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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Aouregan für ihn erstellt hatte. Ein Zauberspruch Nerins versetzte ihn in eine Trance, die seine Zunge geschmeidig machte und seine Stimme mit Begeisterung anfüllte. Das Ganze war ein gewaltiger Mummenschanz!
    »Männer!«, rief Ronan schließlich. Er wartete kurz, bis auch die letzten Gespräche verstummt waren, bevor er fortfuhr: »Die Bretonen sind ein friedliches Volk. Vor mehr als tausend Jahren segelten unsere Vorfahren von Britannien aus über das Meer, um sich in der Bretagne anzusiedeln. Sie waren den ständigen Krieg in England zwischen den Kelten und Germanen leid. Sie suchten nichts anderes als einen Ort, an dem sie in Frieden gelassen wurden. Einen Ort, an dem sie ihre Felder bestellen konnten, ohne fürchten zu müssen, dass ein fremdes Volk ihnen die Ernte neidete. Einen Ort, an dem sie mit ihren Fischkähnen hinaus aufs Meer fahren konnten, ohne Angst vor plündernden Drachenschiffen zu haben.«
    Seine Worte zeigten erste Wirkung. Zustimmendes Gemurmel drang über das Feld an Ronans Ohren.
    »Nun, sie fanden die Bretagne. Eine lange Zeit konnten unsere Vorfahren in Frieden leben. Sicherlich mussten sie dafür hin und wieder einem allzu gierigen Wikinger auf die Finger klopfen oder einem Franken den Hintern versohlen –« Seine Worte ernteten Gelächter. »– aber alles in allem gab es keine großen Schlachten und Kriege. Unsere Ahnen konnten sich glücklich schätzen.« Auch hier reagierten die Männer mit Nicken.
    Ronan redete wie im Traum. Er konnte kaum glauben, dass die Worte, die er wie aus großer Entfernung hörte, tatsächlich aus seinem eigenen Mund kamen. Er war ein Zuschauer im eigenen Körper, ein Zustand, der ihn ein bisschen an den ersten Rausch seiner Jugend erinnerte – der Körper war außer Kontrolle geraten, und im Kopf saß ein Funken Restverstand, der sich die Haare darüber raufte, was sein Mund da von sich gab.
    »Aber dann kam, wie wir alle wissen, der Letzte Germanenkrieg. Ihre alte, sinnlose Zerstörungswut brodelte über. Unser Heimatland wurde erobert und verwüstet. Unzählige unserer Vorfahrenfanden den Tod, und nur wenigen gelang die Flucht über das Meer zu unseren kornischen und britonischen Brüdern. Was sollten sie tun? Sollten sie erneut dem Krieg den Rücken zukehren und nach einer neuen Heimat suchen und so den Spott des ganzen Keltenvolkes auf sich ziehen? Ein Spott, der schon seit tausend Jahren auf ihnen lastete? Sollten sie wirklich zulassen, dass weiterhin fremde Völker über ihr Schicksal bestimmten?«
    Eifer packte Ronan nun. Aouregans Worte und Nerins Zauber hatten endlich den Funken in ihm entzündet, der ihn an das glauben ließ, was er den Männern zurief.
    Energisch fuhr er fort: »Sie haben sich anders entschieden! Unser Volk hatte zu lange in der Bretagne gelebt, als dass sie sie einfach so verlassen konnten. Und sie waren es leid, als Feiglinge verachtet zu werden. Gemeinsam mit ihren Brüdern, den Iren und Schotten und Britonen und all den anderen, zogen sie in den Krieg, um unsere Ehre und unser Heimatland zurückzuerobern. Und sie waren erfolgreich! Was wären wir heute ohne sie, ohne Häuptling Brendans Sieg in der Schlacht von Plabennec oder Trevors Opfer am Steinkreis von Karnag? Was wären wir ohne Fürst Gwendal, der mit seiner Gefolgschaft in die Berge zog und die Wikinger auf Trollstigen zur Aufgabe zwang? Was wären wir, wenn unsere Ahnen nicht den Mut gefunden hätten, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen? Wir wären – ein Nichts! Unsere Väter hätten britannische Mädchen geheiratet und unsere Mütter britannische Jungen. Schon unsere Kinder wüssten mit dem Begriff Bretone nichts mehr anzufangen, und unser Volk wäre verschwunden!« Er ließ eine kurze Pause, bevor er rief: »Aber unsere Vorfahren ließen das nicht zu! Sie kämpften – und sie siegten!«
    Die Krieger brachen in jubelndes Geschrei aus. Die Geschichten und Namen waren bekannt, sowohl die Kampfgewalt des Häuptlings Brendan als auch der Opfermut des Zauberers Trevor waren den Männern ein Begriff – und die List Gwendals war schon beinahe sprichwörtlich geworden unter Norwegens Bretonen. Die Rede hatte die Herzen der Menge fest in der Hand …
    »Unsere Ahnen sind uns entrückt«, rief Ronan. »Sie sind unsichtbar und körperlos und können uns nur noch durch ihren Rat zur Seite stehen. Nun liegt es an
uns,
unser Land zu verteidigen. Schon einmal haben wir die Ehre unserer Väter und Großväter verteidigt, zehn Jahre liegen die siegreichen Schlachten

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