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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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befragen – mal ganz davon abgesehen, dass ich Andy anrufen muss und … Himmel, mein Terminplan ist voll. Wie üblich. „Seid ja vorsichtig, okay? Die Sache sieht mies aus.“
    „Seid mehr als vorsichtig“, meldete sich Saul zu Wort. „Seid auf der Hut.“
    Ich warf ihm einen Blick zu. Seit heute Morgen war er extrem still gewesen, und obwohl ich seine Zurückhaltung zu schätzen wusste – er verstand besser als jeder andere, wie ich zur Sexbranche stand –, machte ich mir doch ein wenig Sorgen darüber, wie blass er ausgesehen hatte.
    Allerdings konnte ich mir vorstellen, dass er im Beisein der Cops nicht reden wollte, und ich konnte nicht behaupten, dass ich ihm das übel nahm.
    „Großartig.“ Rosie fuchtelte mit ihrem Löffel herum. „Winnetou sagt, seid auf der Hut. Hast du dazu vielleicht auch noch irgendwelche genauen Anweisungen oder sprichst du lieber weiter in Rätseln?“
    „Die Klappe aufzureißen, bevor wir irgendwas Genaues wissen, bringt uns nirgendwohin“, stellte ich fest. „Lass Saul in Frieden. Er arbeitet nicht für euch, sondern für mich.“
    „Wir arbeiten alle für den Steuerzahler, Schätzchen“, gab Carp seinen Senf dazu.
    Ganz genau. So wie die Nutten. Ich lupfte eine schwarze Haarsträhne mitsamt dem Amulett über die Schulter und verdrehte die Augen. „Esst auf, Jungs und Mädels. Wir haben heute noch was zu erledigen.“
    Bis wir ankamen, hatte die Abtreibungsklinik in der Quincoa Street schon geschlossen. An der Ecke gab es eine Telefonzelle, und ich hinterließ Carp eine Nachricht auf seinem Handy, dass wir es morgen noch mal versuchen würden. Als Nächstes konnten wir entweder im Seminar vorbeischauen oder ins Monde Nuit gehen. Zuerst wollte ich das Monde hinter mich bringen, Saul setzte wieder diesen Blick auf, also fuhr ich. Er blieb im Impala zurück, starrte das Gebäude mit zusammengekniffenen Augen an und rauchte eine Charvil.
    Während ich zum Eingang lief, streifte ich das Silber über meine rechte Hand. Technisch gesehen war es ein Schlagring, nur war dieser aus legiertem Silber, das gerade gehaltvoll genug war, um alles Verdammte zu verletzen, aber mit ausreichend anderem Metall versetzt, um doppelt so hart zu sein wie reines Silber.
    Vor dem Eingang stand wie immer der Türsteher, der die Tagesschicht hatte, ein massiger Kerl mit einem Tribaltattoo im Nacken. Ich nickte ihm zu und schritt an ihm vorbei. Mein blaues Auge weitete sich, als es den Kraftfluss der Atmosphäre hier wahrnahm: verpestet von Höllenbrut-Ausdünstungen.
    Noch war es hell, auch wenn die Sonne zügig unterging. Im Monde war fast nichts los. Ein oder zwei Trader tranken, was die Verdammten so trinken mochten, und Riverson stand wieder einmal hinterm Tresen. Ein paar Hausmeister machten klar Schiff, und die Kellner bereiteten sich auf die Dämmerung vor.
    Perry saß an einem samtüberzogenen Tisch weiter hinten, bei ihm waren drei weitere Höllenbrütler. Anscheinend spielten sie Karten, und Zigarettenrauch hing in der Luft. Er machte sich nicht die Mühe, mich anzusehen, aber die Narbe an meinem Handgelenk fing an zu prickeln und zu pochen, als sprieße an meinem Unterarm eine Blüte des Schmerzes.
    Zum Glück hatte ich sie abgedeckt.
    „Hey! Hey!“, schrie Riverson. Doch ich schenkte ihm keinerlei Beachtung. In den Schatten drückten sich ein paar muskelbepackte Idioten herum, zu weit von den Dämonen entfernt, um ihnen von Nutzen zu sein. Ich hatte mein Tempo beschleunigt. Als ich am Tisch ankam, kreisten sie mich ein. Perry schien in höchstem Maße unbekümmert, wie er sich so über seine Karten beugte. Ein leises Sirren, wie von Fliegen über einem Leichnam, erfüllte den Raum.
    Helletöng, die Sprache der Verdammten. Der Rubin, den ich an einer Silberkette um den Hals trug, wurde warm.
    Ich trat Perry den Stuhl weg und schlug zu, erwischte ihn an der Wange und schleuderte ihn in hohem Bogen zu Boden. Unter dem nächsten Tritt barst der Tisch. Übergroße Karten, Zigaretten und eine halbvolle Flasche Glenlivet flogen durch die Luft.
    Ich griff nach Perrys Hemd, zog ihn mit der Linken hoch und verpasste ihm einen zweiten Schlag. Blut spritzte. Mehr als die Wucht selbst verletzte ihn die Silberwaffe an meiner Faust. Plötzlich glühte das Metall auf meinen Fingern und ich holte erneut aus, schlug wieder zu, ließ ihn fallen und trat zweimal nach ihm. Mit der linken Hand zog ich meine Pistole – ein Kunststück, an dem ich während der trüben ersten Tage meiner Ausbildung lange

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