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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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hat sich zum Kriegszug gegen die Schatten von Bergen entschieden und bittet formal um unsere Unterstützung.« Das Raunen bei dieser Nachricht war deutlich leiser. Niemand hatte wohl ernstlich daran geglaubt, dass sich die dortigen Fürsten gegen einen Kriegszug entschließen würden.
    »Wir haben heute auch einen Waldläufer unter unseren Besuchern«, fuhr Casey fort. »Murdoch MacRoberts ist sein Name, er ist einer der letzten Druiden aus dem Gefolge des Schattenfeinds.«Er warf Ronan einen entschuldigenden Blick zu und murmelte: »Es tut mir leid, wenn ich Euch nun noch einmal damit belaste.«
    Ronan nickte gefasst. Der Rat hatte ein Recht auf einen persönlichen Bericht. Außerdem war er selbst neugierig, ob und wie sich die Geschichte des Schotten von der des Iren unterschied. Er war Ryan vor zwei Wochen in Schweden begegnet und hatte dessen Sicht der Dinge erfahren.
    Casey ließ erneut die Gespräche mit einer Handbewegung verstummen. »Ich bitte Murdoch MacRoberts zu Wort.«
    Der Waldläufer erhob sich von seinem Platz am unteren Ende. Er war eine hünenhafte Gestalt, mit einem wilden Bart und kurzem, struppigem Haar. Unter dem Großtartan trug er ein weißes Hemd, auf dem ein brauner Wolf prangte, darüber ein weißer, von einer Wolfsbrosche zusammengehaltener Umhang. Ronan hatte die Vermutung, dass Casey diese Kleidung eigens für ihn angefertigt hatte, um ihn im Rat präsentierbarer zu machen. Murdoch schien das teure Geschenk jedoch kaum würdigen zu wissen – um den Wolf herum waren schon die ersten Weinflecken zu erkennen, einer der Ärmel war eingerissen.
    »Ich bin Murdoch MacRoberts«, stellte er sich mit rauer, lispelnder Stimme vor. »Ich bin seit ungefähr zwanzig Jahren Waldläufer.« Er nickte, sah kurz zur Decke, als ob er sich wunderte, ob es wohl noch etwas über ihn zu wissen gab, was er hier anbringen sollte. Dann nickte er noch einmal. »Vor fünf Wochen hat Quintus, ein gallischer Druide, am Fuß des Jostedalsbreen Siedlungen der Fomorer entdeckt und einen Schatten namens Lord Rushai. Er schickte Botenreiter zurück, um unser Hauptlager zu informieren. Der Schattenfeind war zu diesem Zeitpunkt in Kêr Bagbeg bei seinem Bruder.« Er sah dabei kurz Ronan an, fuhr dann fort: »Das Kommando über unser Feldlager hat der Schattenfeind dem Druiden Ryan übergeben. Statt aber unseren Trupp sofort nach Süden zu ordern, um Quintus zu unterstützen, hat Ryan auf die Rückkehr des Schattenfeinds gewartet. Dieses Zö …«, er verhaspelte sich, »Zögern hat Quintus das Leben gekostet. Der SchwarzeBaum … das ist Lord Rushai … hat ihn schließlich gefunden und getötet. Als der Schattenfeind dann ins Feldlager zurückgekehrt ist, war es zu spät – Quintus war tot, und Rushai hatte Zeit genug gehabt, seine Falle für uns aufzubauen.«
    Der Rest der Geschichte unterschied sich kaum von dem, was Ronan bisher in Erfahrung gebracht hatte. Auf der Spur nach Süden hatte Derrien nur verlassene Dörfer gefunden. Nachdem er den Jostedalsbreen überschritten hatte, war er dann in eine perfekte Falle getappt, aus der nur eine Handvoll Waldläufer entkommen war. Diese waren später von dem Helvetier Orgetorix aufgesammelt worden. Von den Druiden war Murdoch der einzige Überlebende. Neben Derrien war auch der Waliser Deweydrydd gefallen, Quintus war schon vorher getötet worden, und Pilix galt als vermisst.
    Ryans und Murdochs Berichte unterschieden sich nur in einem Detail: Wer trug die Verantwortung für dieses Debakel?
    Wie Derrien damals war auch Murdoch der Ansicht, dass Ryan zu lange gezögert hatte, während der Ire fest davon überzeugt war, dass Quintus schon bei Eintreffen der ersten Nachricht nicht mehr zu retten gewesen war. Die Wahrheit würde wohl niemand mehr herausfinden … Ronan jedenfalls war eher bereit, die Schuld bei diesem Murdoch zu suchen, der Derrien vermutlich aufgestachelt hatte, als bei dem vorsichtigen alten Fuchs.
    Und ihm soll ich das Lebenswerk meines Bruders anvertrauen?
Es schüttelte ihn bei dem Gedanken.
    Umso schwerer fiel es ihm, nun aufzustehen. »Murdoch Mac Roberts«, rief er, während er seinen Stuhl nach hinten schob und den Tisch entlang zu ihm ging. »Ich danke Euch für Euren Bericht. Ich bin nicht der Einzige, der einen Verwandten zu betrauern hat. Wir alle haben an diesem Tag Freunde und Vertraute verloren.«
    Ronan zögerte, weil er einen riesigen Kloß im Hals spürte. Konnte er tatsächlich sagen, was er zu sagen hatte? Er wünschte sich eine von

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