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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Drei phönizische Handelsgaleeren lagen mit gestrichenen Segeln tiefer im Hafen und zogen Ronans Blicke auf sich. Es war lange her, dass er Phöniziern begegnet war. Welche Waren die Fernhändler wohl von ihrer weiten Reise aus dem Mittelmeer mitgebracht hatten?
    »Ronan?«
    Er zuckte zusammen, als ihm Cintorix die Hand auf die Schulter legte. Er richtete sich auf und wandte sich ihm zu. »Entschuldigt!«
    »Ich verstehe, dass Ihr im Moment keine sonderliche Begeisterung für die Politik aufbringen könnt. Der Tod Eures Bruders hat vieles verändert.« Beinahe als Nachgedanke fügte er noch hinzu: »Auch diese Versammlung.«
    Ronan zog die Augenbrauen zusammen. »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?« Hatte der Helvetier etwa vor, Derriens Tod für seine Politik zu instrumentalisieren?
    »Wie Ihr vielleicht schon erfahren habt, beansprucht dieser Murdoch MacRoberts die Anführerschaft der übrigen Waldläufer für sich.«
    »Und? Der Ire, den sie den Fuchs nennen, beansprucht sie ebenfalls.« Ronan hatte momentan nicht den Nerv für politische Spielchen. Vor allem nicht für solche, die seinen Bruder betrafen. Derrien hatte zeitlebens nichts als Verachtung für die Politik übriggehabt. »Sagt, was Ihr zu sagen habt!«
    »Ihr habt recht, es ist recht unklar, wer von den beiden den besseren Anspruch hat. Deshalb solltet Ihr den Nachfolger Eures Bruders weise wählen.«
    Ronan seufzte. »Ich bin kein Waldläufer, ich habe mit der Nachfolge nichts zu tun!«
    »Ihr seid der Bruder des Schattenfeinds, der Stellvertreter einesHäuptlings und ein Held Trollstigens. Solltet Ihr eine Entscheidung fällen, würde man auf Euch hören.«
    »Dann soll Ryan Anführer werden. Ich habe gehört, dass er die Falle gewittert haben soll, in der …« Ronan presste die Lippen aufeinander. »In die mein Bruder getappt ist.«
    »Das hat er wohl. Der MacRoberts behauptet wiederum, dass es nicht so weit gekommen wäre, wenn der Ire schneller gehandelt hätte.«
    »Ich habe vor einigen Jahren einmal mit Murdoch gesprochen«, erwiderte Ronan. »Er ist aggressiv und blutgierig, wenn Ihr mich fragt. Der Wolf, den er sich zum Zeichen genommen hat, passt sehr gut zu ihm. Ryan ist der bessere Mann.«
    Cintorix nickte. »Und doch würde uns die Ernennung des Wolfs einige Vorteile verschaffen.« Ronan warf ihm einen düsteren Blick zu, worauf Cintorix eilig weitersprach: »Seht her, an diesem Murdoch ist nicht nur interessant,
wie
er ist, sondern auch,
was
er ist. Er ist ein MacRoberts. Wenn ein MacRoberts die Waldläufer anführt, werden die MacNevins vielleicht beschließen, dass ihnen
ein
MacRoberts in einer Führungsrolle reicht. Das könnte uns für die Wahl zum Heerführer ein paar zusätzliche Stimmen einbringen. Momentan sind die Vorhersagen alles andere als eindeutig.«
    Ronan rümpfte die Nase. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte es ihm Spaß gemacht, dem Rat anzugehören. Es war ehrlich diskutiert worden, und jeder hatte gesagt, was ihm gerade in den Sinn gekommen war. Heute hatte sich vieles verändert, der Rat produzierte immer mehr heiße Luft und immer weniger Ergebnisse. Alles, was man in der Versammlung sagen wollte, musste doppelt und dreifach durchdacht werden, um nicht einem der empfindlicheren Fürsten auf die Füße zu treten.
    Ob es bei den Römern auch so gewesen ist?
fragte er sich. Er wusste nicht viel von Geschichte, aber Rom war wohl für seine Intrigen berüchtigt gewesen. Als Helvetier war Cintorix ja schon beinahe ein halber Römer …
    »Was ist mit den Iren?«, gab er zu bedenken, in der Hoffnung,ein Argument gegen Murdoch zu finden. »Die werden sich wohl kaum freuen, wenn ich ihren Mann ablehne.«
    »Ja, das wird auf Euch zurückfallen«, gab Cintorix zu. »Auf Euch, wohlgemerkt, nicht auf mich. Die Iren mögen die Schotten auch nicht, und wenn Murdoch den Vorzug vor diesem Ryan bekommt, werden sie endgültig die Nase voll haben von irgendwelchen MacRoberts.«
    »Ich habe befürchtet, dass Ihr so etwas sagen würdet«, meinte Ronan. Es ärgerte ihn, dass Cintorix gar so emotionslos und bereitwillig in Kauf nahm, dass sich Ronan politisch selbst schaden würde. Sein Blick ging wieder nach draußen, um den Helvetier nicht ansehen zu müssen.
    »Wie werdet Ihr entscheiden?«, nahm Cintorix nach einer Weile den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Ich werde dem Rat mitteilen, dass Murdoch MacRoberts Nachfolger meines Bruders werden wird«, antwortete Ronan ärgerlich. »Das ist dann das, was Ihr wollt!«
    »Das,

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