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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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»Das Pulver ist noch trocken«, erklärte er. »Sie werden gar nicht wissen, was sie getroffen hat.«
    Brodar Kayne nickte zufrieden. Den Bergbaubetrieb auszuschalten, wäre ein kräftiger Tritt in Salazars Gemächt. Persönlich hatte er nichts gegen den Tyrannen von Dorminia, aber Auftrag war Auftrag.
    Auf einmal bemerkte er eine Bewegung. Dreißig Schritte vor uns, hinter den Felsen da. Er blieb stehen und zog Vincent hinter sich. Als der Alchemist ihn fragend ansah, hielt er sich einen Finger an die Lippen. Isaac und Sasha waren weit vor ihnen, Jerek war schon nicht mehr zu sehen. Verdammt.
    »Warte hier«, befahl er. Vorsichtig schlich er weiter und hielt sich bereit, sofort das Großschwert zu ziehen, falls es nötig wurde.
    »Ich bin Brodar Kayne«, rief er. »Früher nannte man mich das Schwert des Nordens. Das war in der Vergangenheit, und ich will nicht an altem Ruhm festhalten, aber der Beiname könnte dir etwas sagen. Ich töte nicht gern, aber ich will verdammt sein, wenn es etwas gibt, das ich besser kann. Wenn du unversehrt weiterziehen willst, wie ich vermute, dann solltest du dich jetzt zeigen.«
    Er wartete. Aus dem größten Gebüsch schoss ein Falke heraus und kreischte laut, ehe er in Richtung Meer davonflog. Vielleicht habe ich mich geirrt. Die verdammten Augen. Gereizt schüttelte er den Kopf. Von einem Vogel aufgeschreckt.
    Dann kamen sie hinter dem Felsvorsprung hervor. Felle und Schilde tragend, starrend vor mörderischen Waffen. Gesichter so hart wie der Stein der Hohen Klippen. Es waren fünf. Unwillkürlich hielt er den Atem an. Einen von ihnen erkannte er.
    Borun.
    Langsam zog er das Großschwert, bohrte die Spitze in den feuchten Boden und stützte sich darauf. »Es ist eine Weile her«, sagte er gelassen.
    Der größte der fünf Männer hob eine Hand, worauf die anderen stehen blieben und zu den Waffen griffen. Misstrauisch beäugten sie ihn. Vicard atmete schneller. Kayne konnte die Angst des Alchemisten förmlich riechen.
    »Das ist wahr«, erwiderte Borun. »Zwei Jahre, würde ich sagen. Du siehst viel besser aus als bei unserer letzten Begegnung, auch wenn das Alter natürlich bei jedem seine Spuren hinterlässt.« Sein Bart war etwas grauer, und er hatte ein paar neue Falten im Gesicht, aber sonst wirkte Borun so gesund wie eh und je. Er war gut fünf Jahre jünger als Kayne, ungefähr genauso groß und erheblich breiter.
    »Ja, das ist wohl richtig.« Kayne holte tief und ruhig Luft. Borun war einer der besten Krieger in den Hohen Klippen. Das wusste der alte Barbar genau, denn sie hatten oft genug Seite an Seite gekämpft. Unwillkürlich packte er den Knauf seines Großschwerts fester. »Wie lange beobachtet ihr uns schon?«
    Borun zuckte mit den Achseln. »Eine halbe Stunde. Wie ich sehe, ist der Wolf bei dir. Er ist direkt an uns vorbeimarschiert. Ihr zwei seid ein seltsames Gespann.«
    Nun war es an Kayne, mit den Achseln zu zucken. »Es ist komisch. Einen Mann lernt man erst richtig kennen, wenn er sich entscheiden muss, ob er Wort hält.«
    Borun war so anständig, verlegen dreinzuschauen. »Das war nichts Persönliches, Kayne. Das weißt du doch. Ich habe eine Frau und drei Töchter. Krazka …«
    »Hat Mhaira vergewaltigt, bis sie nicht mehr laufen konnte, und dann grinsend zugesehen, wie der Schamane sie lebendig verbrannt hat. Sie war meine Frau, Borun. Die Braut, die du mir als Geistführer übergeben hast.« Er hielt inne. An die Hochzeitszeremonie konnte er sich erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Alle Einzelheiten hatte er noch vor Augen, und es war, höchstens mit einer einzigen Ausnahme, der stolzeste Tag seines Lebens gewesen.
    »Ich habe dich meinen Bruder genannt«, fuhr er fort. Es fiel ihm schwer, gleichmütig zu sprechen. So schwer, als versuchte er, mit bloßen Händen einen Fluss aufzuhalten.
    »Ja, das hast du getan. Glaube mir, das ist eine Bürde, die ich jeden Tag meines Lebens im Nacken spüre.« Schweigend standen die Männer voreinander. Boruns Begleiter regten sich unbehaglich. Wahrscheinlich haben sie damit gerechnet, im Handumdrehen knietief im Blut zu waten, aber nicht mit zwei alten Männern, die Erinnerungen austauschen.
    Borun blinzelte und hob die große Zweihandaxt. Der Eichenstiel war mit Kerben bedeckt. »Willst du versuchen, noch eine weitere hinzuzufügen?« Kayne nickte in die Richtung der gefährlichen Waffe.
    »Allerdings«, erwiderte Borun. »Es wird wohl die größte von allen werden.« Wehmütig schüttelte er den Kopf.

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