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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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hier verschmelzen. Davon wirst du kaum etwas mitbekommen.«
    »Und dann?«
    »Dann«, fuhr Bruce an Trevors Stelle fort, »wird er die Geister befragen, welcher Pfad für dich vorgesehen ist. Ein Druide aus dem Glen, der diesem Pfad folgt, wird dich als Schülerin annehmen und dich ausbilden. Sobald deine Ausbildung abgeschlossen ist, bist du eine vollwertige Druidin und kannst frei entscheiden, wie es mit dir weitergehen wird. Natürlich«, er grinste breit, »würde es uns freuen, wenn du bei uns bleiben würdest.«
    Keelin verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte erwartet, hier ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen zu können – und nun würden irgendwelche Geister darüber bestimmen, was aus ihr werden würde? Trotzig fragte sie: »Und wenn ich nicht das tun will, was die Geister von mir erwarten?«
    Der alte Neill lächelte. »Keine Angst, Keelin Urquhart, die Geister kennen ihre Druiden sehr gut und werden schon die richtigen Ratschläge erteilen!«
    »Keelin Urquhart?«, fragte Angus, der Schmied. »Du kannst nicht wissen, dass sie bei uns bleibt!«
    »Selbst wenn sie nicht bei uns bleibt, ist sie doch eine Urquhart! Wenn in ihren Adern nicht das Blut unserer Ahnen fließt, will ich ein Ire sein!« Dann fügte er kichernd hinzu: »Aber das sieht ein einfacher Schmied natürlich nicht, dazu braucht es …« – er tippte sich an die Stirn – »
Köpfchen! «
    »Jaja«, brummelte Angus ohne Groll in der Stimme. »Werden schon sehen!«
    Gwyneth stand auf und griff nach einer Fackel. »Du brauchst neue Kleidung. Komm mit, ich habe schon etwas vorbereitet.« Sie legte den Arm um Keelins Schultern und führte sie durch die Tür.
    Der Raum dahinter war vollgestellt mit Kisten und Fässern. Der verbleibende Platz wurde von einem großen Bett ausgefüllt. Keelin erschrak, als sie im Schein der Fackel sah, dass das Bett keineswegs leer war. Sechs Kinder und eine alte Frau schliefen darin. Eine weitere Frau ungefähr in Gwyneths Alter war wach und blinzelte schläfrig im Licht der Fackel.
    »Entschuldige das Chaos«, erklärte Gwyneth. »Aber irgendwo müssen wir unser Arbeitsgerät hinräumen, wenn die Halle für eine Versammlung benötigt wird.«
    Doch Keelin hörte ihr gar nicht richtig zu. Stattdessen stand sie im Zwiespalt, so viel wie möglich über diesen fremden Ort lernen zu wollen und gleichzeitig nicht unhöflich zu erscheinen. Sie wollte am liebsten gaffen und gleichzeitig beschämt zur Seite schauen …
    »Ach, Keelin, Entschuldigung!« Gwyneth legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Ich plappere hier vor mich hin und vergesse ganz, wie merkwürdig und unangenehm das alles sein muss! Für uns ist es nichts Besonderes, nachts geweckt zu werden. In einem Lager, das sich zehn Menschen teilen, geschieht das ständig! Die Kinder gehören übrigens alle meinem Bruce, das dort ist seine Schwester Moira«, dabei nickte die Frau Keelin zu, »und die Alte ist seine Mutter.« Sie fügte einen kurzen Satz auf Gälisch hinzu, der ihren Namen enthielt.
    »Hallo«, murmelte Keelin verlegen.
    »Hallo, Keelin!«, flüsterte Moira und kletterte aus dem Bett. Sie war nackt, hüllte sich aber schnell in eine Felldecke. Sie ließ keine Spur von Unwohlsein erkennen oder gar Ärger darüber, aufgeweckt worden zu sein. Sie sprach ein paar gälische Worte, die Gwyneth übersetzte: »Wie geht es dir?«
    »Ich bin ziemlich müde«, antwortete Keelin vorsichtig.
    Moira ließ sich ihre Antwort ebenfalls übersetzen und lächelte ihr dann aufmunternd zu.
    Währenddessen holte Gwyneth einige Kleidungsstücke aus einer Truhe. »Das ist von Meredith, meiner Ältesten. Das müsste dir am ehesten passen. Du bist ja so dünn …«
    »Ich war krank«, log Keelin und spürte, wie sie rot anlief. Sie hoffte, dass es die Frauen im schlechten Licht der Fackel nicht bemerken würden.
    Dann zog sie sich um. Die Frauen vertieften sich in ein geflüstertes Gespräch und gaben sich offensichtlich Mühe, sie nicht zu beachten.
    Die Wolle fühlte sich kratzig auf ihrer Haut an, doch das störte sie nicht besonders. Sie hatte bereits damit gerechnet, und außerdem vermutete sie, dass sie sich bald daran gewöhnen würde. Darüber zog sie eine Lederhose, die ihr ein Stück zu weit war, leichte mit Pelz gefütterte Stiefel und ein weites Hemd. Wollweste und schwerer Umhang schlossen die Garderobe ab.
    »Fiona Mackenzie hat ausrichten lassen, dass du wahrscheinlich gerne eine Hose tragen willst. Die stammt noch von Robbie, einem meiner Jungen.

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