Schattenkrieg
Paukenschlag in Aufregung zu versetzen. Und jetzt«, beendete der Renegat das Thema, »hätte ich gerne das Geld, das mir für diese Informationen zusteht.«
Derrien seufzte. Dann nickte er. »Lew …«
Leiff zog auf den Befehl hin einen dunklen Stoffbeutel unter seinem Jackett hervor. Er gab ihn dem Druiden, der ihn vor Martin auf den Tisch warf. Keelin glaubte, das Klingeln von Münzen gehört zu haben.
Martin griff danach und hob ihn kurz an. »Schwer genug«, kommentierte er, bevor er den Knoten aus den Schnüren löste. Er warf einen kurzen Blick hinein und nickte.
»Euer Mann wollte mir letztes Mal keinen Preis nennen«, meinte Derrien. Die Leibwächter spannten sich an, als er den Beutel wieder an sich nahm, doch niemand hinderte ihn daran.
»Dann müssen wir über einen Preis sprechen«, meinte Martin.
Keelins Aufmerksamkeit schweifte ab, als die beiden Männer zufeilschen begannen. Inzwischen hatte unter ihnen ein neuer Kontrahent den Irren Iren Shamrock herausgefordert und stieg eine Leiter hinab in die Arena. Alles in Keelin schrie danach, aufzuspringen und ihm eine Warnung zuzurufen –
Flieh, du Narr, er kann nicht getötet werden, siehst du das denn nicht?
Nur das Wissen, dass er ihr nicht glauben würde, hielt sie davon ab. Sie legte einen Arm auf das Geländer zur Arena und stützte ihren Kopf darauf, ganz so wie der Schatten auf der Empore über ihr, dessen langhaariger Freund wieder verschwunden war. Müde ließ sie die Augen sinken –
– und begegnete eine Etage darunter, ihr direkt gegenüber auf der anderen Seite der Arena dem Blick eines Mannes, der sie unverhohlen anstarrte.
Der Schreck und die Überraschung ließen Keelin zurückzucken. Sie spürte, wie ihr Blutdruck in die Höhe schoss und den pochenden Schmerz in ihren Schädel zurücksandte.
Er ist hinter dir her
, sagte ihr eine innere Stimme. Hastig sah sie zur Seite, bemüht, keine Aufmerksamkeit zu erregen, und doch wissend, dass sie damit genau das bewirkte. Panik begann, ihre Kehle zusammenzuschnüren –
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. »Sascha, was ist?«
Sie sah hastig auf. Leiff sah sie fragend an.
Noch ein Mann!
schoss durch ihr Unterbewusstsein.
Du sitzt in der Falle!
Sie spürte die Berührung seiner Hand übernatürlich deutlich. Die Angst hatte von ihr Besitz ergriffen, sie konzentrierte sich auf ihre Druidenkraft und den Schmerz, den sie schon den ganzen Tag in sich trug. Sie war bereit, ihn in die Berührung, in die Hand, in den Mann hineinzuschicken …
Sie fing sich im allerletzten Moment. Hastig wischte sie die Hand von ihrer Schulter, wandte sich abrupt ab. Als Leiff nachfassen wollte, zischte sie: »Pack mich nicht an!« Sie wusste nicht, ob sie sich ein zweites Mal würde zurückhalten können …
»Was hast du gesehen?«, fragte Derrien ruhig. Seine Stimme erschien ihr in diesem Moment wie ein Fels in der Brandung.
»Ein Mann … Dort drüben gegenüber …« stammelte sie. »Gleiche Etage … Er beobachtet uns …«
Der Renegat sah sich gehetzt um. »Das ist einer von meinen!«, fauchte er wütend. »Könntest du bitte aufhören, die Blicke der ganzen Arena auf uns zu lenken?«
Keelin nickte erleichtert, während sie sich innerlich beschwor, wieder zur Ruhe zu kommen.
Der Kerl dort drüben ist ein Leibwächter! Er will nichts von dir, Keelin, es ist sein verdammter
Job
, dich zu beobachten! Scheiße, er hält dich wahrscheinlich nicht einmal für ein Mädchen, geschweige denn, dass er …
Es gelang ihr tatsächlich, sich wieder etwas zu beruhigen, jedenfalls so weit, dass sich Derrien und Martin wieder ihren
Geschäften
widmen konnten.
»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte Derrien.
»Nicht mehr viel. Im Frühjahr vermehren sie sich.«
»Das habe ich schon so oft gehört … Was genau soll das heißen?«
Der Renegat schüttelte den Kopf. »Das ist vermutlich ihr am besten gehütetes Geheimnis. Wir haben schon einige Nagetiere darüber, hm,
befragt
… Aber sie scheinen es tatsächlich nicht zu wissen. Wir gehen davon aus, dass es bei euch drüben passiert, die in den anderen Städten wissen auch nicht mehr. Wir wissen,
dass
es passiert, aber wir wissen leider nicht,
wie
es passiert.«
»Das ist eine verfluchte Sauerei, verdammt! Wir brauchen diese Information! Wieviel wollt ihr haben, um das herauszufinden?«
Martin blockte ab. »Dafür nehmen wir kein Geld. Es hat keinen Zweck. Die Nagetiere wissen nichts, ihre Vorgesetzten sind gegen die Folter immun, und selber herausfinden
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