Schattenjäger
und ging in die Hocke. Sein mundloses Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. »Ich werde dafür sorgen, dass man dich wäscht und dir ein weiches Lager bereitet, wo du schlafen kannst, und dass man dir mehr von dem Sonnentropfen auf deine verlangende Haut aufträgt. Du brauchst nur darum zu bitten, und es wird geschehen.«
Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und starrte, in die blassblauen Augen des ehemaligen Templers.
Fahr zur Hölle!, war, was sie wirklich sagen wollte. Was aber über ihre trockenen, aufgesprungenen Lippen kam, hörte sich an wie: »Bitte… gib mir mehr. Ich werde alles tun, was du willst.«
Alzadar nickte erfreut, und seine Hände, voll mit der allen Schmerz heilenden Salbe, kamen in die Höhe und strichen über ihre ihm dargebotenen Handgelenke, so wie man ein geliebtes Haustier streicheln mochte.
Und als das Wohlbehagen kam und der Schmerz verging, empfand Rosemary nur Verachtung für sich. Sie wusste, dass sie nun vollends verloren war.
KAPITEL DREIZEHN
Kerrigan fühlte sich in ihrer Erregung beinahe… menschlich. Der Wandel war vollzogen. Der Kokon leuchtete, pulsierte, und das Wesen darin bewegte sich immer kraftvoller.
Sie war nicht sicher, welche Veränderungen ihre Schöpfung zeitigen würde. Sie durchlief denselben Prozess, mittels dessen auch Kerrigan selbst erschaffen, neu gemacht worden war. Doch sie wusste, dass der wiedergeborene Ethan nicht mit ihr identisch sein würde.
Aber die Details würden eine faszinierende Überraschung sein, so wie es für jede Mutter der Fall war, und ihre Schwingen öffneten und schlossen sich in gespannter Erwartung, während sie schaute und wartete.
Instinktiv wollte sie die Geburt beschleunigen, aber Kerrigan wollte Ethan nicht seinen Triumph stehlen. Sollte er sich selbst aus dem Kokon befreien, wie sie es getan hatte. Sollte er das Instrument seiner Geburt sein. Es würde sein erster Schritt auf dem Weg zu dem sein, was ihm zustand – was sie ihm vererbt hatte.
Ethan mühte sich ab in seinem Kokon. Wenn er sich nicht bald daraus befreit hatte, sich den Weg in sein neues Leben frei riss, kratzte und zerrte, würde er in den Flüssigkeiten, die ihn umhüllten, nicht mehr lange überleben. Er würde ungeboren sterben, und ihr Experiment wäre ein Fehlschlag.
Diese Aussicht behagte Kerrigan gar nicht, doch der Gedanke trieb sie dennoch nicht zum Handeln. Die Königin der Klingen wollte niemanden an ihrer Seite, der nicht selbst den Weg in seine neue Inkarnation finden konnte.
Mit glänzenden Augen sah sie dem Kampf im Kokon zu. Klumpen traten aus der elastischen Oberfläche hervor und verschwanden wieder, als Ethans Faust dorthin schlug oder seine Knie dahin stieß. Zwei weitere Gliedmaßen dehnten den membranartigen Kokon. Der Anblick ließ ihr Herz schneller schlagen. Er würde also stärker sein als zuvor, besser, genau wie sie.
Das war gut.
Etwas Scharfes, Spitzes bohrte sich durch den Kokon und schimmerte im schwachen Licht. Es sah aus wie eine Klinge, aber nicht wie die ihren – ihre Klauen und Krallen und Stacheln waren Stilette. Das hier hingegen war eine Sense, ein Haken, das männliche Gegenstück zu ihren eher femininen Messern. Ihr breiter Mund formte ein Lächeln.
Der ungeheuer scharfe Dorn fuhr in einer schlitzenden Bewegung nach unten, fast über die gesamte Länge des Kokons. Hände, dunkelgrün und kräftig, aber ohne Krallen, wie Kerrigan selbst sie hatte, umfassten die Ränder des Schnittes und rissen ihn mit übermenschlicher Kraft auf. Zwei weitere Glieder, nur annähernd armähnlich, vergleichbar eher den sensenartigen Zangen der Hydralisken, streckten sich beinahe wie zum Gebet vor.
Offenbar hatte er keine Flügel, dafür aber diese zusätzlichen Gliedmaßen, scharf und tödlich und bereit, für sie zu töten. Ein Schädel, schmal und glatt wie der eines Delfins, stieß in die Höhe. Ethan neigte den Kopf nach hinten und öffnete den Mund. Einen Moment lang glaubte sie, er würde seine Geburt ins Universum hinausbrüllen, doch stattdessen erbrach er hustend eine schlammige, grün leuchtende Flüssigkeit. Jetzt aber füllte er seine Lunge und schrie. Kerrigan lächelte.
Alles an ihm gefiel ihr, angefangen bei der Farbe seiner Haut – ein brauneres Grün als ihr Graugrün – über die Form seines Körpers – kräftig und muskulös – bis hin zu den Gliedmaßen, die ihre eigenen eleganten Knochenschwingen nicht in den Schatten stellten, sondern ergänzten.
Schön… er war schön. Sie hatte eine
Weitere Kostenlose Bücher