern zog es vor, im Stehen auszuruhen, wobei er seinem Verstand gelegentlich gestattete, sich in einen Wachtraum zurückzuziehen.
    Hoffentlich wartete Iome nicht auf ihn. In dieser Nacht wollte er allein sein.
    Ein Teil der Gärten des Königs befand sich dort hinten unterhalb des Studierzimmers. Ein Froschpaar quakte im Wasser eines spiegelnden Teiches. Ein rattenähnlicher Ferrin in zerlumpter Kleidung trat an den Weiher, um zu trinken. Die Frösche verstummten. Das seltsame Geschöpf blickte sich mit hellen Augen um. Gaborn sog den Duft der frischen Luft ein, die durch das offene Fenster hereinwehte, und blickte hinaus zu den Sternen.
    Die Lager unterhalb der Stadt lagen jetzt im Dunkeln, und die Menschen bildeten eine dichtgedrängte Masse. Gaborn spürte noch immer die Gefahr, die sie umgab, spürte, wie sie, einer Schlinge um seinen eigenen Hals gleich, sich immer mehr zusammenzog. Und er fühlte, wie sie anwuchs, während sie nach Norden kamen. Eine halbe Million Menschen mitsamt ihren Pferden und ihrem Vieh. und sie alle standen unter seinem Schutz. Der Glorreiche der Finsternis befand sich unaufhaltsam in nördlicher Richtung ziehend auf dem Weg hierher.
    »Möge die Erde euch verbergen. Möge die Erde euch heilen.
    Möge die Erde euch zu den ihren machen«, sprach er leise den alten Segen.
    Die bevorstehende Aufgabe machte ihm angst. Im
    Morgengrauen würde er sein Volk verlassen und nach Süden in den Krieg ziehen. Er konnte nichts weiter tun als hoffen, daß die Menschen dem Zorn des Glorreichen der Finsternis entgingen.
    So viele waren von ihm abhängig, und er wollte einen jeden retten und würde alles in seiner Macht Stehende dahingehend unternehmen. Denn obwohl er der Erdkönig war, stellten seine Kräfte etwas Neues für ihn dar, wenngleich sie in ihm anwuchsen. Er fühlte sich unbeholfen. Unfähig.
    Falls irgendwer von uns dies überlebt, dachte er, werde ich mit dem Andenken an jene fertig werden müssen, denen ich nicht helfen konnte. Zum Wohle meines eigenen Gewissens darf ich keinen im Stich lassen.
    Lange Zeit grübelte er über einige

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