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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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den Speer auf sie. »Im Obelisken werden keine Besucher erwartet.«
    »Sei gegrüßt«, erwiderte Eremul fröhlich. »Ich bin der Halbmagier. Du hast vielleicht schon von mir gehört. Ich bin gekommen, weil unser Herrscher mich gerufen hat.«
    Der Wächter schien nicht beeindruckt. »Das wird nichts. Man hat mir gesagt, ich solle niemanden durchlassen. Thurbal hat es befohlen.«
    Ein seltsamer Ausdruck machte sich in Eremuls Gesicht breit. Cole schauderte beinahe, weil ihm die Miene des Halbmagiers ungeheuer grässlich und unnatürlich vorkam. Er brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass der Mann lächelte. »Komm schon, mein Freund. Wir wissen doch beide, dass Lord Salazar seine Launen nicht vor Leuten wie uns rechtfertigt.«
    Der Wächter legte die Stirn in tiefe Falten, schaute recht verwirrt drein und dachte mit leicht glasigen Augen angestrengt nach. Schließlich nickte er und ließ den Speer sinken. »Da hast du recht. Ich öffne das Tor. Ah, und dein Freund hier …«
    »Er gehört zu mir. Mein halbierter Körper hat zwar viele Vorteile, aber es fällt mir in diesem Zustand natürlich nicht gerade leicht, aus eigener Kraft mehrere Treppen hochzusteigen.«
    »Selbstverständlich.« Der Wächter schien in einer Art Traumzustand versunken, als er sich umdrehte und das große Eisentor aufschloss, um Cole und Eremul mit dem Speer durchzuwinken. »Wie läuft es auf der Stadtmauer?«, fragte er, als sie vorbeirollten. Er deutete in die entsprechende Richtung.
    Eremul schnitt abermals eine Grimasse. »Deine tapferen Kameraden kämpfen mit dem Mut von Besessenen. Sie werden nie aufgeben, solange unser geliebter Herrscher über uns wacht.« Auf einmal klopfte er sich auf seine Kleidung. »Oh, ich glaube, ich habe da drüben einen Silberzepter fallen lassen. Wärst du vielleicht so freundlich, ihn für mich aufzuheben?«
    Zu Coles großer Überraschung nickte der Wächter glücklich. »Gewiss, aber gern.« Er drehte sich um und suchte emsig nach der nicht existierenden Münze.
    Eremul warf Cole einen scharfen Blick zu und machte eine abrupte Geste, als wollte er jemanden erstechen.
    »Was?«, sagte Cole. »Ich … oh.« Nun schnitt auch er eine Grimasse, zog Magierfluch und huschte zu dem Wächter, der den Schmutz auf dem Boden durchsuchte.
    »Hier scheint aber nichts … argh!«
    Der Wächter brach zusammen. Cole wischte die blutige Klinge am Mantel des Mannes ab und warf dem Magier einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wir hätten ihn nicht töten müssen.«
    Eremul schniefte ungnädig. »Der Wächter war durch meinen unwiderstehlichen Liebreiz allein nicht zu überwinden. Das Blendwerk ist eine der schwierigsten Formen der Magie. Ich hatte das Glück, dass er ein Dummkopf war, sonst wäre es mir möglicherweise nicht gelungen, ihn einzuwickeln.« Der Magier hielt inne. Er schien zu zittern und schwitzte vor Anstrengung. »Mein Spruch wäre jeden Augenblick verflogen. Er musste sterben.«
    Cole starrte den Toten an. Ein Held manipuliert die Menschen nicht. Ein Held ersticht niemanden von hinten. Sashas Worte fielen ihm wieder ein. Du bist ein Arschloch, Cole. Dein Vater würde sich für dich schämen. Garrett natürlich auch.
    In den letzten vier Tagen hatte er oft an diese Worte denken müssen. Er war immer noch nicht sicher, was er falsch gemacht hatte, aber offenbar hatte er die Situation in der Nähe der Ruinen der Vorväter falsch eingeschätzt. Sasha war schon immer kratzbürstig und unberechenbar gewesen. Genau deshalb fand er sie ja so anziehend. Aber was, wenn sie ihre Ablehnung nun ernst gemeint hatte?
    Der verdammte Isaac. Dieser Kerl mit seiner Laute und dem aufreizenden Langweilergesicht. Es war alles seine Schuld. Er war hereinspaziert und hatte Coles rechtmäßigen Platz in der Gruppe für sich beansprucht. Irgendwie hatte er sie alle glauben gemacht, er sei ein unersetzlicher Gefährte, während er in Wahrheit nichts als ein schmutziger Betrüger war. Das hätte er dem Mann gern ins Gesicht gesagt, aber soweit es Cole betraf, war Isaac diese Mühe nicht wert. Zweifellos hatte der Dreckskerl auch ein Auge auf Sasha geworfen und vom ersten Augenblick an, seit er sich eingeschlichen hatte, daran gearbeitet, sie gegen ihn auzuhetzen.
    Er schüttelte den Kopf. Für Versager wie Isaac gab es keine Hoffnung. Wenn es darauf ankam, war er selbst derjenige, der am Eingang des Obelisken stand und bereit war, die Welt von einem bösen Tyrannen zu befreien. Aber nicht Isaac, o nein. Wahrscheinlich hätte sich der

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