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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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töten? Sie spürte den Adrenalinausstoß in ihrem Körper. Was
wusste
dieser Mann?
    »Jedenfalls«, fuhr Lukas fort, weiterhin völlig unbeeindruckt von ihrem Sarkasmus, »scheinen Sie genau das zu besitzen, wonach wir suchen: Führungsqualität und Kampfgeschick. Solche Leute braucht man, wenn man in den Krieg zieht.«
    Im ersten Moment glaubte Veronika, sich verhört zu haben. Im zweiten verstand sie, dass sie sich
nicht
verhört hatte. Dennoch fragte sie ganz automatisch:
»Was?«
    »Ich benötige Sie für einen Krieg, Frau Wagner, ganz recht. Nicht, wie Sie sich das jetzt vermutlich vorstellen, aber ein Krieg ist es dennoch.«
    »Ein Krieg«, wiederholte Veronika, immer noch ungläubig. »Und Sie denken, da mache ich so einfach mit?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie sind Soldatin –«
    »Und?«, fuhr sie ihm wütend ins Wort. »Was sagt das Ihrer Meinung nach aus? Wenn Sie sich etwas gründlicher mit meiner Akte beschäftigt hätten, wäre Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich im Gegensatz zu vielen anderen alles getan habe, um zu
verhindern
, dass dort unten tatsächlich Krieg ausbricht! Ich hasse Krieg, Herr Lukas, und ich lasse mich ganz bestimmt nicht vor den Karren irgendeines paramilitärischen –«
    »Frau Leutnant, jetzt halten Sie mal gefälligst den Mund und hören mir zu!« Die militärische Anrede genügte, um Veronika für einen Moment innezuhalten zu lassen. In diesen Moment zwängte Lukas seine Worte: »Ich habe Ihre Akte
mehr
als gründlich gelesen, und das nicht nur einmal. Ich weiß von Ihrem genialen Blauhelmplan genauso wie von Ihrer Suche nach einem geeigneten Dolmetscher für Ihre Einheit. Ich weiß sehr genau, mit wem ich es zu tun habe! Ich komme trotzdem zu Ihnen, und wissen Sie, warum?Weil wir Sie brauchen. Und
Sie
brauchen
uns
noch viel dringender!«
    »Was? Sind Sie verrückt?«, stieß Veronika wütend aus. Sie sprang auf und deutete auf die Tür. »Wer soll mich denn bitteschön daran hindern, jetzt und sofort durch diese Tür dort zu marschieren?«
    »Ihre Vernunft, Frau Wagner.« Lukas lehnte sich mit einem Seufzer in seinem Stuhl zurück und nahm einen Schluck von seinem Glas.
    »Ha! Meine Vernunft also! Liefern Sie mir einen
vernünftigen
Grund!«
    »Ein Grund wäre zum Beispiel, dass ich zufälligerweise weiß, warum Sie Feldwebel Ulrichs Kopf abgeschnitten und haben verschwinden lassen!«
    Veronika starrte ihn an. Sie warf einen Blick über die Schulter zu den beiden Wächterinnen, die sie etwas verdutzt ansahen. Langsam setzte sie sich wieder.
    »Wenn hier jemand mithört, dann wird dieses Gespräch ohnehin nicht mehr lange dauern …«, murmelte sie.
    »Hier hört niemand mit – keine Angst.«
    »Warum sind Sie sich da so sicher?«
    »Ich habe dafür gesorgt. Was ist nun, möchten sie meinen
vernünftigen
Grund hören?«
    »Schießen Sie los.«
    »Gut. Frau Wagner, Sie sind nicht nur außergewöhnlich, Sie sind
übernatürlich
. Halt«, schnitt er ihren Einwand schon vor der ersten Silbe ab, »ich gebe Ihnen Beweise. Sie haben Ulrich den Kopf abgeschnitten, weil er anders nicht umzubringen war, stimmt’s?«
    Veronika starrte ihn an. »Möglich«, gab sie schließlich zu.
    »Sie haben dazu wahrscheinlich ein Schwert benutzt. Ich meine kein Messer, sondern ein richtiges Schwert.«
    »Woher wissen Sie –«
    »Weil ich es habe.« Er zog ein Taschentuch aus seiner Jackentasche, in dem ein kleiner Gegenstand eingepackt war. »Sie haben ihm
damit
den Kopf abgeschlagen.«
    Er löste die Schnur, mit der das Tuch verknotet war. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie erkannte, dass es tatsächlich ihr Medaillon war.
    »Reicht Ihnen das als Argument?«
    Veronika nickte langsam. Sollten die Erinnerungen, die sie an jene Nacht hatte, etwa tatsächlich
wahr
gewesen sein?
    »Gut. Soll ich Ihnen helfen?«
    »Ich … ich möchte darüber nachdenken.«
    Veronika hatte noch nie einen Menschen getötet, wenn es sich irgendwie hatte vermeiden lassen. Sie hatte zur Selbstverteidigung getötet, mehrmals sogar, aber nie aus der Offensive heraus. In Mogadischu war sie nur eine Sanitäterin gewesen, die versucht hatte, ihre Leute heil aus dem Chaos zu bringen, in das die Amerikaner die Stadt gestürzt hatten. Bei SFOR und KFOR hatte sie zu den Schutztruppen gehört, zu Einheiten, deren erklärte Aufgabe es war, die zivile Bevölkerung vor den Übergriffen der Milizen zu verteidigen. Selbst den Mann, den sie mit dem Messer umgebracht hatte, hatte sie getötet, um Wassermann zu

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