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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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abgrasen sollen, keinen Augenzeugen treffen.
    Himmel! Was dachte Perry sich? Dass ich nach Sauls Tod zu ihm rennen würde, um mich an seiner Schulter auszuheulen? Was für ein Schwachsinn!
    Wahrscheinlich hatte Belisa ihm erzählt, dass er abwarten und sich gedulden solle, während sie sich um Saul kümmern würde. Vielleicht war es sogar sie gewesen, die den Wendigo das zweite und dritte Mal losgelassen hatte – sie hatte nicht damit gerechnet, dass diese Kreatur sich auf mich konzentrieren würde, nachdem sie die ersten beiden Male, als sie sich zuerst Saul und dann Cecilia holen sollte, von mir behindert und verletzt worden war. Nicht ganz einfach, ein Ungetüm zu logischem Handeln zu bringen, das nur zu Gier und Zerstörung fähig war.
    Andererseits war die Silberkette um seinen Hals eingerissen gewesen. Vielleicht hatte der Wendigo sich letzten Endes doch selbst befreit. Keine Ahnung. Wahrscheinlich würde ich das nie herausfinden.
    Also hatte Perry ausgeharrt und so lange nicht nur mich beschützt, sondern auch auf die Ermordung meines Freundes gewartet, um schließlich seinen Anteil dieses miesen Deals zu kassieren. Aber nachdem ich mir die Hände blutig gemacht hatte, indem ich die unwichtigen Teilnehmer ihrer Operation aus der Welt geschafft hatte, war Belisa klar geworden, dass ich Perry seinen Verrat nicht so leicht verzeihen würde. Dass ich ihn zu einem bestimmten Grad mit den Männern gleichsetzen würde, die ich umgebracht hatte.
    Genauso wie den Mann, den ich getötet hatte, bevor ich zur Jägerin wurde.
    Sie hatte nur noch abwarten müssen, bis die Zeitbombe in meinem Kopf explodierte. Belisa hatte gewieft ihre Fäden gesponnen, und wenn Perry nicht so versessen darauf gewesen wäre, seine neue Psycho-Tour an mir auszuprobieren, hätte ich ihm vielleicht keine Kugel ins Hirn gejagt.
    Alles griff so gut ineinander, war so perfekt arrangiert, dass ich anfangen musste zu lachen. Ich lehnte an der Tür zu Perrys kleinem Horrorkabinett und kicherte. Beinahe brach ich in schallendes Wiehern aus.
    Keine Höllenbrut findet es gut, ausgelacht zu werden. Aber Perry ließ es über sich ergehen, die Monitore überzog abermals ein Ameisenkrieg, während ich nach Atem rang und mir die Tränen über die Wangen rannen.
    „Du armes Schwein“, keuchte ich schließlich, während ich mich an der Tür festhielt und mir mit der anderen Hand das Gesicht trockenwischte. „Du armes, blödes Schwein!“
    Er zuckte zusammen, und ich hatte in Sekundenbruchteilen die Pistole aus dem Holster gezogen. Doch er legte die Hand darauf und drückte sie zurück an ihren Platz, dann drängte er näher. Die Tür knarrte, als Perry sich gegen mich drückte, und ich konnte spüren, wie er zitterte.
    Außerdem hatte er einen Ständer. Einen ganz schön beachtlichen, nebenbei bemerkt. Er presste mich gegen das Holz.
    Na ja, damit ist zumindest klar, dass er im Großen und Ganzen wie ein Mensch gebaut ist. Dämonen sind das meistens, aber zieh mal lieber keine voreiligen Schlüsse, Jill. Immerhin könnte er da drin weiß Gott was stecken haben. Zum Beispiel seine Zunge.
    Die Narbe flammte zur Weißglut auf. Verlangen kochte in mir hoch, meine Knie wurden weich, und ich spürte seinen heißen Atem auf meinen Lippen. Er roch nach trockenen heißen Wüstenwinden und verdorbenem brodelndem Honig. Wenigstens war es nicht die grässliche Fäulnis des Namenlosen.
    Wenigstens ist das der Teufel, den ich kenne. Nimm dich in Acht, Jill. Lieber Gott, pass bloß auf- Saul steht direkt vor der Tür.
    „Mach nicht“, hauchte er mir zu, „den Fehler, zu glauben, du könntest mit mir wie mit einem Menschen umspringen. Wir haben einen Vertrag.“
    Er war stark, drahtig und stark. Ich versuchte nicht einmal, mich zu wehren, und erschlaffte, während ich ihm unverwandt in die blauen Augen starrte. Sie wirkten menschlich, vielleicht ein wenig zu menschlich, abgesehen von dem höllenbruttypischen Glanz darin und der indigoblauen Verfärbung. Und den weit entfernten Lichtpunkten in der Mitte seiner Pupillen: ein fernes Glitzern, das keine Farbe hatte, die mir bekannt war.
    Das statische Rauschen hinter ihm türmte sich zu zwei hohen Spitzen auf.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt, also wisperte ich lediglich. „Du hast den Vertrag gebrochen, als du mich verraten hast.“
    „Dann machen wir eben einen neuen. Ich lasse den Kater am Leben, und du darfst so viel mit ihm spielen, wie du magst. Aber du wirst mir deine Zeit schenken, Kiss, so wie immer.“
    Die

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