Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
womöglich ihren Platz einnehmen können.
    Ich ließ meinen Kopf über die Sofalehne rollen und blickte zu Saul. Stur stierte er in sein Glas, doch langsam verflüchtigte sich der Ärger, den er verströmte. Sieh mich an, Saul, bitte. Lass mich wissen, was du denkst.
    Als habe er meine Gedanken gelesen, sah er zu mir rüber, den Mund resigniert zu einer schmalen Linie gepresst. Er war ganz schön angepisst. Aber er schwieg und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf, um mir zu verstehen zu geben, dass wir reden würden, wenn wir alleine waren.
    Oh-oh … Ich traf eine Entscheidung. „Na schön. Perry, bring die Sorrow zurück ins Monde und warte da auf mich. Falls es zum Schlimmsten kommt …“
    „Nein.“ Perry stützte sich noch immer auf die Rückenlehne des Sessels. Belisa rückte ein Stückchen von ihm fort, und abermals wurde mir übel. Hör schon auf damit! Sie braucht dir nun wirklich nicht leidzutun. Das wäre gerade so, als würde man Mitleid mit einer Klapperschlange empfinden, weil ein Luchs mit ihr spielt.
    Trotzdem, sie wand sich wie eine Prostituierte, die damit rechnete, jeden Moment von ihrem Zuhälter geschlagen zu werden. Und ich wusste genau, wie sich das anfühlte, verflucht noch mal.
    „Wie bitte?“ Vielleicht hatten wir einen spontanen Temperatursturz, oder aber es lag an der Kühle in meiner Stimme. „Soweit ich weiß, Perry, bist du hier nicht derjenige, der das Sagen hat – seit wann bitte soll sich das geändert haben?“
    „Ich habe dir die Sorrow gebracht. Und du hast versprochen, in meinem Blickfeld zu bleiben, bis all das hier vorüber ist.“ Die Narbe an meinem Arm schmatzte und prickelte, als hätte er darübergeleckt, und ich wappnete mich dagegen.
    „Ich habe nicht …“, setzte ich an.
    Perry schwenkte lässig das Glas in seiner Hand herum, und sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. „Die Kreatur ist tot. Schön und gut. Aber ich habe so viel in dich investiert, liebe Kiss, ich werde ganz bestimmt nicht zulassen, dass sich eine kleine Viper wie diese hier in meine höchst interessanten Pläne für deine Erziehung einmischt. Das wäre sehr unklug von mir, meinst du nicht?“
    „Für Klugheit bist du auch nicht gerade bekannt, Perry. Auf deine Art magst du gewieft sein, aber von klug kann nicht die Rede sein.“ Die Worte flutschten mir heraus, bevor ich es vermeiden konnte. „Spar dir den Mist. Du willst also mit mir mitkommen? Warum sollte ich dich mit aufs Schlachtfeld nehmen – damit ich mir nicht nur Sorgen über den Feind vor mir machen darf, sondern auch darüber, ob du mir vielleicht in den Rücken fällst?“
    Ich konnte selbst nicht glauben, was ich da gerade gesagt hatte. Saul rührte sich nicht, aber ich spürte, wie er sich anspannte, und erinnerte mich daran, dass er ein Wer war. Wenn Perry mich angreifen sollte, würde Saul versuchen, ihn abzuhalten. Und so schnell und gefährlich ein Werwesen auch war, eine Höllenbrut, die zu Flammen des blauen Spektrums fähig war, war kein Pappenstiel.
    Und ich brauchte Saul lebend.
    Zu meiner großen Überraschung fing Perry an zu lachen. Doch Belisa musterte mich plötzlich mit leicht geöffnetem Mund, als hätte sie gerade einen Geistesblitz gehabt.
    „Es gibt weit Genüsslicheres, als dir ein Messer in die Rippen zu rammen, meine liebe Kiss.“ Er prostete mir zu und leerte dann den Rest seines Whiskeys, ließ ihn sich auf der Zunge zergehen und schluckte schließlich. „Warum erzählst du uns nicht einfach, wo dieses eklige kleine Schlupfloch der Sorrow ist, damit wir diese Angelegenheit bereinigen und uns angenehmeren Dingen zuwenden können?“ Zärtlich streichelte er über Melisande Belisas dunkel glänzendes Haar. „Wie zum Beispiel dieser kleinen Schlange hier Manieren beizubringen. Im Monde haben wir ein Zimmer, das speziell für solche Anlässe reserv …“
    Das war nun wirklich genug!
    Beinahe instinktiv hatte ich meine Pistole gezogen und war hochgesprungen, wobei ich mir die Schienbeine am Tisch stieß. Im nächsten Moment war ich über den Tisch und stand zwischen Belisas Beinen, die Kanone an Perrys Stirn gepresst.
    Oh, Himmel Arsch und Zwirn, Jill, du Vollidiotin!
    Ich blickte nicht nach unten. „Deine Dienste sind nicht länger vonnöten, Perry“, teilte ich ihm völlig gefasst mit, mein ungeschützter Bauch keinen Meter vor einer Sorrow, die aller Vermutung nach keine Träne vergießen würde, sollte ich einen unschönen Tod finden.
    Aber sie braucht mich, um mit Inez fertig zu werden.

Weitere Kostenlose Bücher