Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
Vom Netzwerk:
war, hatten sie sich an die einzige Person gewandt, die es nicht verbocken würde: Rosemary Dahl.
    Da sie jedoch nicht dumm war, hatte sie außerdem erkannt, dass sie die einzige Person war, die momentan alle für entbehrlich hielten.
    Aber damit konnte sie leben. Ihr war auch bewusst, dass niemand sie mochte, aber selbst das störte sie nicht im Geringsten. Jedenfalls… hatte es sie nicht gestört. In letzter Zeit allerdings hatte sie angefangen, die Augenblicke zu genießen, in denen sie und Jake gut miteinander auskamen. Weder er noch Zamara oder einer der anderen Protoss vertrauten ihr, und sie verstand, warum. Aber jetzt hatten sie alle dasselbe Ziel, nämlich von diesem Planeten herunterzukommen.
    Was das anging, konnten sie ihr also vertrauen, und im Moment war das alles, was zählte.
    Sie versuchte sich alles in Erinnerung zu rufen, was Jake ihr über diesen Ort erzählt hatte. Wie er gesagt hatte, waren die Wände zu Beginn ihres Abstiegs glatt gewesen. Und als das natürliche,vom Eingang herabfallende Licht allmählich versiegte, sorgte anderes Licht – in die Wände eingebettete Kristalle – für sanfte, aber ausreichende Helligkeit. Sie stellte fest, dass sich die Beschaffenheit der Wände veränderte, je tiefer sie kam, und nahm sich einen Moment Zeit, die Farben zu betrachten, wie sie sich im schwachen Licht der leuchtenden Kristalle zeigten: schwarz, silbern und grau und von fadenartigen Einschlüssen wie Adern durchzogen.
    Die Temperatur nahm ab, je tiefer Rosemary unter die Erde vordrang. Einmal hielt sie inne und spitzte die Ohren. Jetzt konnte sie es hören, jenes leise Pulsieren. Ihre Lippen formten ein Lächeln. Es klang wie der Schlag eines Herzens, genau wie Jake es beschrieben hatte. Kein Wunder, dass Temlaa und Savassan aus der Fassung geraten waren, als sie es vernommen hatten.
    Die Treppe machte eine Biegung, und Rosemary blickte auf einmal in Dunkelheit. Von dieser Stelle an gab es keine Kristalle mehr, die ihr Licht gespendet hätten. Ein Luftzug stieg aus der riesigen Höhle unter ihr empor, die sie nicht sehen konnte, von der sie aber wusste, dass sie da war.
    Rosemary erreichte das Ende der Stiege und holte das Pig hervor, um sich zu vergewissern, ob sie immer noch so allein war, wie sie glaubte. Perfekt. Jakes Worten zufolge würden Lichter angehen, sobald sie die Höhlen hier unten betrat, und damit würde sie ihre Anwesenheit jedem, der sich in der Nähe befand, verraten.
    Sie schob das Pig zurück in ihre Tasche und machte einen Schritt vor.
    Und tatsächlich glommen die Lichter auf, ein weiches Weiß, das im Kontrast zu den getönteren, edelsteinartigen Lichtquellen stand, die den Weg hier herunter beleuchtet hatten. Der Bereich, den das Licht ihr zeigte, war noch größer, als sie es erwartet hatte. Mit geübtem Auge nahm sie alles in sich auf: Der Boden war flach und eindeutig künstlich angelegt, in die Decke waren Edelsteine eingelassen, die Licht spendeten, und alles war perfekt erhalten.
    Jake wäre aus dem Häuschen gewesen.
    Ihr Blick fiel auf ein Rechteck aus Edelsteinen, das auf einer Steinsäule zu sehen war, und sie wusste: Wenn sie es in diesem Goldenen-Schnitt-Verhältnis, von dem Jake so fasziniert war, berührte, würde in der Stirnwand eine Tür zum Vorschein kommen.
    Als Temlaa die Edelsteine vor langer Zeit so berührt hatte, war eine Art Podium erschienen. Ein Podium, auf dem sechs ausgedörrte Protossleichen gelegen hatten. Der Anblick hatte den armen Temlaa fürchterlich erschreckt. Rosemary fragte sich beiläufig, ob die Toten wohl noch da sein mochten, aber es interessierte sie nicht wirklich. Sie war hier, um nachzusehen, ob die Tal’darim so tief in die Höhlen vorgestoßen waren.
    Rosemary sah auf die Karte und nickte. Es gab fünf ovale Durchgänge in den Wänden, die in fünf verschiedene Richtungen führten, genau wie Jake es eingezeichnet hatte. Sie näherte sich der Tür, die Temlaas Meinung nach am ehesten dem Goldenen Schnitt entsprochen hatte, und legte den Finger darauf. Dann trat sie vor, blieb aber wieder stehen. Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht.
    An der Wand neben der Tür war eine kleine schwarze Markierung zu sehen.
    Rosemary verspürte ein Schaudern, als sie die Hand hob, um das Zeichen zu berühren, das Temlaa vor rund zweitausend Jahren an dieser Stelle angebracht hatte. Hier unten verwitterte nichts, es gab weder Wasser noch Wind oder Hautfette und -öle von Menschen oder Protoss, keine Einflüsse, die die Markierung hätten

Weitere Kostenlose Bücher