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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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gute Mausefalle.
    „Bleib hier, bis ich dich holen komme, Kätzchen. Ja?“ Wenn ihm diese Worte schwerfielen, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Ich nickte. Die Narbe an meinem Handgelenk war hart, heiß und schmerzte – eine Erinnerung daran, dass Perry mich bereits erwartete. Eine Erinnerung, auf die ich nachdrücklich verzichten konnte. Die silbernen Amulette in meinem Haar fingen unruhig an zu klimpern.
    „Du bist nicht sein Eigentum.“ Jetzt klang Sauls Stimme belegt. „Nie und nimmer.“
    „Ich weiß.“ Beinahe konnte ich mein eigenes Flüstern selbst nicht hören. „Ich bin nicht sein Eigentum. Ich gehöre dir.“ Du bist der einzige Mann, dem ich neben Michail jemals gehört habe, Saul. Weißt du das etwa nicht?
    „Himmel, Jill …“
    Aber ich hatte bereits die Tür geöffnet und stieg aus, wo mich die Kühle einer Winternacht umfing. Auf meinem Weg zum Eingang klapperten die Absätze meiner Stiefel deutlich über den Asphalt, wie üblich hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Dämonen und andere starrten mich an und tuschelten. Die Türsteher beäugten mich, es waren dieselben Zwillings-Kraftprotze wie neulich. Diesmal waren ihre Augen normal, abgesehen von den roten Funken, die in ihren Pupillen glitzerten.
    Bitte, betete ich. Lass heute eine der Nächte sein, an denen er mich langweilig findet. Lass ihn Wichtigeres zu tun haben.
    Genau, die Chancen dafür stehen grandios hoch. Vergangene Nacht hatte er das Monde Nuit sogar verlassen und sich ernsthaft meinetwegen ins Zeug gelegt. Heute Nacht würde ich wahrscheinlich dafür zahlen dürfen.
    Wahrscheinlich? Klar. Genauso wahrscheinlich, wie ich gerade atmete.
    Ich stolzierte provozierend an Zerberus eins und zwei vorbei, in der Hoffnung, dass sie aufmotzten. Wenn sie mich wegschicken würden, könnte ich zurück zum Auto gehen und Perrys beschissener Sicherheitsmannschaft die Schuld dafür geben. Aber natürlich machten sie keinen Finger krumm. Nein, einer von den beiden schenkte mir sogar ein Grinsen. Im nächsten Moment flutete das ohrenbetäubende Wummern der Musik von drinnen nach draußen, zerrte mich hinein in die mutterleibgleiche Finsternis, die nur von vereinzelten Lichtern, dem Gestank nach Höllenbrut und der drängelnden Menge Nachtschatten durchbrochen wurde, die aus ihren Löchern gekrochen waren, um sich ein bisschen Spaß zu gönnen. Der Rubin an meiner Kehle wurde warm, und Sauls Knutschfleck pulsierte.
    Sollte ich mich schämen, weil ich hoffte, dass Perry ihn nicht bemerken würde?
    Mit erhobenem Haupt und schwingenden Hüften schritt ich selbstbewusst auf die Bar zu. Mal wieder war es Riversons Schicht, und seine blinden Augen weiteten sich. Sofort griff er nach dem Wodka.
    Kein gutes Zeichen.
    Als ich an die Theke trat, schenkte er mir bereits ein Glas voll und stellte es mir mit Wucht vor die Nase. „Du sollst gleich raufgehen“, schrie er über den Lärm hinweg. „Erwartet schon.“
    Innerlich zuckte ich zusammen, doch äußerlich lächelte ich Riverson an, griff nach dem Schnapsglas und leerte es. Es brannte. „Du bist doch sonst nicht so spendabel, blinder Mann. Aber ich schätze, ich hab noch was gut.“
    Angesäuert zog er die Mundwinkel nach unten. Seine trüben Augen blickten an mir vorbei und musterten die Tanzfläche. Es gab kaum etwas, das ihm entging. Früher einmal war ich immer nur bei Tag ins Monde gekommen, um Riverson einen Besuch abzustatten und von ihm den neuesten Tratsch zu erfahren -damals, als ich noch Michails Lehrling und Rückendeckung gewesen war. Er hatte es gehasst hierherzukommen, selbst wenn es draußen hell war. Es war immer der letzte Ausweg gewesen, und zwar einer, den er möglichst nicht benutzte.
    Als ich Michail das erste Mal in dieses Dreckloch begleitet hatte, war Perry auf mich aufmerksam geworden. Um ein Haar hätte Michail ihn weggepustet, als er neben mir an der Bar aufgetaucht war und offenkundig ein Auge auf mich warf.
    Vergiss Michail, Jill. Du musst dich auf ganz andere Sachen konzentrieren.
    Natürlich war das ein Kampf, den ich nur verlieren konnte. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an ihn dachte. Schließlich hatte er mich gerettet, oder etwa nicht? Er war die beste Vaterfigur, die ich je gehabt hatte.
    Er hatte ein bibberndes, dürres Mädchen aus der Kälte geholt und sie trainiert und stark gemacht. Michail hatte das Äußerste aus mir herausgeholt, mich in Form gebracht, geformt – und das andere Ende der Silberkordel gehalten, an der meine Seele

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