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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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ausgekühlte Haut war blau angelaufen. Borun, damals kaum mehr als ein Knabe, hatte sich halb krankgelacht. Kayne war zum Ufer geschwommen und hatte den Burschen ins Wasser gezogen, und dann hatten sie beide gelacht.
    Sie hatten zusammen in den Langen Gipfeln gejagt. Borun hatte sein erstes Wildschwein erlegt, nachdem sie den größten Teil des Tages vor einem erzürnten Berglöwen geflohen waren.
    Der stolze Gesichtsausdruck, als Kayne Borun gebeten hatte, der Geistführer seiner Braut zu werden.
    Dasselbe Gesicht hatte zu Boden gestarrt, als Kayne sich im Käfig des Schamanen die Arme wund gekratzt hatte.
    Mhairas Schreie.
    Er hob das Großschwert hoch über den Kopf. In der Sonne glühte es blutrot. »Manchmal kann man nicht ändern, was kommen wird.« Er starrte Borun an. »Aber ein Mann, der wegschaut und alles hinnimmt, ohne aufzubegehren, ist kein Mann. Und ein Bruder ist er erst recht nicht.« Das Schwert sauste herab, Boruns Kopf polterte über den Boden und blieb ein paar Schritte weiter vor einem Felsbrocken liegen.
    Jerek kam zu ihm. Von seinen Äxten tropfte das Blut. »Dem Wichser hast du’s gezeigt.« Blutspritzer klebten in seinem Gesicht und im kurzen Bart.
    Kayne betrachtete die beiden Hochländer, die der Wolf getötet hatte. Sie boten keinen angenehmen Anblick. »Du hättest auch eingreifen können«, sagte er. »Borun hätte mich fast erwischt.«
    Jerek schnaubte. »Und so was nennt man Dankbarkeit. Du hättest es mir nie verziehen, Kayne, das weißt du selbst am besten.«
    Der alte Barbar dachte kurz darüber nach, dann nickte er. »Richtig, ja. Was ist mit den anderen?«
    »Isaac und das Mädchen sind wohlauf. Er ist gar nicht so schlecht mit dem Schwert. Hat sie aufgehalten, bis ich da war. Was die Nervensäge angeht, keine Ahnung.«
    Brodar Kayne schüttelte den Kopf. Der Diener des Halbmagiers steckte voller Überraschungen. »Vicard ist geflohen. Ich nehme an, er ist irgendwo unter einen Stein gekrochen.«
    »Ich bin hier oben«, ließ sich eine gepresste Stimme vernehmen. Sie schauten hinauf. Der Alchemist kniete ein Stück über ihnen auf einem kleinen Felsvorsprung und lächelte dümmlich. »Ich habe einen Weg gefunden«, rief er. »Ich wollte gerade etwas für diese Wüstlinge vorbereiten, aber das ist jetzt wohl überflüssig.« Er zeigte ihnen eine kleine Keramikkugel, um es ihnen zu beweisen. Der Barbar zuckte zusammen, als der Alchemist sie versehentlich beinahe fallen ließ.
    Vicard wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab und grinste wieder. Neben seinem Rucksack bemerkte Kayne den braunen Lederbeutel auf dem Boden. »Pack deine Sachen und komm runter«, brüllte er. »Und wenn ich noch einmal sehe, dass du diesen Mist schnupfst, stecke ich dir den ganzen Beutel auf einmal in den Arsch.« Der Kampfrausch ließ nach, und nun schmerzte sein ganzer Körper schlimmer denn je. Als er den Kopf senkte, starrten ihn Boruns leere Augen an. Er schnitt eine Grimasse.
    Es wird nicht leichter.

Harte Entscheidungen

    Cole würgte ein letztes Mal und krampfte sich zusammen, bis nichts mehr in ihm war. Er befürchtete, gleich würde ihm das Gedärm aus dem Mund quellen. Bei diesem ewigen Schaukeln und dem üblen Gestank verging kaum eine Stunde, in der er nicht das dringende Bedürfnis verspürte, seinen Mageninhalt von sich zu geben. Pissepfützen und dunkle Haufen von Exkrementen lagen zwischen Erbrochenem, Blutlachen und anderen unschönen Hinterlassenschaften auf dem Boden. Nur gut, dass es zu dunkel war, um die widerliche Szene in ihrer ganzen Pracht zu sehen. Durch Risse in den Brettern über ihnen fielen schmale Lichtstreifen herein, die nur die Gesichter seiner Mitgefangenen erfassten, aber nicht bis in die hintersten Ecken des Frachtraums vordrangen.
    Jemand muss mich töten, wünschte er sich elend. Die Erlösung war am vergangenen Abend in See gestochen. Die kleine Karacke kam gut voran, doch es würde noch einen Tag und eine Nacht dauern, bis sie ihr Ziel erreichten.
    Von den vierzig Männern an Bord war beinahe die Hälfte im Frachtraum eingesperrt. Ihre Füße waren angekettet, damit sie nicht fliehen konnten. Die übrigen Passagiere befanden sich oben: Kramer, der in Ungnade gefallene frühere Admiral von Dorminias Flotte und jetzige Kapitän der Erlösung, sein Erster Maat, ein kahlköpfiger Schläger namens Vargus, und die Besatzung – zehn der tapfersten oder dümmsten Seeleute, die sie hatten finden können. Außerdem ein Dutzend Rote Wächter, um die Ordnung

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