Schattenkrieg
was wir
beide
wollen.
Ihr
wart es schließlich, der mich zum Heerführer machen wollte!« Er zuckte mit den Schultern. »Ich werde Euch nun alleine lassen.«
Ronan beobachtete ihn, wie Cintorix an einer Wache vorbei im Turm verschwand und kurze Zeit später über den Burghof zurück zur Halle marschierte Der Mann war ein eiskalter Politiker, obwohl er mit der Eibe eigentlich ein kriegerisches und kein diplomatisches Baumzeichen besaß.
Doch Baumzeichen war nicht Pfad. Und Cintorix’ Politik war keinesfalls die der süßen Worte eines Apfelbaums. Sie besaß Haken und Dornen.
Giftige
Dornen …
Und wer weiß? Vielleicht
brauchen
wir für unseren Krieg jemanden wie ihn, der mit kalter Kalkulation die Stämme zusammenhalten kann und gleichzeitig weiß, wie ein Krieg zu führen ist!
Trotzdem fühlte Ronan sich immer unwohler im Wissen, dass es wohl vor allem
seine
Verantwortung war, dass dieser Mann die Ratsarmee führen würde. Ronan hatte das unbestimmte Gefühl,dass sich die Ereignisse beschleunigten, verselbständigten, außer Kontrolle gerieten. Vor kurzem noch waren die drei berühmtesten Kelten Norwegens Bretonen gewesen. Nun war einer von ihnen tot, ein weiterer war drauf und dran, sich im Rat unbeliebt zu machen, während die Anführerschaft der Ratsarmee an einen Helvetier ging, der bisher noch nie etwas Außergewöhnliches geleistet hatte.
Ein schottischer Krieger trat aus der Halle und verkündete laut: »Die Versammlung beginnt!«
Ronan seufzte. Dann ging er die Treppe hinunter und folgte ein paar Nachzüglern in die Halle.
Die Versammlungshalle war höher als für ein Langhaus sonst typisch und deutlich trockener. In bronzenen Haltern hingen Fackeln an den Wänden, auf den Tischen waren silberne Kerzenständer aufgestellt. Im Hintergrund brannte ein großes Feuer, über dem ein Schwein am Spieß hing. Beim Feuer standen auch die Dudelsackbläser, die gerade die Melodie von Scotland the Brace spielten, ein Lied der Außenwelt, das es über die Jahre irgendwie in die Innenwelt geschafft hatte.
Etwa zwanzig Druiden hatten sich versammelt, beinahe der gesamte Rat. Die bevorstehende Abstimmung hatte offenbar auch Fürsten mobilisiert, die sonst nur selten erschienen. Am Kopfende der Tafel saß Casey MacRoberts, der Herr Dùn Roberts und Häuptling seines Clans. Er nickte Ronan zu und wies auf einen Platz ganz in seiner Nähe. Ronan arbeitete sich zu ihm durch, begrüßte die dort versammelten Häuptlinge und setzte sich dazu. Zwar war er selbst kein Häuptling, doch er vertrat Nerin und hatte somit Anspruch auf einen solchen Ehrenplatz. Am langen Ende der Tafel in Richtung des Eingangs reihten sich die Ratsmänner, allesamt Druidenfürsten, zu denen Ronan
eigentlich
gehörte. Am Ende saßen, gegenüber von Casey MacRoberts und am weitesten von ihm entfernt, wie üblich ein paar Besucher und Beobachter, Gäste aus den Heimatländern der Stämme.
Nachdem sich schließlich auch der Letzte der Druiden gesetzthatte, erhob sich Casey. Der Vorsitzende des Rats trug ein grünes Wams mit einem weißen Pferd, darüber den graublauen Großtartan, um den er noch einen grünen Umhang gebunden hatte, der mit einer pferdeförmigen silbernen Brosche zusammengehalten wurde. Sein schwarzes, gepflegtes glattes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem nur die beiden schmalen Zöpfe an seinen Schläfen heraushingen.
Sofort verstummten die zahlreichen Gespräche, und ehrfurchtsvolle Stille erfüllte den Raum. Casey erhob die Hände. »Die Götter mögen diese Versammlung segnen. Ich begrüße Euch, meine Brüder und Ratsherren, und unsere Gäste aus Irland, Wales, Frankreich, der Schweiz und Schottland. Mein Vater lässt seine ergebenen Grüße an alle Anwesenden ausrichten.«
Ronan runzelte die Stirn. Er hatte Bruce MacRoberts persönlich gekannt, als dieser geistig noch gesund gewesen war, und konnte sich kaum vorstellen, dass der Mann jemals
ergebene Grüße
ausrichten lassen würde.
Casey fuhr fort: »Viel hat sich ereignet in den beiden Monaten, seitdem wir uns nicht mehr gesehen haben. Ich befürchte, dass darunter nicht viel Gutes war. Die schlimmste Neuigkeit ist sicherlich die, dass der große Derrien Schattenfeind vom Stamm der Bretonen zu den Ahnen gegangen ist.«
In der Halle brach bei dem letzten Satz hektisches Geflüster aus, das Casey jedoch mit einer Geste abschnitt. »Bevor wir darüber sprechen, möchte ich aber eine wichtige Botschaft an Euch weiterleiten. Der Rat von Dachaigh na Làmhtuigh
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