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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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ich mich todesmutig ins Barrio stürzte. Saul hatte Belisa, die mit blauen Flecken übersät war, in Perrys Aufsicht zurückgelassen und sich so schnell wie möglich auf die Suche nach mir gemacht. Er wollte das Ding entweder töten oder aber wenigstens so lange in Schach halten, bis ich entkommen konnte.
     
    Später im Auto wollte er nicht darüber reden, wie er es umgebracht hatte, auch nicht darüber, dass der Speer seine Hände völlig verbrannt hatte. Es spielt keine Rolle, hatte er gesagt. Es ist schon in Ordnung.
    Saul brachte die Flasche und dazu vier Gläser. Er schenkte uns allen ein und stellte den Whiskey dann mit Wucht auf den Tisch. Zwei Gläser ließ er stehen, ein drittes, halb voll mit dem bernsteinfarbenen Getränk, reichte er mir. Dann griff er sich sein eigenes und setzte sich neben mich. Zu gerne hätte ich mich an ihn gekuschelt, um seine Körperwärme zu spüren.
    Aber er war noch immer sauer auf mich, ich konnte den Moschusgeruch seiner Wut förmlich riechen. Er schäumte regelrecht über, und ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass man ihn jetzt besser in Ruhe ließ. Werkatzen sind gefährlich und unberechenbar. Wenn er ausrastete, würde ich ihn auf die altmodische Tour wieder beruhigen müssen. Bei diesem Gedanken wurde mir ganz heiß, aber diese Hitze war unschuldiger als die verdorbenen Ausflüsse der Narbe. Mit einem Schluck leerte ich meinen Drink. Ich ging stark davon aus, dass man Perry und Belisa nicht die Chance geben sollte, sich in aller Ruhe in meiner Lagerhalle umzusehen, während Saul und ich uns unseren eigenen Dämonen stellten.
    Außerdem gab es da diese rothaarige Sorrow-Schlampe, die es einzufangen galt.
    Aber eins nach dem anderen. „Rourke hat also gelogen. Es war nicht der Speer des Heiligen Antonius. Ich wusste doch, dass es so eine Reliquie nicht gibt.“
    Saul zuckte mit den Schultern. Belisa beugte sich ein Stück vor, nahm einen Whiskey und reichte ihn verschüchtert Perry. Dann nahm sie sich selbst den letzten.
    Diese Sache gefällt mir nicht. Unbehaglich beäugte ich sie über den Rand meines Glases hinweg. Der Alkohol explodierte in meinem Magen, noch so eine saubere Art der Hitze, dachte ich, als mein Stoffwechsel ihn verbrannte. Aber immerhin hin ich am Leben. Gott sei Dank, ich hob’s überlebt!
    Sauls Ton war bedacht und neutral. „Gui sollte dich nicht anlügen, aber er hatte einen Schwur geleistet, niemandem das Geheimnis zu verraten. Wer weiß, was sie dort noch alles verstecken.“
    Im Augenblick ist mir das reichlich egal. Auch darum werde ich mich später kümmern. Ich schauderte. Dieser Speer hatte weiß geglüht, und ein Teil des grauenhaften Gestanks war Sauls Hand gewesen, die bis auf die Knochen versengt worden war. „Wie geht es deinen Fingern?“
    Er wackelte ein wenig damit herum, sie waren schon beinahe völlig geheilt. Ich konnte zusehen, wie die kleinen rosafarbenen Narben immer kleiner wurden. „Tut noch ein bisschen weh. Nicht weiter dramatisch.“ Er schenkte mir ein schmales Lächeln, verzog minimal die Mund- und Augenwinkel. Obwohl er so aufgebracht war, wollte er nicht, dass ich mir Sorgen machte.
    Ich liebe dich. Doch es hatte mir die Sprache verschlagen, und statt es auszusprechen, senkte ich den Blick. Ein weiteres Puzzleteil rückte an seinen Platz. „Also hast auch du nach dem Speer gesucht. Genau wie dein Bruder.“
    Belisa ließ die Schultern hängen und starrte auf ihren Whiskey. Um uns knarzte und murmelte das Warenlager, und das Eis an Belisas Gesicht knackte. Das andere Auge, schwarz von Lid zu Lid, wirkte seltsam in die Ferne gerichtet. „Der Plan war einfach“, fing sie an zu erzählen. „Wir sollten den Speer finden, die Kreatur töten und Inez Germaine zurückbringen.
    Wir wollten sie benutzen, um uns die Gunst unseres Hauses zurückzuerkaufen. Meine Unachtsamkeit war schuld daran, dass mein Bruder fliehen konnte, und uns beiden drohte Bestrafung und Liquidierung, wenn man uns gefangen hätte – es sei denn, es würde uns gelingen … etwas Außergewöhnliches zu leisten. Außergewöhnliche Umstände hätten eine Flucht aus dem Haus unter Umständen rechtfertigen können. Ich besuchte meinen Bruder und erklärte ihm, was ich vorhatte. Er sollte mir den Feuerspeer bringen, sobald er ihn gefunden hätte. Doch die Priester der Neuen Blasphemie hatten ihn gut versteckt, und uns lief die Zeit davon. Bei meinem letzten Besuch hatte mein Bruder noch immer nichts herausgefunden. Und unser Haus hatte bereits den

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