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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Hetzer auf meinen Bruder losgelassen, und dann …“
    „Dann hab ich mich eingemischt. Also hast du dir gedacht, es wäre angebracht, ein wenig Verwirrung zu stiften?“ Ich konnte mich nicht länger beherrschen. Ich sollte sie auf der Stelle töten. Gottverflucht, sie hat Michail ermordet, und jetzt sitzt sie in meinem beschissenen Sessel. In diesem Haus, dem Haus, das er mir geschenkt hat. Verfluchte Scheiße!
    „Mir ist klar, dass du allen Grund hast, mich zu hassen“, sagte sie gefasst. „Aber jetzt hast du meinen Bruder umgebracht. Auge um Auge, wir sind quitt. Bist du zufrieden? Uns bleibt nicht einmal mehr ein ganzer Tag, bevor die Beschwörung des Namenlosen das Kräftegleichgewicht in jedem Sorrow-Haus auf der ganzen Welt verändern wird. Inez treibt nicht nur in deiner Stadt ihre Spielchen, Jägerin. Sie wird zu einer neuen Mutterkönigin aufsteigen, die sogar mächtiger sein wird als die Großen Mütter, und wir werden …“
    Ich verschluckte mich an meinem Whiskey – meine Art des Protests. Immerhin hatte der Kleine seinen Giftzahn ohne jede Hilfe von meiner Seite zerbissen! „Jetzt warte mal einen verfluchten Moment! In weniger als einem Tag? Aber das Ende des Zyklus ist doch erst am …“
    „Morgen. Deine Berechnungen sind falsch. Das sind sie meistens, wenn man den Gregorianischen Kalender dazu hernimmt.“ Jetzt ließ Belisa die Schultern sogar noch mehr hängen. „Wir sind alle dem Untergang geweiht. Ausnahmslos.“
    Ach, um Himmels willen! „Ich werde nicht so einfach aufgeben! Wann genau endet der Zyklus? Morgen um?“
    „Mittags um ein Uhr fünfzehn und dreizehn Sekunden.“ Sie nahm den Eisbeutel von ihrem Gesicht und nippte an dem Whiskey. Sie wirkte so niedergeschlagen, wie eine Sorrow nur sein konnte, und ihre schwarzen Augen waren merkwürdig leer. Als hätte man sie übermalt.
    Perry nippte manierlich an seinem Getränk und hob die Augenbrauen, dann nahm er einen weiteren Schluck. Doch insgeheim war er mehr als auf der Hut, er machte den Eindruck, als wäre er bereit, sich jede Sekunde auf Belisa zu stürzen, sollte die auch nur eine falsche Bewegung machen. Einerseits fand ich das beruhigend – und trotzdem passte es mir nicht, wie sie vor ihm kuschte.
    Passte mir ganz und gar nicht.
    Schließlich leerte ich mein Glas und griff nach der Flasche. Glas klirrte aufeinander, als ich mir einen Doppelten einschenkte.
    „Jill?“, warf Saul ein. Vorsichtig, ruhig, sein Willst du, dass ich jemanden umbringe, oder was?-Ton.
    „Ein Uhr mittags.“ Leder ächzte, als ich mich wieder zurücksetzte. Die Amulette in meinem Haar fingen an zu singen und zu tanzen. Und die Narbe setzte zu pochen an, als Perry mir in die Augen blickte. Warum sah ich ihn eigentlich an? – Weil er genau vor meiner Nase saß und ich keine Lust hatte, Belisa anzugucken. „Kann man es aufhalten, indem man die menschlichen Opfer befreit?“
    Belisa zuckte die Achseln. „Für eine Beschwörung dieser Art bewahrt Inez sie bestimmt in ihrer Nähe auf. Gut möglich, dass diejenigen, die du befreit hast, nur ein Köder waren – oder eine Art Belohnung für ihre menschlichen Handlanger. Du meintest, sie waren benutzt?“
    Benutzt. Was für ein hübscher kleiner Euphemismus. „Man hat sie vergewaltigt“, sagte ich monoton, auch wenn es in mir brodelte vor Wut. „Mehrmals.“ Wahrscheinlich müssen sie für den Rest ihres Lebens in Therapie.
    Belisa überlegte. „Und mehrere der Mordopfer waren schwanger?“
    Ich nickte. Der Rubin an meinem Hals verströmte eine tröstende Wärme.
    „Dann ist alles klar.“ Sie genehmigte sich einen weiteren Schluck. „Das Gewebe der Föten kann sie dazu verwenden, eine Art Nährboden für den Namenlosen vorzubereiten, damit er in unsere Welt gelangen und eine feste Form annehmen kann. Sie wird einen Vatcharak erschaffen – einen Avatar.“ In ihrer Stimme lag, vermutlich unbewusst, Bewunderung. „Die übrigen Organe hat sie verkauft, um den Bau ihres neuen Hauses zu finanzieren. Mit den Überresten hat sie ihre Kreatur gefüttert. Ich schätze, der Wendigo war eine Art Rückversicherung für sie – die Kette um seinen Hals trug einen mächtigen Kontrollzauber in sich. Ich frage mich, ob sie ihn selbst erschaffen hat.“
    Keine Ahnung und ist mir auch scheißegal. „Wozu hat sie die Leichen im Park entsorgt?“ Von allen offenen Fragen war das die wohl unwichtigste, trotzdem war es die, die mir am meisten auf der Seele lastete.
    „Wahrscheinlich sind ihr die Verstecke

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