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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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frei sein wie alle anderen auch. Es gibt keinen Kompromiss. Und deshalb muss ich diese Idioten davon überzeugen, dass die Kundgebung ihre einzige Chance ist.«
    Nach Jens Kommentar war auf dem Bildschirm erschrockenes Schweigen eingetreten. Dann bemerkte Carlos:
    Hm, Jen, hast du vielleicht ein paar Blutdruckpillen deiner Eltern in der Nähe? Klingt, als könntest du sie brauchen.
    Mit einer wütenden Bewegung schaltete Jen den Computer aus. Der Bildschirm wurde augenblicklich dunkel.
    Sie wirbelte auf dem Stuhl herum und ballte die Fäuste.
    »Ahhh!«, brüllte sie und verzog frustriert das Gesicht.
    »Jen?«, fragte Luke. Er wich ein wenig zur Seite für den Fall, dass sie die Fäuste gebrauchen wollte.
    Überrascht drehte sich Jen zu ihm um, als habe sie ganz vergessen, dass er da war.
    »Willst du nie rausbrüllen: >Ich halte das nicht mehr aus    >Zur Hölle mit dem Verstecken! Es ist mir egal!    »Nein«, flüsterte Luke.
    Sie zeigte auf den Computer.
    »Was ist dann los mit ihnen? Warum kapieren sie es nicht? Warum nehmen sie die Sache nicht ernst?«
    Luke biss sich auf die Unterlippe.
    »Ich denke, die Art und Weise, wie Leute ihre Gefühle zeigen, ist einfach verschieden«, sagte er. »Die einen machen Witze und jammern. Und du rennst herum, schreist und beschimpfst andere Leute.«
    Er war stolz auf diese Erkenntnis, denn schließlich kannte er auf der ganzen Welt nur fünf Leute. Und zum ersten Mal in seinem Leben begann er sich zu fragen, wie der Rest seiner Familie damit umgehen würde, wenn sie sich verstecken müssten. Sein Vater hätte ständig schlechte Laune. Mutter würde versuchen das Beste aus der Situation zu machen, aber jeder könnte sehen, dass sie todunglücklich wäre. Matthew würde eher still reagieren, aber die ganze Zeit ein trauriges Gesicht ziehen, so wie er es jedes Mal tat, wenn von den Schweinen die Rede war, die sie nicht mehr halten durften. Und Mark würde sich so ekelhaft benehmen, dass alle anderen darunter leiden würden. Zum ersten Mal verspürte Luke einen Funken Stolz darauf, dass er mit dem Verstecken besser fertig wurde, als jeder andere in seiner Familie es könnte. Glaubte er zumindest.
    Jen bedachte seine Erklärung mit einem abfälligen Schnauben. »Egal«, sagte sie. Sie ließ sich wieder auf den Computerstuhl fallen. »Jedenfalls ist die Kundgebung im April. Ich habe drei Monate Zeit, dafür zu sorgen, dass alle bereit dafür sind.«
    Sie schaltete den Computer an und begann erneut in die Tasten zu hauen.
    Einige Stunden später schlich sich Luke leise davon. Er war sich nicht einmal sicher, ob Jen es überhaupt bemerkte.
    – 51 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Kapitel 21
    Im Februar erhielt der Vater einen Brief von der Regierung, in dem ihm verboten wurde irgendetwas in geschlossenen Räumen anzubauen.
    »Es ist uns zur Kenntnis gelangt, dass Sie übermäßige Mengen an Plastikrohren erworben haben, wie sie zum Anbau und zur Aufzucht pflanzlichen Materials in geschlossenen Räumen benötigt werden«, begann der Brief. »Da solche Anbaumethoden vornehmlich zur Aufzucht illegaler Substanzen dienen, werden Sie hiermit aufgefordert jegliche diesbezüglichen Aktivitäten umgehend zu unterlassen und einzustellen...«
    Luke las den Brief beim Abendessen, nachdem alle anderen vergeblich versucht hatten ihn zu verstehen.
    Nach all den dicken Büchern, die Jen ihm geliehen hatte, fand Luke die gescheiten Wörter längst nicht mehr so einschüchternd.
    »Sie wollen, dass du aufhörst«, sagte er. »Sie befürchten, du könntest irgendwas Illegales anbauen. Und diese Stelle hier« - er deutete auf den Brief, obwohl die anderen allesamt am Tisch saßen, meterweit von ihm entfernt, und er auf seinem üblichen Platz auf der Treppe -, »wo es heißt, du sollst >sämtliche Materialien zur Adjudikation aushändigen<, bedeutet, dass du ihnen alles, was du gekauft hast, übergeben sollst, damit sie entscheiden können, ob du eine Strafe bekommst oder nicht.«
    Die anderen starrten Luke sprachlos an. Dann fing Mark an zu kichern.
    »Drogen«, sagte er. »Sie glauben, dass du Drogen anbauen willst.«
    Der Vater sah ihn voller Entrüstung an.
    »Und das findest du komisch? Mal sehen, was du nächstes Jahr sagst, wenn deine Füße gewachsen sind und wir kein Geld mehr

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