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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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und betraten die Halle, wo es mucksmäuschenstill geworden war – Casey MacRoberts führte das Wort. Um nicht zu stören, warteten die beiden am Eingang. Zu vermissen schien sie ohnehin niemand.
    »Ich verstehe«, sagte Casey gerade, »dass Ihr jemanden für diese Aufgabe sucht, der eine gewisse militärische Begabung besitzt. Aber Ihr irrt, wenn Ihr meint, dass ein Apfelbaum-Druide zwangsläufig weniger kriegerisches Geschick besitzt als ein Nadelbaum. Wie Ihr alle wisst, habe ich an der Seite meines Vaters Bruce Mac Roberts in der Schlacht am Jostedalsbreen gekämpft.«
    Wie oft sie das wohl schon gehört haben?
fragte sich Keelin missmutig – und doch hingen die Ratsmitglieder dem Redner gebannt an den Lippen. Wieder fragte sie sich, ob er wohl Kräfte spielen ließ oder nicht, um sie zu überzeugen.
    »Er hat mich alles gelehrt, was er über die Kriegskunst wusste«, fuhr Casey fort. »Ich habe an zahlreichen Scharmützeln gegen streunende Nain teilgenommen und viele davon selbst angeführt. Ich besitze Kräfte, mit denen ich die Krieger inspirieren und anspornen kann, und ich bin selbst ein äußerst guter Schwertmann. Für einen Apfelbaum zumindest.« Er lächelte verbindlich in die Runde und erhob seine Stimme: »Ich bin mir sicher, dass ich diesen Krieg für uns zu einem ruhmreichen Ende bringen werde! Folgt
mir
, und die Sänger werden noch in tausend Jahren von dieser Schlacht und Eurem Heldenmut zu erzählen wissen!« Ein paar Druiden jubelten laut, und viele applaudierten. Auch Keelin und Brynndrech klatschten ergriffen. Keelin war froh, dass der Schotteso breite Zustimmung fand – seine Wahl war gewiss, und er würde bestimmt dafür sorgen, dass die Stämme so geringe Verluste erleiden würden wie nur irgend möglich.
    Casey hob abwehrend die Hände, wartete, bis sich die Aufregung etwas gelegt hatte, und fuhr dann fort: »Ich weiß, dass unsere Stämme in den letzten Jahren oft zerstritten waren. Vieles ist nicht so geschehen, wie wir es uns vorgestellt haben. Manche haben schon davon gesprochen, dass der Rat bald auseinanderbrechen würde oder aufgelöst werden müsste.« Er hob wieder seine Stimme: »Aber das, meine Freunde, würde nur den Nain in die Hände spielen. Unsere Uneinigkeit wäre ihr Gewinn! Doch das wird nicht passieren! Die Götter schauen in diesem historischen Moment auf uns herab und bezeugen unsere Einigkeit! Wir werden den dunklen Mächten standhalten, und wir werden
siegen

    Tosender Beifall erhob sich. Die Druiden stampften mit den Füßen oder klopften mit Fäusten und Bierkrügen auf den Tisch. Für einen Moment empfand Keelin, dass irgendetwas nicht stimmte, doch dann rollte der Jubel über sie hinweg, und sie stimmte ein.
    Das Tosen des Applauses schien eine Ewigkeit zu dauern. Als die Halle schließlich wieder ruhiger wurde, war es Keelin warm geworden vom Klatschen und Rufen. Etwas außer Puste, beugte sie sich zu Brynndrech und meinte: »Wirklich ein beeindruckender Mann!«
    Der Waliser nickte. »Wer sollte diese Schlacht gewinnen, wenn nicht er!« Er klatschte immer noch heftig.
    »Ja!« Auch sie klatschte noch.
    Wer sollte eine Schlacht gewinnen, wenn nicht er
, wiederholte sie die Worte in Gedanken.
Wer sollte eine Schlacht gewinnen, wenn nicht er …
    In Keelins Kopf begannen alle Alarmglocken zu läuten.
Wer sollte eine Schlacht gewinnen, wenn nicht er …
Der Satz sprang in ihrem Kopf hin und her und versuchte, auf sich aufmerksam zu machen. Sie verstand nicht genau, warum …
    Wer sollte eine Schlacht gewinnen, wenn nicht er …
    Keelin erstarrte. Die süßen Worte geronnen plötzlich in ihrem Bewusstsein zu Fäulnis und Bitterkeit.
Wer sollte eine Schlacht gewinnen, wenn nicht er!
Sie blickte noch einmal zu Brynndrech hinüber. Er strahlte über das ganze Gesicht, seine permanente Traurigkeit schien wie weggeblasen zu sein. Nichts an ihm ließ erkennen, dass er keine zehn Minuten vorher denselben Mann, den er nun so pries, als eitel und machthungrig beschimpft hatte.
    Sie erinnerte sich daran, selbst geklatscht zu haben, doch plötzlich verstand sie nicht mehr, warum. Wo war denn gerade eben ihr Misstrauen gegenüber diesem Casey abgeblieben? Was war mit ihren Bedenken geschehen, die sie gehabt hatte, als der Schotte für seinen Clansmann Murdoch plädiert hatte, und die jetzt umso stärker in ihr Bewusstsein traten?
Wer zahlt, schafft an
– was für ein Blödsinn! Sie dachte doch sonst auch nicht so!
    Casey manipulierte den Rat, davon war sie nun felsenfest

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