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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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so wie die Sonne den Mond übertraf. Und damit würde er jetzt beginnen.
     
    *
     
    Kortanul neigte den Kopf. » Wie Ihr wünscht, Exekutor. « Seinen Worten zum Trotz sprach er nur mit Widerwillen. Adun und Jake warteten geduldig.
    » So unmöglich es auch scheinen mag, es gibt solche unter uns, die alles zerstören würden, was wir im Laufe der vergangenen tausend Jahre aufzubauen versuchten. Sie stellen die Khala in Frage. Sie bestehen darauf, dass das Recht des Einzelnen Vorrang hat vor dem Allgemeinwohl. Einige griffen sogar zu solch drastischen Maßnahmen wie Selbstverstümmelung, um ihre Verbindung zur Khala zu trennen. «
    Obgleich er mit Worten sprach anstatt auf intimerem Wege, konnte Kortanul seinen Ekel nicht ganz verhehlen. Und Jake und Adun fühlten mit ihm.
    » Das darf nicht sein! « , schrie Adun. » Was hoffen sie zu erreichen? Wollen sie uns Tausende von Jahren zurückwerfen, in jene Zeit, da wir nicht mehr waren als Tiere des Dschungels – oder schlimmer noch –, weil wir uns unserer selbst bewusst waren. Sie wissen doch, dass die Khala der größte Segen ist, den die Protoss je empfingen! Warum wollen sie unsere Erlösung verderben? «
    Die Mitglieder des Konklaves tauschten untereinander Blicke. » Möchtet Ihr sie persönlich danach fragen? «
    Jake erschrak. Selbst in ihrer Mitte fanden sich diese… diese Frevler?
    Einen Augenblick lang war Adun ganz still. Es war jene tiefe Stille, die allen Protoss eigen war, die von den Templern jedoch fast zur Kunst erhoben wurde. » Ja « , sagte er schließlich. » Ja. Ich würde gern wissen, warum einer dieser… Abtrünnigen…so denkt und empfindet, wie er es tut. «
    Ein leises, zustimmendes Murmeln huschte durch Jakes Kopf. Eine solche Einstellung war so unbegreiflich, so falsch, dass selbst er sich davor fürchten würde, einen Geist zu streifen, der derlei Gedanken barg. Und doch trat Adun mutig vor. Er war, wie Jake und all die anderen längst wussten, ein wahrer Beschützer seines Volkes. Er war nicht nur fähig und darauf trainiert, die Protoss vor Gefahren von außen zu schützen, Adun besaß darüber hinaus die tiefer reichende Kraft, sie gegen diesen heimtückischen, bislang unvorstellbaren Angriff von innen zu verteidigen.
    Kortanul nickte einem der Khalen’ri zu, die reglos wie Statuen nahe der ovalen Türöffnung standen. Der Wächter verbeugte sich tief, und einen Augenblick später kehrte er mit einem der Frevler zurück.
    Jake hatte einen tobenden Fanatiker erwartet, einen Wahnsinnigen, der vielleicht nicht unbedingt um sich schlug, aber doch wenigstens eine offensichtliche Bedrohung darstellte.
    Als man dann das halbwüchsige Mädchen hereinbrachte, von schlankem Wuchs und zerbrechlich aussehend, den Kopf jedoch hoch erhoben, hatte Jake alle Mühe, sein Erstaunen zu verbergen.
    Ihre Haut war nass, und der ungesunde Teint verriet Jake, dass sie lange weggesperrt gewesen war, an einem Ort, wo die lebensspendenden Strahlen von Sonne, Mond und Sternen sie nicht berühren konnten. Das Konklave hätte sie freilich nicht verhungern lassen. Aber sie hatten ihr offenkundig nur ein Minimum an Nahrung zukommen lassen. Ihr Geist war gegen Jakes Zugriff abgeschottet, aber er konnte sich vorstellen, dass es sie ängstigen musste, hierher gebracht zu werden, vor den Exekutor, die schmalen Handgelenke mit leuchtenden, aufgeladenen Kristallen gefesselt.
    Adun hatte sich erhoben und sah dem Mädchen gespannt entgegen. Kühl erwiderte sie seinen Blick.
    » Das ist die Frevlerin? « , fragte Adun.
    » Lasst Euch nicht von ihrem Äußeren täuschen « , sagte Korta-nul. » Sie ist stärker, als sie aussieht. «
    Adun nickte beiläufig, seine Aufmerksamkeit ganz auf das Mädchenkonzentriert.
    » Sprich, Kind « , forderte er sie sanften Tones auf. » Ich möchte hören, was du zu sagen hast. «
    Sie reagierte mit einem Gedanken, der so voller Ärger war, dass Jake blinzelte. » Ihr werdet mich anhören, aber Ihr werdet mir nicht zuhören. Ihr werdet mich nicht verstehen. «
    » An Lügen und Ketzerei gibt es nichts zu verstehen! « , fuhr ein Mitglied des Konklaves auf, nicht fähig oder, eher wohl, nicht willens, seine Gedanken abzuschirmen.
    Adun hob eine Hand. » Ihr habt mich gebeten, mit ihr zu sprechen. Also lasst mich das tun. «
    Das Mädchen hielt seine Gedanken und Gefühle gut unter Verschluss. Für jemanden ihres Alters, der zudem noch so übel behandelt worden war, hatte sie sich hervorragend im Griff. Widerwillig musste Jake ihr leise

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