Schattenjäger
gute Wahl getroffen und seine genetische Umwandlung meisterhaft gesteuert. Er öffnete die Augen, die von einem glühenden Grün waren, und blickte auf seinen neuen Leib hinab.
Sie sah ihm zu, und ihr Lächeln wurde breiter, während ihr Kindgemahl sich betrachtete. Er fuhr mit den Fingern über seine glatte harte Haut, drehte den Kopf, um die neuen Klingen, die ihm seitlich aus dem Körper ragten, in Augenschein zu nehmen, dann trat er vollends aus dem Kokon heraus.
Feuchtigkeit, einst so lebenswichtig und jetzt überflüssig, ergoss sich über den Boden. Er hob den Kopf, sah zu ihr auf, größer, als er es gewesen war, etwas größer auch als sie. Aber nur ein wenig. Er schien erstaunt, sie zu sehen, und seine Miene verdüsterte sich.
»Du… du bist diejenige, die das… getan hat?« Es war weniger eine Frage als eine Feststellung. Die Worte überraschten sie nicht, was sie jedoch verblüffte, war seine Stimme. Ethan Stewarts Stimmbänder hatten sich durch seine Transformation überhaupt nicht verändert. Seine Stimme war ganz und gar menschlich, auch wenn er selbst es unübersehbar nicht mehr war, und sie erfreute sich an der weichen Tiefe dieser Stimme.
»Die bin ich«, sagte sie; ihre eigene Stimme war seit ihrer Transformation von widerhallender, kräftiger Natur. »Ich bin Kerrigan, die Königin der Klingen. Ich habe dich erschaffen, damit du mir dienst und mein Gefährte bist.«
Ganz kurz berührte sie seinen Geist, gab ihm eine winzige Kostprobe ihrer mentalen Kraft. Es überraschte sie nicht, mehrals nur eine Andeutung von Wahnsinn in seinem Gehirn zu finden. Das war es, was Psi-Schilde anrichteten. Sie hatte schon vorher den Geist Irrsinniger berührt. Als sie noch Mensch und schwach gewesen war, hatte sie solche Kontakte als abscheulich empfunden. Traumatisch. Nun jedoch, in dieser Gestalt, fand Kerrigan sie faszinierend.
Teile von Ethans Gehirn waren ein für alle Mal zerstört, aber es war noch genug übrig, was sie kontrollieren und manipulieren konnte. Sie würde sich seiner ohne Bedenken entledigen, sollte er sich für ihre Zwecke als nutzlos erweisen, und auch das ließ sie ihn wissen.
Er musterte sie nachdenklich. Seine Doppelsensenarme spannten und entspannten sich. Einen Augenblick lang nahm Kerrigan den Anflug einer Provokation wahr.
Sie ließ ihn schauen, wie sie sich seiner entledigen würde.
Zorn – dann Belustigung – schließlich Respekt.
Sie trat auf ihn zu, ganz langsam und sich in Erinnerung rufend, wie sie ihren Körper zum größten Vorteil nutzen konnte, und der Blick seiner Augen huschte über ihre Gestalt. Sie wusste, dass er sie unendlich anziehend fand. Kerrigan stand neben ihm, nur einen Atemzug entfernt, und streckte eine Hand aus, um sein Gesicht mit der Kralle ihres Zeigefingers zu berühren.
»Du wolltest dich hervortun«, sagte sie leise. »Du wolltest Macht. Dein Körper ist dem eines jeden Menschen überlegen, und wenn du mir gut und treu dienst, werde ich dir Macht verleihen, die über deine kühnsten Träume hinausgeht.«
»Ich muss dich warnen – meine Träume«, erwiderte er mit dieser volltönenden, seidigen Stimme, »können überaus kühn sein.«
Kerrigan lächelte. »Ich habe in deinen Geist geschaut. Ich weiß. Vielleicht sollte ich mich anders ausdrücken: Diene mir – oder stirb.« Sie verspürte nur ein ganz schwaches Aufflackern von Angst.
Nun, da er sie verstand, vertraute er ihr bereits. »Ich werde dir mit meinem Leben dienen. Was soll ich als Erstes für dich tun, meine Königin?«
Kerrigan lächelte hocherfreut. »Erzähl mir alles, was du über Professor Jacob Ramsey weißt.«
*
Etwas war schiefgegangen.
Jake hatte es bereits befürchtet, sich aber von Zamara und ihrer… nun, ihrer Logik beruhigen lassen. Doch es waren inzwischen zwei Tage vergangen, seit sie sich mit Rosemary hatten treffen sollen, und er wurde fast verrückt vor Sorge.
»Ich hätte sie da nicht alleine hinuntergehen lassen sollen«, sagte er zum x-ten Mal.
Sie kehrten zurück zu dem tierbauartigen Zugang zu den unterirdischen Höhlen, wo sie Rosemary zuletzt gesehen hatten, als sie sicheren Schrittes und mit einem knappen Grinsen in die Dunkelheit entschwunden war. Jetzt hatte er Angst, sie nie mehr wiederzusehen.
»Jacob«, sagte Ladranix sanft in seinem Geist, »es gab keine andere Wahl. Wir müssen in diese Höhlen, daran hat Zamara keinen Zweifel gelassen. Wir mussten herausfinden, ob es sicher ist. Und Rosemary hat in solchen Dingen die meiste
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