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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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weitermachen, solange er nur die Möglichkeit hatte, Jen zu besuchen. Bald würden die Bäume wieder Blätter austreiben und dann würde er sich bei seinen Ausflügen zu Jen noch sicherer fühlen.
    Sobald die Aussaat begann, würde der Vater den ganzen Tag auf den Feldern sein und Luke konnte sie jeden Tag besuchen.
    Aber der April kam eher als die Aussaat.
    – 54 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Kapitel 22
    Die ersten beiden Aprilwochen regnete es und Luke fragte sich verzweifelt, wann er Jen jemals wieder sehen würde. Schließlich wurde es wieder trocken und der Vater fuhr endlich zum Pflügen auf die Felder. Luke spurtete zu Jen hinüber.
    »Oh, wunderbar!«, begrüßte sie ihn. »Dann kriegst du den Schlachtplan schon vorher. Ich dachte schon, wir würden dich Donnerstag Nacht einfach abholen und hinterher einweihen müssen.«
    Luke schob hinter sich vorsichtig die Tür zu und richtete die Jalousien, damit von ihm und Jen nicht das Geringste zu sehen war. Dann drehte er sich zu ihr um.
    »Wovon redest du?«, fragte er. Aber er wusste es. Sein Herz klopfte heftiger als auf dem Weg durch die Gärten.
    »Von der Kundgebung natürlich«, sagte Jen ungeduldig. »Es ist alles vorbereitet. Ich nehme ein Auto von meinen Eltern und hole unterwegs drei andere Leute ab. Aber für dich habe ich einen Platz frei gehalten. Du kannst froh sein - viele andere müssen zu Fuß gehen. Der Treffpunkt ist um sechs Uhr früh vor dem Haus des Präsidenten.«
    Luke umklammerte die Zugleine der Jalousien.
    »Kannst du denn Auto fahren?«, fragte er.
    »Gut genug.« Sie schenkte ihm ein verschmitztes Grinsen. »Meine Brüder haben es mir beigebracht. Komm mit.«
    Sie dirigierte ihn zur Couch hinüber. Er ließ sich darauf nieder, während sie sich auf die Lehne setzte.
    »Und was ist, wenn die Bevölkerungspolizei euch aufhält, bevor ihr die Hauptstadt erreicht?«
    »Uns, meinst du. Du kommst schließlich auch mit. Mach dir keine Gedanken - keiner wird uns aufhalten.« Sie kicherte. »Ich habe mich per Computer ein wenig mit den Arbeitszeiten der Regierungsangestellten beschäftigt. Ich will es mal so sagen - bei der Bevölkerungspolizei haben einige unerwartet Urlaub bekommen.«
    »Heißt das, du hast ihre Arbeitszeiten verändert? So was kannst du?«
    Jen nickte mit einem schelmischen Glitzern in den Augen.
    »Ich habe einen geschlagenen Monat gebraucht, ehe ich wusste, wie es geht. Aber jetzt hast du eine erstklas-sige Hackerin vor dir.«
    Langsam dämmerte Luke, warum Jen bei seinen letzten Besuchen so fröhlich und locker gewirkt hatte. Für sie waren es Ferien gewesen, Erholungspausen von der intensiven Arbeit an den Kundgebungsplänen. Als er genauer hinsah, entdeckte er die Müdigkeit in ihren Augen. Sie sah aus wie eine jüngere Ausgabe seiner Mutter nach einer Zwölf-Stunden-Schicht in der Hühnerfabrik oder wie sein Vater nach einem langen Tag während der Heuernte. Aber in ihrem Gesicht stand noch etwas anderes - seine Eltern hatten noch niemals so glühend erregt ausgesehen.
    »Und was ist, wenn dir jemand auf die Schliche kommt und alles wieder rückgängig macht?«
    Jen schüttelte den Kopf. »Das werden sie nicht. Ich habe genau aufgepasst. Ich habe alle Reisepläne aufei-nander abgestimmt und nur die Polizisten entfernt, die entfernt werden mussten. Bist du denn gar nicht aufgeregt? Wir werden endlich frei sein nach all den Jahren.« Sie beugte sich vor und zog einen Stapel Papiere unter dem Sofa hervor. »Das beste Versteck der Welt. Das Hausmädchen ist zu faul, um dort unten sauber zu machen. Lass mal sehen, ich hole dich um zehn Uhr abends ab und...«
    Luke war froh, dass sie die Papiere und nicht ihn ansah. Er hätte ihr nicht in die Augen blicken können.
    – 55 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    »Okay, okay, also auf dem Weg in die Hauptstadt werden sie keinen von euch erwischen. Aber wenn ihr erst einmal da seid, beim Haus des Präsidenten, dann wird irgendjemand die Bevölkerungspolizei rufen und dann...« Allein der Gedanke machte ihm panische Angst.
    Jen blieb unberührt. »Na und?«, sagte sie. »Mir ist es völlig egal, wen sie rufen, wenn wir erst einmal da sind.
    Mensch, vielleicht rufe ich die Bevölkerungspolizei selbst. Einer Menschenmenge von tausend Leuten werden sie gar nichts tun, erst recht nicht, wenn die meisten davon Verwandte von Regierungsangestellten sind. Wir werden sie zwingen uns zuzuhören. Wir sind eine Revolution!«
    Luke wandte den Kopf ab. »Aber deine

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