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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Wieder wich sie dem Angriff mit einem Sprung nach hinten aus. Doch als dieses Mal das Schwert in den Schnee schlug, sprang Keelin sofort zurück nach vorne, blockierte mit ihrem Schild den ihres Gegners und stieß mit ihrem Holzschwert seitlich daran vorbei. Ihr Gegner stöhnte auf, als sie ihn in seiner Flanke traf. Keelin sprang sofort zurück, ging wieder aus seiner Reichweite, froh über die Trainingsstunden mit Malcolm und Robb.
    »Gut gemacht, Keelin«, meinte Bryce, der die Reihen der Kämpfenden ablief. »Aber sei vorsichtig: Dieses Manöver funktioniert nur, wenn dein Gegner keine Rüstung trägt. Sonst prallt dein Stich ab, und er hat Zeit, dir das Schwert in Beine oder Unterleib zu rammen.«
    Keelin nickte.
    Bryce lobte sie oft. Im Gegensatz zu den meisten Neulingen besaßsie mittlerweile zumindest
grundlegende
Kenntnisse über den Schwertkampf. Neben einer Handvoll jener Schotten, die mit den ersten hundert gekommen waren, war nur Brynndrech besser als sie. Sein Lob tat ihr gut. Es war das Einzige, was sie hier ein wenig aufbaute. Alles andere war in Reinform gegossene Frustration. Sie war nicht auf eigenen Wunsch hier und fühlte sich bei den Waldläufern
noch
deplazierter als beim alten Keith. Und das war schon schlimm genug gewesen.
    Die Zeit bei Keith MacRoberts war eine Art Verbannung gewesen, als Strafe für ihr Auftreten in der Versammlung. Zwar hatte sie dort mit größter Mühe und Not verhindern können, in einer Woge aus Ahnenhass auf Casey MacRoberts loszugehen, doch dafür hatten sie sie zu einer brennenden Rede getrieben, in der sie ihn bloßgestellt und verurteilt hatte, als ob sie selbst eine alte und hochrangige Druidin gewesen wäre und nicht nur ein beschütztes Küken, dem man die Welt zeigte. Es hatte ihr viele Sympathien eingebracht, doch vermutlich ebenso viel Hass. Es half nicht weiter, zu wissen, dass ihr die Ahnen die Worte in den Mund gelegt hatten – und sie konnte auch niemandem, der ihr Vorwürfe machte, erzählen, dass sie sich für die bessere Alternative entschieden hatte und die schlimmere die gewesen wäre, dem MacRoberts an die Gurgel zu gehen.
    Aber wie unangebracht und schlecht es auch gewesen sein mochte – es wäre nicht so schlimm gewesen, hätte sie nicht am nächsten Tag ihre zweite dumme Entscheidung getroffen – nämlich hierzubleiben. Doch seitdem sie wusste, dass ihr Bruder zu Hause nach ihr suchte, fühlte sie sich verfolgt und beobachtet. Hier in Norwegen konnte sie vor seinen Nachstellungen sicher sein. Natürlich hatte sie Häuptling Grear nicht die wahren Gründe für ihre Entscheidung erzählen können, weshalb sie ihm das Blaue vom Himmel heruntergelogen und behauptet hatte, dass sie als Heilerin hierbleiben wollte, bis die keltische Armee ihren Feldzug beendet hatte. Grear hatte das ziemlich schnell akzeptiert, hatte sogar gemeint, dass es für ihre Ausbildung bestimmt nicht schlechtwar; Brynndrechs Reaktion hatte sie jedoch weder vorhergesehen noch eingeplant. Der junge Waliser war so beeindruckt gewesen von ihren Worten, dass er direkt im Anschluss ebenfalls erklärte, hierbleiben zu wollen und den Krieg abzuwarten.
    Doch hierzubleiben hatte bedeutet, sich in Casey MacRoberts’ Einfluss zu bewegen, und das hatte sie nicht bedacht. Casey trennte Brynndrech und Keelin, und so war sie alleine zu Keith MacRoberts gekommen.
    Keith wiederum …
    »Träumen wir oder kämpfen wir?«, fragte ihr Gegenüber. »Robert MacRoberts mein Name!«
    Keelin blickte auf. Sie hatten rotiert, um nicht immer mit denselben Partnern kämpfen zu müssen.
    »Wir kämpfen natürlich«, antwortete sie, um überhaupt etwas zu sagen. Sie brachte Schwert und Schild in Kampfposition.
    Ihr Gegner war etwas kleiner und sehniger als sein Vorgänger und duckte sich wie ein Wiesel, als Bryce das Kommando gab. Er tänzelte um sie herum, sein Schwert zuckte mehrere Male nach vorne, schlug krachend gegen ihren Schild.
    »Wie ist es drüben im Heimatland?«, fragte er sie währenddessen.
    »Schattig«, erwiderte Keelin. Sie hasste es, während des Kampfes zu sprechen. Sie benötigte ihre ganze Konzentration.
    Das Wiesel lachte, wehrte einen Ausfall ihrerseits mit dem Schild ab. »Ziemlich wortkarg! Man merkt, dass du keine Mac Roberts bist! Urquhart, richtig?«
    »Richtig.« Keelins Zorn schwoll wieder an, als sie sein »Du« hörte.
    »Ist das ein großer Clan in Schottland?«
    Erneut prallte sein Schwert auf ihren Schild, ohne dass sie sich für die Parade anstrengen musste. Seine

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