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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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nach dem Fall mit dem bösartigen Werwesen vor zwei Jahren aus dem Reservat zurückgekommen war, hatte mich Saul kein einziges Mal direkt auf mein Geschäft mit Perry angesprochen. „Wovon zur Hölle redest du da? Eines schönen Tages, wenn ich ein kleineres Übel ausfindig gemacht habe, werde ich ihn töten. Er ist nützlich, Saul. Fang gar nicht erst damit an.“
    „Mir gefällt nicht, wie er dich ansieht.“
    Da bist du nicht der Einzige. Ich legte den Gang ein, löste die Handbremse und fuhr los. „Mir auch nicht, Baby. Mir auch nicht.“

9
     
     
    Ich hatte eine beschissene Pechsträhne, und wie üblich wurde es noch schlimmer, als ich die neuesten Nachrichten bekam. Oscar, der noch immer nicht das Bewusstsein zurückerlangt hatte, hatte keinen Besuch gehabt. Aber er war anwesend gewesen, als die Tante eines anderen Seminarstudenten zu Besuch gekommen war. Die Tante wurde als groß und dunkelhaarig beschrieben, aber niemand konnte sich an ihr Gesicht erinnern, nicht einmal der Priester, der sie reingelassen und beaufsichtigt hatte – und der rein zufällig Vater Rosas war, der den Herzinfarkt gehabt hatte.
    Der Junge, zu dem die Tante gehörte, war ein Austauschschüler aus einem anderen Staat, ein dürrer Teenager, der etwas von einer Ratte hatte und die schmalen Augen aufriss, als ich ihm die Kanone unter die Nase hielt und sagte, dass er sich ausziehen solle.
    Pater Rourke mit der roten Nase war schockiert, aber Saul hielt ihn am Kragen fest. Vater Guillermo stand so plötzlich auf, dass sein Stuhl über den Linoleumboden schabte. „Julian?“ Er klang, als hätte man ihm die Luft aus den Lungen gepresst.
    „Tut mir leid, Vater.“ Und das stimmte. „Aber dieser Junge könnte eine Gefahr sein. Es ist nur zur Sicherheit.“
    „Sie … Sie …“ Vater Rourke war damit offenbar nicht ganz einverstanden. „Sie Hexe! Gui, du wirst sie doch nicht …“
    „Paul.“ Guis Ton war streng, duldete keinen Widerspruch.
    Er trat zwei Schritte von dem Teenager zurück, auf den ich meine Waffe gerichtet hatte. „Erinnere dich an deinen Eid.“
    „Die Kirche …“, wollte Rourke aufbegehren.
    „Der Erzbischof und der Kardinal haben mir im Falle von bewiesenen übernatürlichen Vorfällen kommissarisch volle Befehlsgewalt übertragen“, zitierte ich den genauen Wortlaut. „Reißt Euch zusammen, Pater, oder Saul wird Euch vor die Tür befördern. Und ich kann Euch nicht empfehlen, ihn zu reizen.“ Ich nickte dem Priesterschüler zu. „Langsam ausziehen. Zuerst den Rock.“
    Der Junge zitterte. Seine Augäpfel waren gelb, seine Wangen voller Akne, und ich war mir zu neunzig Prozent sicher, dass er ein Zeichen am Leib haben würde. Vielleicht nicht auf dem Rücken, aber irgendwo auf seinem Körper.
    Angehörige der Sorrow, ob lebend oder tot, verlassen ihr Haus niemals ohne ein Mal. Auf die eine oder andere Art sind sie immer gekennzeichnet, das gilt für die Mutterköniginnen genauso wie für die niedersten männlichen Drohnen.
    Mir machte vielmehr die Frage zu schaffen, was ein junger Sorrow hier im Priesterseminar verloren hatte.
    Gerade als ich mir sicher war, dass der Kleine sich nicht ausziehen würde, hob er langsam die Hände, Handflächen nach außen.
    Ohoh. Das sieht gar nicht gut a-
    Der Zauberspruch traf mich mit voller Wucht in die Magengrube. Mir blieb die Luft weg, und ich hörte Saul aufschreien. Der Schrei wurde zum Brüllen eines Wers, dann barst Holz, und ich schüttelte den Kopf. Blut troff mir von den Lippen. Auf einmal war ich wieder auf den Füßen und krümmte mich instinktiv zusammen, als der rattengesichtige Sorrow sich auf mich stürzte. Ich erwischte ihn am Handgelenk, packte zu, wirbelte ihn herum und hatte ihn im nächsten Augenblick am Boden. Er murmelte etwas auf Chaldäisch.
    Saul knurrte. Ich warf einen Blick auf ihn, er schlug mit dem Schwanz und bleckte die Zähne. Er hatte sich vollständig in einen Puma verwandelt, nur seine Augen waren glühend hell, und er war mächtiger als eine gewöhnliche Bergkatze. In aller Regel sind Werwesen etwas größer als der Durchschnitt, auch in ihrer Tiergestalt. Er stieß einen tiefen hustenden Laut aus, das gelbbraune Nackenfell war aufgestellt, und sein Schwanz war aufgeplustert wie der einer Hauskatze. „Verwandle dich zurück“, fuhr ich ihn an. „Du musst mir helfen, den Mistkerl zu Boden zu drücken.“
    „Was macht … was hat sie …“ Vater Rourke war von unserer Darbietung wenig begeistert. Gui hielt ihn am Arm zurück,

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