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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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wird der Rat zum Befehlshaber der Ratsarmee wählen?«
    Ronan musste darüber nicht lange nachdenken. »Ich denke, die Briten werden sich für Casey MacRoberts entscheiden. Immerhin ist er Obmann des Rates und außerdem Bruces Sohn.« Bruce MacRoberts war der Anführer der Armee gewesen, die sie auf Trollstigen gerettet und die später die Schattenarmee gestellt und aufgerieben hatte. Er war ein mutiger Mann, in den Kämpfen gegen die Fomorerarmeen ständig in der allerersten Reihe zu finden gewesen. Als sich in der Schlacht am Jostedalsbreen die Formationen aufgelöst hatten und der Kampf zu einem blutigen Gemetzel geworden war, war Ronan ihm auf dem Schlachtfeld begegnetund hatte für einige Zeit an seiner Seite gekämpft. Den Anblick, den der Feldherr damals geboten hatte, würde er niemals wieder vergessen: der braun-blaue Kilt zerrissen und zerfetzt, die Plattenrüstung darunter rot vom Blut seiner Gegner, ebenso wie sein Gesicht, sein einst blondes Haar, sein Bart. Er war in Berserkerwut verfallen und hackte sich durch die anstürmenden Feinde, mit jeder Hand ein Druidenschwert führend. Kein Wunder, dass dieser Mann zum Volksheld der norwegischen Schotten geworden war.
    »Das habe ich befürchtet«, erwiderte der Häuptling. »Dieser Casey ist nur ein schwacher Abglanz seines Vaters. Ich bin ihm schon mehrere Male begegnet.«
    Ronan zuckte mit den Schultern. »Er ist ein Apfelbaum, soweit ich weiß. Kein besonders kriegerisches Zeichen.« Der Apfelbaum stand für süße Worte und brachte besonders gute Diplomaten und Händler hervor.
    »Und trotzdem glaubst du, dass sie ihn zum Anführer wählen werden?«
    »Ja. Der Rat mag ihn. Außerdem haben die MacRoberts diese Ehre verdient, mehr als jeder andere Stamm. Außer meinem Bruder und Euch vielleicht – von Derrien stammte die Warnung, und Ihr wart es, der Trollstigen so lange gehalten hat.«
    Nerin schnaubte verächtlich. »Ich bin dabei, die Bürde des Häuptlingamtes an dich zu übergeben – du glaubst doch nicht, dass ich noch Interesse daran habe, die Ratsarmee anzuführen?«
    Ronan schüttelte den Kopf. »Dann werden sie Casey wählen. Er hat den zusätzlichen Vorteil, dass er britischer Abstammung ist.« Ein Großteil der Kelten in Skandinavien hatte britische Wurzeln – ob sie nun Waliser waren, Iren, Schotten, Britonen oder Pikten. Sogar die Bretonen gehörten zu den Briten, näher mit ihnen verwandt als mit den gallischen Stämmen. Natürlich wählten die Fürsten lieber einen Anführer aus den eigenen Reihen.
    »Und wenn wir einen besseren Anführer finden würden? Denkst du, die Versammlung ließe sich überzeugen?«
    Ronan zog überrascht die Augenbrauen nach oben. »Wir habennicht genügend Zeit. Bis zur nächsten Versammlung können wir nicht mit genügend Fürsten reden.«
    »Und wenn man die Ernennung eines Anführers verzögern würde?«
    »Hmm.« Er nickte. »Das könnte funktionieren. Die Iren streiten sich oft mit den Schotten. Vielleicht würden
sie
anders wählen, wenn es darauf ankäme. Zusammen mit uns Bretonen und den Galliern …« Er sah zu Nerin. »Wer soll denn die Armee anführen, wenn nicht Casey?«
    »Ein Mann namens Cintorix.«
    »Cintorix?« Ronan kannte den Mann flüchtig, ein unbedeutender gallischer Fürst.
    »Ein Helvetier, um genau zu sein«, korrigierte ihn der Häuptling. »Sein Baum ist die Eibe. Der richtige Mann für eine solche Aufgabe.«
    Ronan lief es kalt den Rücken hinab. »Aber … Ausgerechnet eine Eibe! Niemand wird einen Eibendruiden zum Anführer machen wollen!« Die Eibe gab ein starkes Nervengift ab, mit dem die Kelten seit Jahrtausenden ihre Pfeile bestrichen. Ihre Druiden galten als hinterhältig und unzuverlässig.
    »Die Eibe ist ein Nadelbaum, und Nadelbäume geben gute Krieger ab, jeder weiß das. Um gegen die Schatten in den Krieg zu ziehen, braucht es Verschlagenheit. Cintorix ist der beste Gegenkandidat, den wir haben – außer, dir gelingt es, deinen Bruder davon zu überzeugen, den Posten zu übernehmen.«
    »Derrien? Niemals! Er verabscheut den Rat, er ist ein Einzelgänger!«
    »Und doch hat er eine große Anzahl an Waldläufern um sich geschart und ist in der Lage, die Vorgänge bis hinunter nach Bergen und den Hardangerfjord zu beobachten. Unterschätze niemals die Kraft der Eiche, Ronan! Dein Bruder ist mächtiger, als du denkst.«
    »Aber dort draußen in den Wäldern macht
er
die Gesetze. Er ist unabhängig und kann tun,
was
er will und
wie
er will. Er wird sichnicht dem Rat

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