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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Magie: Stahl gegen chaldäische Hexerei.
    Wenn es nach den Großen Alten ging, würden wir alle wieder wie in der Bronzezeit leben. Und wir würden uns alle gegenseitig niedermetzeln, um ihre hungrigen Mäuler zu stopfen. Allerdings beschwören nicht einmal die Sorrow jede der alten Gottheiten, denn in ihrem tiefsten Inneren widerstrebt es sogar ihnen, der Finsternis zu dienen. Glaube ist ein zweischneidiges Schwert, das ein Jäger ebenso zu gebrauchen weiß wie jede andere Waffe.
    „Du sollst erlöst sein“, flüsterte ich in Alt-Chaldäisch. „Du, Unreiner, von dem die Götter ihr Antlitz abgewendet haben, du sollst erlöst sein, im Namen von Vul, dem Strahlenden, dem Schöpfer der Feuer …“
    Abermals schrie der Kleine auf. Ich hielt inne. Im nächsten Moment glitt das Messer vor und schnitt das Stück Haut mit dem Symbol heraus. Ein weiteres Stück für meine Sammlung. Jeder kleine Fetzen Haut, zum Trocknen aufgespannt und gezeichnet mit ihren höllischen Stigmata, war ein weiterer Stein für die Mauer, die ich zwischen mir und den Schuldgefühlen am Tod meines Meisters errichtete. Immer, wenn ich eine Sorrow umbrachte, fühlte sich das gut an.
    Reinigend.
    Ich bin kein besonders netter Mensch.
    „Letzte Chance“, sagte ich. „Sonst fährst du zur Hölle.“ Und glaub mir, das ist ein Ort, den du gar nicht besuchen möchtest.
    Der Körper des Kindes erschlaffte.
    Na also, schon besser. Ich sah Saul an, dessen Augen noch immer glühten. Nein, er war kein bisschen glücklich mit der Situation, aber er nickte, indem er knapp das Kinn sinken ließ, und lockerte den Knebel um eine Winzigkeit.
    Der Blick des rattengesichtigen Jungen traf meinen. In den verpesteten Tiefen seiner Augen flammte ein Funke auf und waberte nun, da er sich zu erkennen gegeben hatte. Auch seine Haut wurde immer gräulicher, während das Chaldäisch seine Zunge verbog und seinen Körper verdarb.
    Augenblick mal. Er ist noch nicht mal ein Akolyth, was macht er außerhalb seines Hauses? „Mach die Kordel los.“
    Saul zögerte.
    „Himmel, Saul, jetzt mach schon!“
    Der Junge bockte, das Leder löste sich. Doch Saul war angespannt, und ich beobachtete, wie er die Faust seiner rechten Hand löste und sie in Klauen verwandelte. Seine Nägel wurden länger und rasiermesserscharf. Wenn der Sorrow eine falsche Bewegung machte, würde ihm mein Wer die Kehle aufschlitzen.
    „Was hast du hier verloren, Neophyt? Wer hat dir das befohlen?“
    Offenbar hatte er beschlossen, doch noch mit der Sprache rauszurücken. „Schwester“, würgte er blubbernd heraus. „Meine … Schwester … bitte …“
    Ich biss mir auf die Lippe, während ich seine Antwort abwog. Die Sorrow werden darauf getrimmt, Nicht-Gläubige anzulügen.
    Andererseits würde kein Sorrow je das Wort Schwester gebrauchen. Die einzige erlaubte Bezeichnung für Frauen und Mädchen innerhalb eines Hauses war Herrin. Manchmal auch Schlampe.
    Ebenso wie der einzige Name für eins der männlichen Mitglieder Sklave war.
    Während ich darüber nachdachte, sah ich dem Sorrow in die Augen. „Wie kommt ein Sorrow in meine Stadt, hm? Ich hab euch mehr als einmal gewarnt.“
    „Flüchten … Chutsharak!“ Sein Atem rasselte.
    Chutsharak? Davon habe ich noch nie gehört. „Was bitte?“
    Aber es war zu spät. Er ließ fest die Kiefer aufeinanderklappen und biss zu. Saul und ich warfen sofort die Köpfe zurück und hechteten in Windeseile von dem Kleinen fort. Einen Herzschlag später fand ich mich auf halber Strecke zwischen dem toten Jungen und den Priestern wieder und sah gebannt zu, wie die Knochen des Kindes ächzten, während das Nervengift die Muskeln zum Krämpfen brachte, bis nur noch Kopf und Fersen den Boden berührten. Aus den Kapillaren des rechten Auges sprühte ein feiner Blutnebel.
    Giftzahn. Er hatte sich selbst umgebracht, indem er den falschen Zahn, der in seinen Kiefer gepflanzt worden war, zerbissen hatte.
    In dem Moment, als seine Füße nach hinten federten und in die Rückseite seines Schädels knallten, entspannten sich seine Muskeln. Schlaff fiel der Körper auf die Seite.
    „Verflucht.“ Nachdenklich rieb ich über mein Armband. „Verflucht!“
    „Was ist ein Chutsharak?“ Saul sprach leise. Hinter uns zog Pater Rourke scheinbar endlos lange die Luft ein.
    Ich schüttelte den Kopf, sodass die Amulette in meinem Haar aufgebracht aneinanderschepperten. „Keine Ahnung.“ Mir steckte ein Kloß im Hals. „Bei allen Göttern. Warum schicken sie jetzt schon

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