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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Asphalt, das Wummern von Autos und Gezeter, während die Mädchen wuchtig auftraten, um sich warmzuhalten. Wagen rollten heran und verschwanden wieder, Türen knallten und Fenster wurden quietschend heruntergerollt.
    Ich hatte mein Armband abgelegt, und unter dem eisigen Kuss des Windes brannte meine Narbe wie Feuer. Meine übernatürliche Sinnesschärfe ließ die Nacht, ihre Farben und Klänge, lebendig werden. Mein Geist war geöffnet, lauernd und bereit.
    Und dann sah ich ihn. Den Cadillac.
    Wie ein Hecht glitt er durch die Schwärme müder Mädchen, von denen einige ihm ängstliche Blicke nachwarfen. Ich setzte mich in Bewegung, der Wind heulte in meinen Ohren, als die Welt einen Purzelbaum schlug und mich die Schwerkraft zu Boden zog. Ich stürzte, prallte auf den kalten Asphalt und rollte mich in vollem Schwung ab. Kleine Steinchen piekten mich in den Rücken, dann schlüpfte ich eilends durch die Schatten. Nur ein Flackern in der Dunkelheit.
    Es ist die Narbe, die Narbe. Ich bewege mich wie eine Höllenbrut, wie ein Trader. Gerade war ich fünf Stockwerke tief gefallen, und nun rannte ich, als wäre nichts gewesen.
    Als ich das kleine, ruhige Backsteingebäude erreichte, war er bereits drinnen, und einer seiner muskelbepackten Bodyguards hatte sich auf der Vordertreppe aufgebaut. Doch der dicke, schwere Kraftprotz, der auf der linken Körperseite eindeutig eine Waffe trug, wie die Beule in seinem Mantel bezeugte, bemerkte mich nicht einmal. Unvermittelt tauchte ich aus der Finsternis auf und schlug zu, und süß erschien mir das Knacken seiner Gesichtsknochen.
    Im nächsten Augenblick war ich im Haus, der andere Schläger stand am Ende des Flurs. Auch ihn schaltete ich aus. Er war ein kurzgewachsener, kugelrunder Kerl, der trotz seiner Wampe muskulös gebaut war. Und er roch nach Frijoles und Haarwachs, vermengt mit dem kühlen Aroma eines Killers. Also man kann nicht behaupten, dass Ricky an Unterstützung knausert, nicht wahr? Der Kurze ging problemlos und leise zu Boden, ich hatte erst im allerletzten Moment ausgeholt, um ihm nicht das Genick zu brechen.
    Auf leisen und flinken Sohlen huschte ich die Treppe hinauf und platzte ins Schlafzimmer.
    Diamond Ricky hatte ein Mädchen bei sich, ein halbnacktes Kind mit spitzen braunen Brüsten, das sich gerade einen Strumpf vom Bein rollte. Ich sah sie wie aus weiter Ferne und verwandte kaum einen Gedanken an sie. Im Zimmer stand ein niedriger Tisch, auf dem ein mit Kokain verseuchter Spiegel lag. Unter dem weißen Pulver lagen wie zu einem Fächer ausgebreitet eine Reihe Zwanziger. Daneben stand eine weiße Ledercouch, auch Decke und Schränke waren mit großen Spiegeln ausgestattet. Auf einem Glasregal standen drei grüne und blaue Lavalampen, die den Raum in schummriges Licht tauchten. Auf dem Nachttischchen lag eine Papiertüte – dem Geruch nach zu urteilen mit illegalem Inhalt … und einer Neunmillimeter-Pistole, die Ricky allerdings nichts nützen würde.
    Das volle moschusartige Aroma von altem und frischem Haschisch lag in der Luft. Eben hatte sich Ricky einen Joint angezündet und es sich, mit der Hand im offenen Hosenschlitz, im Bett bequem gemacht. Als er mich sah, klappte ihm die Kinnlade runter, der Joint fiel ihm aus den Fingern und auf den Boden. Mit einem Sprung war ich auf der Matratze und hatte ihn mit der Linken an der Gurgel gepackt, während ich mit der anderen Hand eine Kanone auf das Mädchen hielt, das gerade Atem schöpfte, um loszubrüllen. In ihrem Gesicht sah man noch deutlich den Babyspeck. Sie war kaum alt genug, um alleine zur Schule zu laufen, ganz davon zu schweigen, sich alleine mit einem Zuhälter aufs Zimmer zu trauen.
    „Keinen Ton!“, fuhr ich sie an, bevor sie ihrem Schrei Luft machen konnte. „Halt verflucht noch mal die Klappe!“
    Sie gehorchte und presste sich stattdessen einen Fummel mit Federn an die Brust, der mehr als fehl am Platz wirkte. Es sollte wohl eine Art Reizwäsche sein, wahrscheinlich Rickys Beitrag zu diesem Spielchen. Ihr langes dunkles Haar zitterte, und der Lippenstift, den sie sich aufgeschmiert hatte, machte aus ihrem Mund ein feucht glänzendes schwarzes Loch.
    „Nimm das Geld.“ Ich deutete mit der Pistole auf die Scheine. Ungelenk tippelte sie hinüber, blickte dabei unsicher zu Ricky, dann raffte sie die Banknoten an sich. Das Kokain verteilte sich über die ganze Tischplatte. Schnee auf gläsernen Ebenen.
    Dann winkte ich mit der Kanone in Richtung Tür. „Verschwinde durch die

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