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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Einzelteilen irgendwo verscharren und ihre Knochen verfluchen, damit ihre Seelen nie zur Ruhe kommen. Weder in dieser Welt noch in der nächsten. Keiner legt sich ungestraft mit meiner Stadt an.“
    Eine bedeutungsschwangere Pause setzte ein, die nur von nahem Schluchzen gestört wurde. Und gemurmelten Unterhaltungen.
    „Na ja“, sagte Rosie schließlich. „Gut zu wissen, dass du einen Plan hast. Können wir sonst noch irgendwas für dich tun?“
    „Bleibt aus der Schusslinie.“ Obwohl meine Knie protestierten, stand ich nun auf. Am ganzen Leib fühlte ich mich geschunden und wund. „Aufweiche Weise auch immer, das hier wird bald vorüber sein. Entweder bringe ich sie alle um …“ Ich warf einen Blick zu Perry, der sich endlich wieder rührte und sich geschmeidig durch das geordnete Durcheinander an einem der schrecklichsten Mordschauplätze in der Geschichte von Santa Luz schlängelte.
    „Oder?“, bohrte Rosie nach. „Oder will ich das lieber gar nicht wissen?“
    „Oder ihr müsst euch nach einem neuen Jäger umsehen, und zwar pronto. Abgesehen davon würdet ihr wohl gut daran tun, so weit wie nur irgend möglich von dieser verfluchten Stadt fortzukommen.“ Ich gab ihr den Kaffeebecher zurück.
    „Herrlich, Jill. Das macht echt Mut.“
    „Euch Mut zu machen fällt nicht in meinen Aufgabenbereich. Aber du bist eine gute Polizistin, ist dir das klar?“
    „Aus deinem Mund bedeutet mir das echt was.“ Ein müdes, halbherziges Lächeln erhellte ihre Miene. „Dann geh ich mal und überbringe Carp die guten Neuigkeiten. Mach dich lieber aus dem Staub, bevor er auf die Idee kommt, dir deine Dummheiten auszureden.“
    „Und du willst es gar nicht versuchen?“
    „Er glaubt immer noch, du würdest tatsächlich zuhören. Ich weiß das längst besser. Pass auf dich auf.“ Dann sah sie Saul an. „Und du auch, Winnetou.“
    Er nickte, und das Silber in seinem Haar klimperte. Als Rosie sich zum Gehen wandte und auf Carp zusteuerte, trat Perry zu uns.
    „Jill …“, setzte Saul an, der sich wie eine schwarze Welle erhob.
    „Warte kurz. – Perry?“
    „Kiss“, sagte er, den Kopf leicht schräg gelegt, eine blonde Augenbraue hochgezogen und mit funkelnden Augen. Nun sah er viel mehr nach der Art von Höllenbrut aus, die ich üblicherweise im Innern des Monde Nuit traf.
    „Finde Melisande Belisa und bring sie mir.“
    Ich nehme an, er wollte widersprechen. Zumindest öffnete er den Mund, schloss ihn dann aber wieder und blickte mir konzentriert ins Gesicht. Im Augenblick war ich einigermaßen sicher. Selbst wenn der Wendigo mich angreifen wollte, müsste er mich erst einmal finden. Was zwar nicht gerade ein beruhigender Gedanke war, aber wir brauchten jemanden auf unserer Seite, der wusste, was dieses andere Sorrow-Flittchen vorhatte.
    Und außer Belisa – verflucht sei sie! – fiel mir niemand ein. Außerdem: Wenn sie mir Schwierigkeiten machen würde, sollten Saul und Perry sie einfach so lange für mich zu Boden drücken, bis ich ihr die Faxen auf die harte Tour ausgetrieben haben würde.
    Und jeden beschissenen Augenblick davon würde ich genießen.
    Ich bin wirklich kein braves Mädchen.
    Eine lange, unruhige Ewigkeit lang hielt ich Perrys Blick stand. Dann verschränkte ich die Arme vor der Brust, während der Rubin an meinem Hals anfing zu pochen. Auch die Narbe, die seit dem Leichenfund geschlummert hatte, meldete sich wieder zu Wort. Perrys Aura, die befleckte Schlickmasse, die ihn umgab, spannte sich an. Komisch eigentlich, nichts mit solch einer Aura sollte normalerweise zu blauem Höllenfeuer imstande sein.
    Was, zum Teufel, war Perry?
    Endlich senkte er den Blick. „Aber sicher, meine Liebe. Für meine Kiss tue ich doch alles. Es sollte nicht allzu lange dauern.“
    „Gut.“ Ich sah zu, wie er sich mit einer merkwürdig ungelenken Eleganz umdrehte und fortlief. „Ich will sie lebend, Perry. Aber eingeschüchtert.“
    Das winkte er mit einer lässigen Geste über die Schulter ab, als würde ich ihn mit Nichtigkeiten behelligen. Dann rückte Saul mir auf die Pelle, rempelte mich an. Ich rempelte zurück. Noch immer hatte ich den sauren Geschmack von Asche und verbranntem Kaffee im Mund. Mein Mal pulsierte, aber nur leicht. Es war wie ein sanfter Kuss, als glitten Schuppen über verheiltes Narbengewebe.
    „Saul.“ Meine eigene Stimme hörte sich fremd an, als wäre ich etliche Meilen entfernt und hörte mir selbst beim Reden zu. Alles Unnütze schob ich von mir und reduzierte mich

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