Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Cole wird in der Nähe von Dorminia aussteigen. Wir anderen fahren weiter und treffen uns am vorbestimmten Ort mit unseren Truppen.«
Brodar Kayne kratzte sich am Kinn. Er war endlich dazu gekommen, sich zu rasieren, und sah nun erheblich besser aus. »Wer befehligt das Heer, wenn ich fragen darf?«
Brianna runzelte die Stirn. Sie war eine große, schmale und insgesamt eher unauffällige Frau, die dezente blaue Kleidung trug. Trotzdem, Sasha hatte gesehen, wozu diese Frau fähig war, als sie die Wächter auf der anderen Seite des Kanals zurückgeschlagen hatte. Bei diesem magischen Angriff war niemand gestorben, und Sasha vermutete, dass dies auch Briannas Absicht entsprochen hatte. Diese bewusste Zurückhaltung bildete einen starken Kontrast zu dem brutalen Tyrannen von Dorminia. Im Laufe der letzten Tage hatte Sasha diese Frau zu bewundern gelernt.
»Jede der drei Söldnerkompanien wird von einem eigenen General angeführt«, antwortete Brianna dem alten Barbaren. »General Zahn hat den Oberbefehl. Er ist ein unvergleichlicher Krieger und ein hervorragender Taktiker.«
Der dunkelhäutige Meuchelmörder schaltete sich ein. »General Zahn kann launenhaft sein«, warnte er mit weicher, fließender Stimme. Anscheinend war er in seiner Heimat irgendwie der Henkersschlinge entronnen. Die Tatsache, dass er dem Tod so nahe gewesen war, hatte bei dem Mann zweifellos unauslöschliche Spuren hinterlassen.
Manche Narben verheilen nie, dachte sie. Wir können sie verdecken und uns einreden, es sei alles in Ordnung, aber die Narben sind immer noch da, und jeder kann sie sehen. Sie brauchte dringend etwas Mondstaub. Sie brauchte ihn so dringend, dass ihre Handflächen schwitzten.
»Sumnische Söldnergeneräle erringen ihre Position ausschließlich dank ihrer Fähigkeiten im Kampf«, fuhr der Meuchelmörder fort. »Jeder Mann, der zu einer Kompanie gehört, kann dem Anführer jederzeit die Führung streitig machen. Er muss lediglich den gegenwärtigen General in einem Kampf auf Leben und Tod besiegen. General Zahn wurde seit sehr langer Zeit nicht mehr herausgefordert …« Er ließ den Satz in der Luft hängen.
»Er kämpft gern ohne Rüstung«, fügte Cole hinzu. »Und er ist riesig. Größer als jeder andere Mann, den ich je gesehen habe.«
Dreifinger machte eine finstere Miene. »Er hat gedroht, mich in den Arsch zu ficken.«
Der Meuchelmörder rieb sich den Hals. »Der General hat einen eigenartigen Humor. Aber er ist ein Furcht einflößender Anführer. Tut, was er sagt, und stellt seine Befehle nicht infrage.«
»Ich hoffe, Salazars Tod beendet die Kämpfe, ehe es auf beiden Seiten allzu viele Verluste gegeben hat«, meinte Brianna. »Ich stamme selbst aus Dorminia und wünsche nicht, dass mein Volk getötet wird, während wir einen Tyrannen beseitigen, den es nicht liebt.«
»Keine Sorge, Brianna«, sagte Cole unnötig laut, obwohl alle anderen in unmittelbarer Nähe standen. »Ich habe schon vor langer Zeit einen Eid geleistet.« Er hielt zwei Sekunden inne und suchte die Blicke der anderen. »Wenn Davarus Cole sagt, dass er etwas tun wird, dann kann man es als erledigt betrachten. Salazar wird sterben.« Mit einer eleganten Geste zog er Magierfluch und hielt ihn hoch. Er war sehr zufrieden, als die Klinge in der Sonne funkelte und schimmerte.
Sasha stöhnte innerlich. Jerek war nicht ganz so zurückhaltend. »Ich bin es leid, das verdammte Ding zu sehen«, knurrte er. »Steck es weg. Oder, noch besser, rasiere dir damit das Kinn. Du siehst ja aus wie eine Ziege.«
So sehr sie den Dreckskerl verabscheute, in diesem Punkt musste Sasha ihm zustimmen. »Im Militärlager wirst du von vielen Männern umgeben sein«, sagte sie. »Einige könnten dich erkennen. Du solltest dir den Bart abrasieren und die Haare schneiden. Ich kann dir dabei helfen.«
Cole schien protestieren zu wollen, doch Brianna kam ihm zuvor. »Ja, ein neues Äußeres. Etwas verwegener, wie es sich für einen Mann der Tat geziemt«, meinte sie mit einem kleinen Lächeln.
Das schien zu wirken. Cole dachte nach und nickte schließlich.
»Du darfst keinesfalls Verdacht erregen, bis du innerhalb der Stadt bist«, fuhr Brianna fort. »Unser Kontaktmann wird den Rest erledigen.«
Sasha hatte vorgeschlagen, Garrett und die anderen Splitter zu informieren, aber Brianna bestand darauf, dass ihre Botin in Dorminia so wenig Zeit wie möglich verbrachte. Die Weiße Lady hatte sich bereits aus der Deckung gewagt, als ihre Agentinnen versucht hatten,
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