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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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körperlich zu spüren.
    Schließlich meinte Scipio mit ruhiger Stimme: »Wir müssen nach dem Gaul suchen.«
    Sie machten sich auf den Weg.
     
    Zwei Stunden später hatten sie das Pferd wieder eingefangen, zwei Stunden, in denen sie durch hüfttiefe Schlammlöcher gewatet waren, Blutegel von ihrer Haut geschnitten und zwischenzeitlich die Hoffnung schon völlig aufgegeben hatten. Die Nacht war während der Suche über sie hereingebrochen, was die Stimmung auf einen neuen Tiefpunkt gebracht hatte. Außerdem hatte sich herausgestellt, dass sich Magnus bei seinem Sturz doch ärger verletzt hatte. Seine rechte Hüfte hatte zu schmerzen begonnen, und ihm fiel es von Stunde zu Stunde schwerer, das Gelenk überhaupt noch zu bewegen. Völlig durchnässt, müde und frustriert hatten sie schließlich beschlossen, an Ort und Stelle, wo sie das Pferd gefangen hatten, ihr Lager aufzuschlagen.
    Nun ruhte sich Magnus im Lager aus, während Scipio und Baturix versuchten, die Flanke nach oben über den Nebel zu gelangen. Sie waren Kundschafter, und wer wusste schon, ob nicht der Feind ebenfalls Männer auf den Bergen positioniert hatte?
    Scipio lief voran. Der alte Mann legte eine geradezu ungehörige Fitness an den Tag, und Baturix hatte alle Mühe, ihm überhaupt hinterherzukommen. Dennoch musste der Waldläufer immer wieder auf ihn warten. Dies tat er schweigend, auf seine beiden Wanderstöcke gestützt, zu ihm herabblickend. Wenn Baturix herangekommen war, wandte sich der Waldläufer ab und lief weiter.
    Wie eine Bergziege
, dachte Baturix beeindruckt.
Sogar der Bart …
    Nach etwa einer halben Stunde fand er Scipio vor einem felsigen Abhang sitzend, die Stöcke neben sich abgelegt. Baturix nahm dies als Zeichen für eine Rast auf und ließ sich neben ihm nieder. Eine Zeitlang sprachen sie nichts.
    Während er seinen Blick auf der Suche nach einem Lagerfeuer oder etwas Ähnlichem schweifen ließ, begannen seine Gedanken wieder zu wandern. Wie es wohl den anderen Kundschaftern ging? Ob schon Fomorer gesichtet waren? Ob schon der erste Kelte dieses Feldzugs gefallen war?
    »Was riechst du?«, fragte Scipio.
    Baturix nahm durch die Nase einen tiefen Atemzug. Nachdenklich ließ er die Luft wieder durch den Mund entweichen. »Öl. Nur Öl. Rieche schon seit Stunden nichts anderes mehr.« Auf ihren Kleidern hatte sich mittlerweile ein feiner Ölfilm festgesetzt, von dem nun die Feuchtigkeit abperlte.
    Scipio stieß einen scharfen Fluch aus. Überrascht wandte sich Baturix, der den Alten bisher noch nie fluchen gehört hatte, zu ihm. »Warum?«
    »Ach …« Der Waldläufer machte eine wegwerfende Geste. Ruhiger fuhr er fort: »Wir stinken so sehr, dass wir nichts anderes mehr riechen können. Eigentlich sollte es hier nach Kiefern riechen, aber
wir
riechen nur Öl! Außerdem gehen wir das Risiko ein, dass die von der Gegenseite
uns
riechen!«
    »Nur wenn sie nicht selbst durch die Nebel gekommen sind«, argumentierte Baturix.
    »Können wir sicher sein?«, erwiderte Scipio und beantwortete gleich selbst seine Frage: »Nein, können wir nicht. Machen wir, dass wir hier wieder verschwinden. Oder wäre dir hier oben etwas aufgefallen?«
    Baturix schüttelte den Kopf.
    »Dann auf!« Scipio stand auf und ging los.
    Baturix seufzte. Er war einfach kein Waldläufer. Er hatte weder die Fähigkeiten noch die Denkweise. Das Katz-und-Maus-Spiel mit irgendwelchen vermuteten Nain-Kundschaftern und Marodeuren war nichts für ihn, der es gewohnt war, das Banner seines Herrn offen und für jeden sichtbar vor sich herzutragen … Doch es half nichts. Derrien hatte weder genügend erfahrene Waldläufer noch Reitpferde und deshalb bei den Fürsten um Hilfe gebeten. Cintorix war der Bitte nachgekommen und hatte einen Teil seiner Gardisten geschickt, unter anderem eben auch Baturix. Er hasste die Aufgabe schon jetzt.
    Er stemmte sich hoch und folgte Scipio.
     
    Der Rückweg zum Lager dauerte länger als vermutet. Scipio hatte zwei schlechte Knie, die ihm beim Abstieg trotz der Gehstöcke gehörige Schmerzen bereiteten und sie
ziemlich
aufhielten. Eigentlich hätte der Schattenfeind den Alten schon längst in seine Heimat schicken sollen. Ein Veteran wie Scipio könnte die jungen Männer in seinem Heimatdorf für die Waldläufer begeistern und so Derrien weiter dienen … Er zuckte mit den Schultern. Der Schattenfeind hatte bestimmt seine Gründe dafür, Scipio zu behalten. Vielleicht war der alte Helvetier ein Verbrecher und Ausgestoßener, den er im

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