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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Hintertür, sonst erschießen sie dich.“ Meine sanfte Stimme klang wie ein Versprechen. „Wenn du ein Zuhause hast, geh heim. Und wenn nicht, nimm dir ein Hotelzimmer. Aber wenn ich dich heute Nacht noch mal auf der Straße erwische oder falls du irgendjemandem hiervon erzählst, dann kannst du dich auf was gefasst machen.“
    Es war eine leere Drohung, denn eigentlich war es mir völlig egal. Aber sie glaubte mir, und verschreckt sah sie Ricky an. Ich packte die Kehle des Zuhälters fester, er stöhnte vor Entsetzen auf.
    Die Kleine taumelte zur Tür, und ich hörte dumpfe Schläge, als sie versuchte, sich auf der Treppe im Laufen anzuziehen. Ich lauschte eine Weile – ja, jetzt war sie durch die Hintertür verschwunden.
    Braves Mädchen. Nun wandte ich meine Aufmerksamkeit Ricky zu, der röchelte, während sich mein Griff immer weiter verstärkte. „Ricky.“ Ich klang richtig nachdenklich. Meine Kanone schwenkte herum und legte sich an seine Stirn. „Du und ich werden uns jetzt unterhalten, Cabron. Ganz gemütlich unter vier Augen. Du wirst mir von deinen Spielkameraden erzählen, und wir zwei werden auf deinem Bett einige sehr innige Augenblicke verbringen. Ich wette, das gefällt dir, nicht wahr?“
    Ricky triefte vor Schweiß. In großen Tropfen rann er über seine dunkle Haut. Ricky hatte einen Ständer, und er roch nach Öl, Qualm und frittiertem Käse. Von dem Joint auf dem Teppich stieg eine dünne Rauchsäule auf.
    Das Lächeln auf meinen Lippen verzog sich zu einem angestrengten Zähnefletschen, während die Narbe an meinem Handgelenk so stark pulsierte, dass jede Faser meines Körpers danach lechzte, den Abzug zu drücken. Doch stattdessen lockerte ich den Griff um seinen Hals.
    „Also“, flüsterte ich. „Eure Versammlung. Mit Jonte und den Jungs. Wer war alles dabei, und was habt ihr so bequatscht? Fang am besten ganz von vorne an.“
    Und das tat er dann auch.
    Zuhälter sind berechenbare Geschöpfe. Sie haben ihre Routine und ihre Gewohnheiten, und die Tatsache, dass die meisten nebenher dealen, ändert daran auch nichts. Wenn ein Zuhälter in den Knast wandert, hauen ihn seine Mädels wieder raus, meistens mithilfe seines Leutnants.
    Aber wenn ein Zuhälter ins Gras beißt und sein Stellvertreter und seine Leibwache zu Krüppeln geschlagen worden sind, trudeln die Mädchen eine Weile in der Ungewissheit. Die Drogen kommen dann von anderen Dealern, von denen einige Schwächlinge sind, die den im Machtgefüge frei gewordenen Platz einnehmen und zu Zuhältern werden. Oder andere Zuhälter beliefern die Mädchen dann und krabbeln wie Maden aus einer Leiche heraus, um die Stelle des Toten einzunehmen.
    Ich wünschte, sie hätten es schwerer. Gott, wie sehr ich mir das wünschte.
    Dann wünsch mal fleißig, Kismet. Andererseits könntest du natürlich die Ärmel hochkrempeln und anpacken – rate mal, was schneller zum Erfolg führt.
    Ich klapperte die ganze Kette bis nach oben ab, jeder Zuhälter hatte ein bisschen mehr zu erzählen. Jonte hob ich mir bis ganz zum Schluss auf. Er war ein dicker, breiter Schwarzer mit einem enormen Bauch und einem breiten, gewinnenden Lächeln. Zwei seiner Vorderzähne waren vergoldet und gaben schöne Laute von sich, als ich ihn das zweite Mal auf den Boden donnerte und ihm den Arm verdrehte. Elf Zuhälter, von denen jeder einzelne auf dem Treffen mit Rocadero gewesen war, der wahrscheinlich deshalb ins Gras gebissen hatte, weil eine gewisse rothaarige Sorrow ihn nicht länger brauchte. Wer von ihnen noch lebte, war entweder zu unbedeutend oder diente ihr noch zu irgendeinem Zweck – ob es nun die Beschaffung von Frischfleisch oder Geld war.
    Doch von Jonte erfuhr ich das mit Abstand Interessanteste.
    Zuhälter gehören nicht zu dem Schlag von Mann, der noch irgendetwas für sich behält, wenn eine höllisch verstärkte Faust sich um seine Eier legt und einen Hoden wie eine reife Traube platzen lässt. Denn im Grunde ihres Herzens sind Männer, die auf diese Art ihr Geld verdienen, miese Feiglinge. Deshalb verlegen sie sich auch darauf, kleinen Mädchen den Kopf zu verdrehen und sie anschließend unter Druck zu setzen, statt sich anständige Jobs zu suchen. Was sie einfach nicht kapieren, ist, dass auch sie bei diesem Geschäft früher oder später den Kürzeren ziehen werden.
    Keine Zeit zum Philosophieren, schalt ich mich selbst, als der schlaffe Körper des Dicken auf die Fliesen fiel. Jonte hatte echt ein nettes Zuhause – obwohl ich das meiste davon zu

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