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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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ein Menschenleben bedeutete.
    Nichts,
dachte Keelin. Unfreiwillig erinnerte sie sich an Mary, die jener Schatten in ihrem Wohnheim umgebracht hatte.
Deshalb kämpfen wir gegen sie!
    Die Kopfschmerzen wurden mit der Erinnerung schlimmer. Keelin ließ sich in ihren Stuhl zurücksinken und rieb sich die Schläfen. Die Bewegung irritierte sichtbar die beiden Leibwächter des Renegaten, die sich anspannten und in einer synchronen Bewegung ihre rechten Hände vor die Brust nahmen. Vermutlich trugen sie unter ihren Anzugsjacken Knarren in Schulterhalftern. Keelin ließ sich jedoch nicht stören – zum einen schien der Druck ihrer Finger den Schmerz zumindest ein bisschen zu lindern, und zum anderen war es genau das, was Derrien von ihr erwartete: die Aufmerksamkeit der Gegenseite auf sich zu ziehen.
    Sie warf einen kurzen Blick nach oben zu dem Mann mit dem Funkgerät, musste aber zweimal hinsehen, um ihn zu finden. Er saß nun nicht mehr direkt am Geländer, sondern unterhielt sich an einem der Tische mit einem langhaarigen Mann. Sie wandte den Blick ab, bevor er ihr Interesse bemerkte.
    Sie erhielten ihre Getränke. Der Renegat hob sein Glas zum Toast. »Auf die Geschäfte!«
    Derrien nickte. »Auf die Geschäfte!«
    Keelin stieß mit ihnen an und trank dann einen Schluck von ihrem Wasser. Es war gutes, kühles Mineralwasser, bemerkte sie überrascht. Sie hätte von diesem Ort etwas anderes erwartet – nach Rost schmeckendes Leitungswasser vielleicht oder lauwarmes Mineralwasser mit schmutzigen Eiswürfeln …
    Aus den Augenwinkeln bemerkte sie Ingmar, der gerade die Treppe heraufkam. Als er sie bemerkte, trat er zu ihnen.
    »Das ist Iwan. Er gehört zu uns«, erklärte Derrien und beruhigtedamit Martins Leibwächter. Er lauschte kurz, während ihm Ingmar ein paar kurze Sätze ins Ohr flüsterte. Dann nickte er und wandte sich wieder zu dem Renegaten. »Und? Habt ihr etwas herausfinden können?«
    Der Renegat –
Martin
, rief sich Keelin seinen Namen wieder ins Gedächtnis – nickte. »Es war nicht einfach, an die Informationen zu gelangen, aber meinen Männern ist es gelungen.«
    Die beiden schwiegen sich für einen Moment an. Dann fragte Derrien: »Und?«
    »Tja«, schnaubte der Renegat und wandte den Blick ab. »Mir ist es peinlich zu fragen, aber könnt ihr bezahlen?«
    Der Waldläufer nickte langsam. »Ihr habt es dabei?«
    Abermals Nicken.
    »Das ist gut.« Martin lächelte jetzt. »Nennen wir den Mann, nach dem ihr euch erkundigt habt, einmal …« Er warf kurz einen nachdenklichen Blick in die Runde, bevor er fortfuhr: »… Schwarzvogel. Das klingt gut, oder nicht? Schwarzvogel. Unsere Quellen behaupten, dass unser Vögelchen neu in der Stadt ist. Er muss ein ziemlich hohes Tier sein, zumindest scheint er von niemandem Befehle zu erhalten. Er scheint mehr ein …
Hexer
als ein Soldat zu sein. Wir glauben, dass er gerade irgendein großes
Ding
vorbereitet, einen Gottesdienst, ihr wisst schon. Ach ja – und er scheint ihre Sprache entweder nicht zu mögen oder nicht zu beherrschen, jedenfalls unterhält er sich mit seinen Kollegen von hier auf Norwegisch oder Englisch.«
    »Informationen, woher er stammt oder wer ihn geschickt hat?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Das wissen nur ihre Obersten, und an die kommen wir leider nicht heran.«
    »Was für ein …
Gottesdienst

    Martin zuckte mit den Schultern. »Das ist eure Sache, was drüben abgeht, nicht unsere. Jedenfalls verschwinden in der letzten Zeit unglaublich viele Menschen. Sie rekrutieren auf Teufel komm raus.«
    »Gibt es ein Foto von … dem Vogel?«
    Über Martins Gesicht zuckte ein Raubtierlächeln. Er erhob dieHand, worauf einer seiner beiden Leibwächter einen A4-Umschlag hervorzog und ihm gab. Der Renegat legte ihn auf den Tisch. Derrien griff langsam danach und warf einen kurzen Blick auf das Foto, das in dem Kuvert steckte – zu kurz, als dass Keelin viel hätte erkennen können: ein alter, dunkelhäutiger Mann in einem schwarzen Mantel und mit einer schwarzen Feder an einem Ohrring.
    »Das ist er«, sagte Derrien, plötzlich voller Entschlossenheit. »Wisst ihr, wo man ihn finden kann?«
    »Nein.«
    »Seine Fähigkeiten?«
    »Nur Spekulationen.«
    »Ich höre?«
    Martin kratzte sich an der Stirn. »Wahrnehmung … Angst … Und vieles mehr, sollte er tatsächlich ein Hexer sein.«
    »Könnt ihr ihn töten?«
    »Vielleicht. Er hat immer einen Haufen Nagetiere bei sich. Aber wahrscheinlich ist es nicht sinnvoll, sie so kurz vor dem

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