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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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keinen Grund, sich Sorgen zu machen, solange er in Marks Nähe blieb.
    Plötzlich stoppte Mark vor ihm ab, und zwar so abrupt, dass Trey mit der Nase direkt gegen Marks Schuhsohle stieß.
    »Hör doch«, zischte Mark ihm über die Schulter zu.
    Eine barsche Stimme hallte durch die Bäume. Zuerst konnte Trey nichts verstehen, doch als er ein wenig näher kroch, wurde die Stimme lauter: »Da! Und da! Schneller!«, brüllte es in der Ferne.
    Trey sah Mark an, doch der machte ebenfalls ein ratloses Gesicht.
    »Sollen wir umkehren?«, fragte Trey mit gedämpfter Stimme.
    Mark schüttelte den Kopf.
    »Sei einfach ganz, ganz leise«, sagte er so lautlos, dass Trey ihm die Worte fast von den Lippen ablesen musste.
    Unendlich langsam krochen sie weiter. Die Stimme wurde jetzt noch lauter.
    »Macht schon, Männer! Ihr glaubt doch nicht, dass ihr für diese Schluderei bezahlt werdet? Eine solche Bande fauler Tunichtgute ist mir noch nie untergekommen! Beeilung!«
    Auch Hammerschläge hörten sie und Ächzen und Stöhnen. Trey war völlig schleierhaft, warum Mark darauf bestand, dass sie sich mucksmäuschenstill verhielten: Bei diesem Radau würde niemand ein paar Jungen durch den Wald kriechen hören.
    Trey sah die Steinmauer als Erster. Er war so erleichtert, nicht an der Stimme und den hämmernden Männern vorbeikriechen zu müssen, dass es ihm die Sprache verschlug. Er zupfte Mark am Ärmel und streckte den Arm aus.
    Doch Mark schüttelte warnend den Kopf. Geduckt führte er Trey an der Mauer entlang; der Lärm wurde immer lauter.
    Sie folgten einem Bogen in der Mauer, als Mark Trey plötzlich hinter einen großen Busch zerrte.
    »Dort«, flüsterte er tonlos.
    Voller Angst spähte Trey durch das Gebüsch. Vor ihnen trieb ein Trupp Männer in grauen Uniformen – vielleicht vierzig, fünfzig oder auch hundert – entlang der gesamten Steinmauer Holzpflöcke in den Boden und befestigte Drähte daran.
    »Wozu?«, flüsterte Mark, »wozu brauchen sie eine Steinmauer und zusätzlich noch einen Stacheldrahtzaun?«
    Völlig verwirrt zuckte Trey die Achseln. Warum sollte irgendjemand einen neuen Zaun um das Haus der Grants errichten, nachdem Mr und Mrs Grant tot waren? Wer hatte das angeordnet? Lee? Der Chauffeur?
    »Lass uns einfach durch das Loch in der Mauer klettern«, bat Trey. »Schnell. Bevor sie uns entdecken.«
    »Das geht nicht«, flüsterte Mark zurück. »Das Loch ist dort drüben.«
    Und er deutete mitten in den Pulk der Uniformierten.

14.   Kapitel
    W ie auf Kommando krochen Trey und Mark tiefer in den Wald hinein, um zu überlegen, was sie als Nächs tes tun sollten. Trey war dafür zu warten, bis die Arbeitstrupps verschwunden waren, vielleicht sogar das gesamte Vorhaben zu überdenken.
    »Vielleicht können wir Lee auf bessere Art helfen als über zwei Einfriedungen zu klettern?«, meinte er. »Lass uns einen Moment nachdenken und darüber reden. . . . Vielleicht haben wir irgendeine nahe liegende Lösung übersehen. Vielleicht ist es gar nicht nötig, einen Fuß auf das Grundstück der Grants zu setzen.«
    Je mehr er darüber nachdachte, desto unheimlicher wurde ihm die zweite Absperrung. Es ergab einfach keinen Sinn.
    »Willst du die ganze Zeit hier rumsitzen und reden?«, fragte Mark ungläubig. »Und nichts unternehmen? Es kann Stunden dauern, bis die Männer wieder weg sind. Und in dieser Zeit könnte mein Bruder   –«
    Trey wollte das Ende von Marks Satz gar nicht hören.
    »Und was willst du tun?«, fragte er herausfordernd.
    »Lass uns dort langgehen und nachsehen, ob es noch einen anderen Weg hinein gibt«, schlug Mark vor und zeigte in die Richtung, die den Männern, die den Stacheldrahtzaun errichteten, entgegengesetzt lag. »Vielleicht ist das Eingangstor offen.«
    Trey konnte kaum fassen, dass Mark ernsthaft glaubte, sie könnten am helllichten Tag einfach so auf das Grundstück spazieren. Doch Mark gab Trey keine Gelegenheit, die Debatte fortzusetzen. Er schlängelte sich bereits behände durch das Unterholz.
    In stillem Zorn folgte ihm Trey.
    Als sie das Ende des Waldes erreichten, spürte Trey jeden Muskel im Leib. Er war es einfach nicht gewohnt, seine Füße vorsichtig anzuheben und sie dann so präzise wieder aufzusetzen, dass kein Zweig knackte und keine Blätter raschelten. Im Grunde war er es kaum gewöhnt, seine Füße überhaupt zu bewegen. Doch es waren nicht nur Füße und Beine – auch seine Arme schmerzten vom Wegbiegen der viele Äste und sein Rücken vom Niederkauern. Eine Hand

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