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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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gegeben.«
    Der Halbmagier nahm die Nachricht an sich. »War diese Dame eigenartig bleich und auf jeden Fall unvergesslich?«
    Der Junge nickte eifrig. »Sie hat mir Angst eingejagt. Aber Bran hat beim letzten Mal die Botschaft überbracht und dafür ein ganzes Silberstück bekommen! Er hat uns Zuckerkuchen und so viel Apfelwein gekauft, dass uns beiden hinterher schlecht war. Das war wirklich witzig.« Doch die Stimme des Jungen klang traurig. Etwas Kaltes breitete sich in Eremuls Brust aus.
    »Wie geht es Bran?«
    »Er ist tot, Herr. Der Husten hat ihn letzte Woche getötet.«
    Eremul schwieg eine Weile. Dann griff er in seine Gewänder und zog zwei Silberzepter hervor. »Eine dieser Münzen ist für dich«, sagte er. »Die andere soll deinem Freund ein Begräbnis verschaffen. Weißt du, wo Brans Leiche liegt?«
    »Ja. Ich habe sie in einer Gasse hinter dem Waisenhaus unter dem Laub versteckt.«
    »Warte hier, ich bin gleich wieder da.« Er rollte ins Archiv. Nach einer raschen Anrufung schwebten die magisch verborgenen Worte des Briefs vor ihm in der Luft. Er las sie, keuchte leise und las sie gleich noch einmal, um ganz sicher zu sein.
    Dann verbrannte er den Brief, holte seinen Federkiel und Tinte, um eine kurze Nachricht an die Leichensammler zu schicken und sie anzuweisen, den Leichnam eines kleinen Jungen auf dem Friedhof an der Krummen Dreh zu beerdigen.

Überlebende

    Sasha wollte schreien.
    Sie waren schon vor einer Woche aus Ebertor geflohen und hatten an Bord der Liebkosung Zuflucht gefunden. Fast jede wache Stunde der letzten sieben Tage hatte sie in einem ewigen Wechsel zwischen Seekrankheit und dem unbändigen Verlangen geschwankt, sich das gesegnete silberne Pulver in die Nase zu ziehen. Sie hätte jeden an Bord der kleinen Karavelle getötet, um nur etwas von dem Zeug zu bekommen. Einen von ihnen hätte sie außerdem allein schon dafür töten können, dass er sie endgültig zur Verzweiflung brachte.
    Wie aufs Stichwort schlenderte Cole breit grinsend herbei. »Wir haben gerade eine Botschaft von der Weißen Lady bekommen«, verkündete er. »Jetzt geht es los, Sasha. Die Warterei ist vorbei, das Heer marschiert.«
    Sie seufzte erleichtert. Zuerst hatten sie nach Briannas Meldung, sie habe Magierfluch wieder in Besitz genommen, auf eine Antwort aus Thelassa warten müssen. Dann war eine zweite Botschaft an einen Verbindungsmann in Dorminia gegangen, der sich mit der Antwort eine Weile Zeit gelassen hatte. Schließlich hatte noch die Bestätigung gefehlt, dass das Heer tatsächlich losmarschiert war. Wenigstens schien es jetzt, als käme alles in Gang, und es wurde auch Zeit. Sie fühlte sich, als könnte sie jeden Augenblick durchdrehen.
    »Freunde und Verbündete«, rief Brianna, um alle an Bord zu erreichen. »Die Zeit ist gekommen, unsere Pläne voranzutreiben.«
    Die beiden Hochländer, die am Hauptmast gelehnt hatten, richteten sich auf. Jerek warf Sasha einen zornigen Blick zu, den sie mit finsterer Miene erwiderte. Ihr war klar, dass der Mann sie hasste, und das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Der dunkelhäutige Shamaather, der mit einer ebenso eigenartigen hellhäutigen Frau am Ruder gesprochen hatte, kam ebenfalls herbei. Dieses Paar bildete einen seltsamen Gegensatz.
    Doch nichts beunruhigte sie so sehr wie das entzündete lüsterne Gesicht von Coles neuem Freund. Mehr als einmal hatte sie die Blicke bemerkt, die der Sträfling auf sie geworfen hatte. Die Gier in seinen glitzernden Augen hatte sie an Dinge erinnert, die sie geglaubt hatte, hinter sich gelassen zu haben, und die sie nie wieder sehen wollte. Das kleine Mädchen in ihr wäre am liebsten sofort weggelaufen.
    Natürlich würde sie nicht weglaufen. Männer wie Dreifinger und Jerek der Wolf blühten auf, sobald jemand Schwäche zeigte. Es überraschte sie nicht, dass die beiden sich gut verstanden. Enttäuschend war, dass Brodar Kayne an dieser Kameraderie teilnahm. Wider Willen hatte sie den verwitterten alten Krieger mit den freundlichen blauen Augen ins Herz geschlossen.
    Brianna blickte mit zusammengekniffenen Augen über die vor ihr versammelte Gruppe. Die Mittagssonne brannte heiß herab, und es wurde mit jedem Tag heißer. Der Frühling war endgültig dem Sommer gewichen. »Wir warten bis Einbruch der Dämmerung«, erklärte die Ratgeberin der Weißen Lady. »Dann segeln wir im Schutz der Dunkelheit durch den Totenkanal nach Westen. Wenn nötig, sichere ich das Schiff mit Magie, damit man uns nicht bemerkt. Davarus

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