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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Aouregan an!«
    »Gireg ist tot, Herr!«, rief jemand.
    Verdammt
! »Wer führt seine Männer?«
    »Meogon, Herr!«
    »Dann gilt das für dich, Meogon!«
    »Jawohl, Herr!«
    »AOUREGAN!«
    »Ronan?«
    »Nimm Meogons Männer und schau zu, ob du ein paar Bogenschützen töten kannst!«
    »Bin schon unterwegs!«
    Ronan warf einen Blick über die Schulter, sah, wie die Druidin mit ihrem Bannerträger den Hang hinaufkletterte, gefolgt von zwei Dutzend Männern. Dahinter stand der neue Schildwall, mit dem Meogon seine Seite der Bresche halten musste.
Morrigan und Dagda
, dachte er, dann wandte er sich wieder herum, seiner eigenen Seite entgegen.
    Immer noch flohen Fomorer, als er in ihre Nähe kam, doch an manchen Stellen hatte sich inzwischen ein provisorischer Schildwall gebildet. Ronan zertrümmerte zwei der Schilde, als er in seine Reichweite kam. Die beiden Fomorer dahinter wichen erschrocken zurück; einer wurde von einem Wurfspeer getroffen und stürzte, der andere starb durch die Klinge von Ronans Nachbarn.
    Eine Fomorerfrau – ein junges Ding, vielleicht gerade einmal zwanzig – warf sich plötzlich vor ihm auf den Boden, schrie in panischer Angst auf Norwegisch: »Gnade! Gnade!« Sein Streithammer brach ihren Rücken, bevor er überhaupt nachdenken konnte. Er wollte über sie steigen, weiter vorrücken, doch er konnte es nicht, ohne sie anzusehen.
    Ihr Kopf lag auf der Seite, das Gesicht blass, die Lippen etwas geöffnet. Blut rann in einem dünnen Faden aus dem Mundwinkel. Ihre schmutzigen braunen Haare, lang und wahrscheinlich gut gepflegt, als sie noch in der Außenwelt gelebt hatte, lagen nun wie eine Aura um ihr Gesicht herum im Dreck. Tränen rannen über die eine Wange, die Ronan sehen konnte.
    Hätte er sie retten können? fragte er sich. Eine Stimme in seinem Hinterkopf trieb ihn weiter; er befand sich inmitten einer gegnerischen Formation, umringt von Feinden, nie im Leben hätte er eine Gefangene machen können, und war denn ein Frauenleben wirklich mehr wert als das eines Mannes? Verdammt waren die Schatten, die mit solchen psychologischen Tricks arbeiteten …
    Nicht zögern!
schalt er sich.
Du tust genau das, was sie wollen!
    Er seufzte, schob die Gedanken zur Seite, konzentrierte sich auf die Schlacht.
    Der Schlag in seinen Rücken, in die linke Schulter, kam völlig unerwartet. Er schrie auf und taumelte; er versuchte, den Schildarm zu heben, konnte es jedoch kaum noch.
Pfeil
, verstand er, verstand auch, dass das Geschoss an der Stelle getroffen haben musste, die normalerweise von der Schulterplatte abgedeckt wurde. Die, die ihm der Skelettschatten vorhin abgeschnitten hatte. Ronan fühlte seine Kraft schwinden; hatte der Pfeil etwa sein Herz verletzt?
    Er klopfte dem Mann neben sich – es war Gael, ein Veteran Trollstigens – auf die Schulter. »Reiß dieses verdammte Ding raus!« Er ging in die Knie, stürzte dabei fast den Hang hinunter, fand seine Balance gerade noch rechtzeitig.
    Es dauerte einen kurzen Moment, ehe Gael meinte: »Herr … das ist ein schwarzer Pfeil!«
    Ronan riss erschrocken die Augen auf, versuchte, ihn hinter seiner Schulter zu erkennen. Seinen Augen gelang es nicht mehr zu fokussieren, doch selbst das unscharfe Bild reichte aus, um ihm zu sagen, dass Gael recht hatte. Ein schwarzer Pfeil … war es ein
echter
schwarzer Pfeil? Ronan lauschte tief in sich, wo die Kraft der Regeneration schon lange damit begonnen haben müsste, gegen den Fremdkörper anzukämpfen.
    Doch da war nichts. Nur Schmerz.
    Er wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer. Es kostete ihn unglaubliche Kraft, wieder aufzustehen. Der Streithammer war ihm unbemerkt aus der Hand und den Hang hinab geglitten. Einer der Männer gab ihm eine kurze Klinge, mit der er sich Blut spuckend in die Reihe stellte. Zum ersten Mal erlebte er in dieser Schlacht einen Schildwall wie damals am Jostedalsbreen, damals, als seine Stärke noch nicht groß genug gewesen war, feindliche Wälle mit einem einzigen Hieb niederzureißen und eine Rüstung zu tragen, die ihn beinahe unverwundbar machte.
    Schild an Schild standen sie sich gegenüber, Schild an Schild nebeneinander. Es war ein unglaubliches Geschiebe und Gezerre, und das an diesem steilen Hang, wo jede Unachtsamkeit einen Sturz bedeutete. Über und unter den Schilden tobte der Kampf der kurzen Schwerter und Dolche. Der Boden war glitschig vom Blut der Gefallenen; hier auszurutschen brachte den Tod.
    Seine Sicht verschwamm, alle paar Augenblicke musste er das Blut

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