Schattenjäger
Kopf sackte kraftlos zurück, sie schloss die Augen, schnurrte beinahe vor Zufriedenheit.
»Du hattest recht, Alzadar«, sagte Feianis. »Das Geschenk des Xava’tors wirkt auch bei Terranern.«
»Diese Frau hier ist besonders empfänglich dafür, aber ja, terranische Haut hat Ähnlichkeit mit der unseren. Auch wenn sie sehr viel primitiver ist. Der Sonnentropfen hat sie erreicht. Wir können ihr die Fesseln abnehmen. Sie gehört jetzt zu uns.«
Abermals kamen die Hände und berührten ihren Körper, während sie die Fesseln durchschnitten, die sie hielten. Noch mehr von dieser Salbe, die so ein angenehmes Gefühl verursachte, wurde ihr auf Hals und Handgelenke gerieben, und diesmal half Rosemary Dahl dabei. Weil sie begierig auf mehr war. Sie strich sich mit den eigenen Händen über die Haut und massierte das beruhigende, glitschige Zeug mit einem leisen, entspannten Seufzen ein.
Sonnentropfen.
Das Wort gefiel ihr.
*
Rosemary schrie.
Während der vergangenen trägen, treibenden, umnebelten Stunden – sie hatte keine Ahnung, wie viele es gewesen waren – hatte sie das nicht geschert. Sie war zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit hin- und hergeglitten, ihre Träume waren so sanft und süß gewesen wie die Realität, während sich der äußerlich aufgetragene Sonnentropfen durch ihren Körper wand.
Aber vor einer Stunde etwa hatte die Wirkung angefangen nachzulassen, die Euphorie schwand Stück um Stück, bis sie in Unbehagen umgeschlagen war und dann in Schmerz und nun in die entsetzliche und schrecklich vertraute Agonie von Entzugserscheinungen.
Die anderen waren verschwunden, gingen dem nach, was immer sie taten, wenn sie nicht damit beschäftigt waren, Fremde gefangen zu nehmen und sie abhängig zu machen. Nur Alzadar war geblieben, und er sprach mit seiner kühlen, völlig beherrschten geistigen Stimme über den Gönner, derweil sie sich durch die Ekstase brabbelte und fast schadenfroh stumm blieb, als sie allmählich wieder zu sich kam. Sie wusste, dass ihm bekannt war, wie sehr sie sich nach einer weiteren Dosis sehnte.
Sie kauerte sich zitternd in die Ecke und versuchte einen Klecks des Sonnentropfens zu finden, der vielleicht noch nicht richtig in ihre Haut einmassiert worden war.
Vergebens. Es war nichts mehr da, alles war längst absorbiert worden. Sie bekam eine Gänsehaut und kämpfte eine weitere Woge von Übelkeit nieder. Trotz ihres elenden Zustands fragte sie sich, wie es angehen konnte, dass ihr immer noch schlecht wurde, obwohl in ihrem Körper nichts mehr war, was sie hätte erbrechen können.
»Sag mir, dass du mehr willst, und du bekommst es, Rosemary Dahl«, sagte Alzadar, und er klang unendlich vernünftig. »Im Moment ist das alles, was ich hören will. Dein Geist schreit danach. Entscheide dich einfach, die Worte auszusprechen, und deine Qual wird Linderung finden.«
Sie schloss die Augen. Tränen quollen daraus hervor. Sie drängte sich gegen die Wand, drückte ihr erhitztes Gesicht gegen den kühlen, geschwungenen Stein. Sie wollte diesem Bastard nicht die Befriedigung geben, sie um die Droge betteln zu hören. Abgesehen davon würden sie ihr ohnehin früher oder später eine weitere Dosis geben, schließlich wollten sie, dass sie ihnen zu Diensten war. Folglich mussten sie ihr mehr geben.
»Stimmt«, sagte Alzadar. »Aber das wird nicht in absehbarer Zeit der Fall sein. Wie lange kannst du deinen Widerstand noch aufrechterhalten? Du kannst dein Leid mit einem einzigen Wort beenden. Ich muss gestehen, der Sonnentropfen scheint auf Menschen stärker zu wirken als auf Protoss. Ich beneide dich um deine Ekstase, aber nicht um das, was du jetzt durchmachst. Bist du ganz sicher, dass du nicht mehr haben willst?«
O Gott, ja, sie wollte mehr haben, und wie! Sie wollte es mehr als alles, was sie im Leben je gewollt hatte. Rosemary schloss dieAugen und zwang sich mit bloßer Willenskraft, eine Stunde lang zu schweigen und sich still zu verhalten.
Schließlich kam es, wie sie es erwartet hatte, und Alzadar trug mehr auf, und für eine Weile aalte sie sich in dem angenehmen Gefühl. Er fütterte sie, gab ihr Wasser, und sie aß und trank und döste.
Der Kreis begann von Neuem. Der Schmerz kehrte zurück, tiefgreifend und niederschmetternd und schlimmer als zuvor, ein tieferes Tief, das einem höheren Hochgefühl folgte, und diesmal schluchzte Rosemary ganz unverhohlen.
»Sag mir, dass du mehr willst, und ich werde dir mehr geben.« Alzadar erhob sich, kam zu ihr herüber
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