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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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und deinen Töchtern? Ist schon wieder eine dazugekommen?«
    »Jetzt hör aber mal auf«, empörte sich Ronan, doch ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Linie, der die beiden Brüder angehörten, brachte nicht viele Männer hervor. Und wenn doch einmal einer geboren wurde, wurde das mit einer Unmenge von Töchtern ausgeglichen. Die Anspielung darauf war ein alter Scherz in ihrer Familie. »Sie entwickeln sich großartig, und es geht ihnen gut. Genauso gut übrigens«, fügte er mit einem Anflug von Missbilligung hinzu, »wie unseren Schwestern. Du könntest ruhig einmal vorbeischauen.«
    Derrien zuckte mit den Schultern. »Ergad muss sich furchtbar einsam vorkommen unter all diesem Weibervolk!«
    »Er hat genügend Freunde im Dorf.«
    »Betet er immer noch jede Nacht darum, ein Druide zu werden?«
    »Nein, das hat vor drei oder vier Monaten aufgehört. Maela glaubt, dass das mit den Mädchen zu tun hat.«
    Sein Bruder nickte abwesend, vermutlich dachte er an sein eigenes gestörtes Verhältnis zu Frauen. Derrien hatte nicht geheiratet. Seine einzigen intensiveren Kontakte zum anderen Geschlecht bestanden, soweit Ronan davon wusste, in unregelmäßigen Besuchen in den Bordellen der Außenwelt. Ronan konnte das nicht gutheißen, doch sein Bruder ließ darüber nicht mit sich reden. In seinem Leben, so behauptete er stets, war kein Platz für Frauen.
    »Was gibt es für Neuigkeiten?«, fragte Ronan, um auf das eigentliche Thema zu kommen. Sosehr er seinen Bruder auch liebte – immer noch und trotz all der Unterschiede zwischen ihnen –, so hatte er doch Verpflichtungen zu Hause, sowohl seinen versammelten Fischern gegenüber als auch seiner Frau!
    »Keine guten.«
    »Das hätte mich auch gewundert. Schatten im Niemandsland?«
    Sein Bruder nickte.
    Derrien war Anführer der Waldläufer, einer Gruppe aus wild lebendenDruiden und ihrer Gefolgsleute, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Niemandsländer zu beobachten.
    Nach dem Letzten Germanenkrieg und der Besiedelung Skandinaviens durch die Kelten gab es nicht mehr genügend Menschen, um das riesige Land zu bevölkern. Große Teile waren seither verwildert und leer und wurden von den Kelten als Niemandsland bezeichnet. Die Schatten – einst nicht mehr als eine lästige Plage – hatten angefangen, diese wilden Gebiete für sich in Anspruch zu nehmen und dort ihre menschlichen Gefolgsleute, die Fomorer, anzusiedeln. Schatten und Fomorer zusammen trugen den Namen
Nain
. Sie siedelten für zwei oder drei Jahre, bis sie stark genug waren, die Kelten auf dem Schlachtfeld herauszufordern. Erst vor zehn Jahren hatte es einen großen Kriegszug gegeben. Die Nain hatten in Bergen gesiedelt und waren unentdeckt geblieben, bis sie einen Feldzug nach Norden gewagt hatten. Sie hatten die Helvetier zwischen Sognefjord und Nordfjord völlig überrascht, die meisten von ihnen zu Fomorern gemacht und sie in ihre Armee eingegliedert. Sie waren weitergezogen, hatten die Helvetier des Jostedalsbreen in einer Feldschlacht vernichtet und waren nach Norden in Richtung des Romsdalsfjordes marschiert, um die Bretonen anzugreifen. Dort waren sie von Waldläufern entdeckt worden. Derrien entsandte eine Warnung zum Rat von Dùn Robert sowie nach Kêr Bagbeg, wodurch es der hastig zusammengestellten Ratsarmee gelungen war, den Feind in der Schlacht von Trollstigen abzuwehren. Derriens Warnung hatte die norwegischen Bretonen gerettet. Seitdem führte er seinen ganz persönlichen Krieg gegen die versprengten Überreste der Nain-Armee. Und jedes Jahr kam er zu Ronan, um ihn vor den Schatten im Niemandsland zu warnen. Wenn es nach ihm ginge, hätte der Rat von Dùn Robert schon lange eine neue Ratsarmee aufgestellt, um die Niemandslande zu durchsuchen.
    »Diesmal ist es schlimmer«, erklärte Derrien nun. »Viel schlimmer. Wenn wir nicht bald handeln, ist die Region zwischen Sogne- und Nordfjord bald fest in der Hand der Nain!«
    »Bergen liegt nicht im Einflussbereich des Rates von Dùn Robert«, erinnerte Ronan seinen Bruder. »Geh nach Dachaigh na Làmhthuigh, wenn du dort Krieg führen willst!«
    »Der Rat von Dachaigh na Làmhthuigh reagiert aber nicht!«, entgegnete Derrien gereizt. »Entweder sind ihre Patrouillen blind und taub oder im Bann der Schatten! Ich war erst kürzlich in der Außenwelt und habe mich mit den Bergener Renegaten getroffen, und
die
sagen, dass es in der Stadt nur so von Schatten wimmelt!« Er stand auf und begann, auf und ab zu gehen.
    »Hah!

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