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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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während er an ihnen vorbeiritt. »Weiter! Los, immer weiter!«
    Etwa zehn Minuten später erreichte er den Waldrand. Vor ihm öffnete sich ein rundliches Tal, dessen gewellter, unregelmäßiger Boden von grünen Wiesen und hölzernen Viehzäunen geprägt war. Links befand sich ein steiler Hang voller Buchen und Eschen, während die Hänge zur Rechten sanfter anstiegen und mit Nadelgehölz bewachsen waren. Die Ruinen eines Dorfes waren durch den Nebel hindurch nur noch zu erahnen -
    - genauso wie eine große Menge an Zelten um das Dorf herum. Menschen wuselten dort umher, wirr und planlos wie ein aufgeschreckter Hühnerschwarm. Ronan glaubte jedoch, in der Mitte so etwas wie den Kern eines Schildwalls erkennen zu können. Davor befand sich eine breite Mulde, die vermutlich ein Flussbett enthielt. Ronan war sofort klar, dass sich der feindliche Schildwalldort formieren würde, an der Oberkante des Hangs zum Fluss hinab. Dort würden die Linien aufeinandertreffen. Obwohl sie den Feind überrascht hatten, besaß dieser klar die bessere Position.
    Seog hatte sein Rundschild-Banner etwa fünfzig Meter im Feld in den Boden gerammt und sammelte dort seine Krieger. Der massige Druide mit dem kahlen Schädel stapfte die Reihe entlang, schrie lautstark weitere Männer dazu. »Los! Zu euren Anführern! Und dann nach vorne! Enogad! Hier stehen deine Männer! In den Schildwall mit ihnen! Hopp, hopp! Nach vorne, jawoll! Niemand versteckt sich hinten!« Sein Kopf war rot angelaufen, an seiner Schläfe pulsierte eine Ader.
    Ronan sprang vom Pferd, warf die Zügel in die Hände eines alten Fischers, der sicherlich darüber froh war, sich nicht gleich mit in die erste Reihe stellen zu müssen. Die vorderste Reihe des Schildwalls war kein Ort, für den es viele Freiwillige gab. Er lief zum anderen Ende der Reihe und begann, die Leute hierher zu dirigieren.
    Es war so schwierig, den Männern ins Gesicht zu sehen. Für die meisten von ihnen – vielleicht für alle – bedeutete es das Todesurteil, sich hier aufreihen zu müssen. Viele in der ersten Reihe waren Kämpen, Veteranen aus dem Krieg oder einem Scharmützel mit Fomorern, von denen mancher sogar auf einen Kampf brannte, doch von diesen gab es viel zu wenige. Die meisten der Gesichter waren verbissen und verkrampft, die Augen auf ihn gerichtet, darauf hoffend, dass er ihnen erzählte, dass alles gut werden würde. Dabei wusste Ronan selbst kaum, was auf sie zukam. Die Rede war von ungefähr dreißig- bis fünfunddreißigtausend Fomorern, die vor zwei Tagen in einem Schwarmkrieg übereinander hergefallen waren. Wie viele davon in welchem Zustand überlebt hatten, war eine der großen Fragen. Dies und wie viele der Toten der Feind zu neuem Leben erweckt hatte. Der Feind hatte den Untod beschworen, um seine Reihen anschwellen zu lassen. Ronan schob den Gedanken an die dumpfen Trommeln, die sie die ganze Nacht gehört hatten, hastig zur Seite.
    Er warf einen schnellen Blick über die Schulter. Nein, es bestand noch keine Gefahr, der Feind war genug damit beschäftigt, den eigenen Wall auf die Reihe zu kriegen.
    »Kenan!«, schrie Ronan, als er den Hauptmann am Waldrand auftauchen sah. »Hierher! Los, bewegt euch!«
    Neben der Stelle, an der die bretonischen Krieger aus dem Wald quollen, tauchten zwei Reiter auf. Ronan erkannte das rote Banner mit der weißen Spinne des Feldherrn und winkte. Als sie näher kamen, erkannte er die beiden: Cintorix selbst, trotz der Tageszeit frisch rasiert und mit entschlossenem Gesichtsausdruck, und sein Bannerträger. Sogar der Feldherr trug das grüne Wams, was Ronan etwas überraschte: Es war die Farbe von Casey MacRoberts, der in maßloser Selbstsicherheit noch vor der Wahl die Kleider geordert und in seiner Farbe hatte färben lassen.
    »Ronan«, rief ihm der Heerführer entgegen, schwang sich vor ihm aus dem Sattel.
    »Herr!«
    »Ronan«, meinte Cintorix noch einmal, jetzt mit sanfterer, vertraulicher Stimme. »Habt Ihr dort drüben etwas Auffälliges bemerkt?«
    Ronan sah noch einmal über die Felder zu dem Lager der Nain. Ihr Schildwall wuchs, aber weniger schnell als der eigene. Er schüttelte den Kopf. »Nein, Herr!«
    »Gut.« Cintorix blickte selbst nachdenklich hinüber. Schließlich wandte er sich wieder zu ihm. »Ihr seht das Flussbett?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Ich vermute, dass die Nain dort oben warten werden.«
    Ronan hatte die gleiche Vermutung. »Jawohl, Herr.« Sie würden sich den Hang hinaufkämpfen müssen.
    »Ich stelle Eure

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