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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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sobald sie Jerek bemerkt hatten, aber es war zu spät. Der Wolf marschierte schon mit erhobenen Äxten auf den Krieger zu, der rechts von Kayne stand.
    Borun knurrte wütend. »Das ist die Taktik eines Feiglings, uns abzulenken, damit sich dein Hund von hinten anschleichen kann.«
    »Wie ich schon sagte, das Gesetz ist nichts wert. Zu diesem Schluss bin ich schon gekommen, lange bevor mich der Schamane in den Käfig gesteckt hatte. Ich konnte die Heuchelei nicht mehr ertragen. Natürlich war ich so dumm, es ihm ins Gesicht zu sagen. Da sieht man wieder mal, dass es nichts nützt, wenn man etwas zu begreifen glaubt. Das nützt rein gar nichts, solange man die Lektion nicht am eigenen Leib erfahren hat.«
    »Ich werde dir gleich eine Lektion erteilen«, brüllte Borun und stürzte sich auf ihn. Seine Axt fuhr herunter, Kayne hob das Großschwert, traf sie und lenkte den Hieb zur Seite ab. Die Männer fintierten, parierten und ließen klirrende Schläge aufeinander los. Borun war immer noch so gut, wie Kayne es in Erinnerung hatte. Im Gegensatz zu ihm selbst hatte Borun jedoch kein Jahr im Käfig verbracht, wo die Muskeln geschrumpft waren. Er hatte nicht den größten Teil der letzten zwei Jahre damit verbracht, vor den Brüdern, den Riesen und noch schlimmeren Geschöpfen wegzulaufen. Er hatte nicht gerade eben erst ein Schiffsunglück überlebt.
    Das Heft von Boruns Axt streifte sein Gesicht, er stolperte zurück. Blut lief ihm über die rechte Wange und rann bis zum Kinn. Sein ganzer Körper tat weh, das Herz pochte wie wild. Borun täuschte an, stieß mit der Spitze der riesigen Axt zu und schwang sie gleich danach in einem vernichtenden Überkopfhieb herum. Kayne duckte sich und rollte sich ab, obwohl alle seine Knochen protestierend knirschten. Kaum hatte er das Ausweichmanöver beendet, da fiel Borun schon wieder über ihn her, holte weit aus und ließ die Axt herabsausen. Er wehrte mit dem Großschwert ab, doch die Anstrengung jagte einen stechenden Schmerz durch Hals und Schultern. Schon hockte er auf den Knien, und der muskulöse Krieger drang abermals auf ihn ein.
    Vor zehn, vielleicht sogar noch vor fünf Jahren, hätte er alle seine Kräfte aufgeboten und dagegengehalten. Borun war größer, aber er war Brodar Kayne gewesen und hatte legendäre Kräfte besessen.
    Das war damals gewesen. Das Heute sah anders aus. So sehr er sich anstrengte, er konnte den riesigen, stinkenden Krieger, der vor ihm aufragte, nicht bezwingen. Ja, er war nicht mehr der Mann, der er einmal gewesen war.
    Man muss sich anpassen.
    Er tauchte nach links ab und hörte, wie gleich darauf die schwere stählerne Schneide der Streitaxt ins Gras fuhr, nachdem sie seinen Schädel um Haaresbreite verfehlt hatte. Borun grunzte verärgert und setzte sofort nach. Immer noch auf den Knien hockend, parierte Kayne den ersten Axthieb. Dann tastete er mit einer Hand nach dem magischen Dolch an seinem Gürtel und wehrte Boruns zweiten Schlag nur mit einer Hand ab. Beinahe wäre sein Arm abgeknickt.
    Mit der freien Hand zog er die Klinge und trieb sie tief in Boruns Bauch.
    Der große Hochländer stolperte keuchend zurück und starrte den Messergriff an, der in seinem Leib steckte. Rings um die Wunde quoll Blut hervor und tropfte zwischen den Beinen herab.
    Brodar Kayne rappelte sich auf und näherte sich dem Gegner. »Das dürfte fürs Erste reichen«, sagte er, als er einen quer geführten und auf seinen Hals gezielten Hieb abwehrte. Borun wurde schon schwächer, das Tröpfeln seines Bluts war zu einem stetigen Strom angeschwollen. »Ich sollte dich hier langsam krepieren lassen. Verdient hättest du es.«
    Borun atmete bebend ein. »Das könnte ich dir nicht einmal vorwerfen.« Er schwankte, die Axt rutschte aus seiner Hand und landete mit einem schmatzenden Geräusch im Schlamm. Dann legte er beide Hände um das Heft des Dolchs und zögerte.
    »Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich davon geträumt habe, dich zu töten«, erklärte Kayne. »Manchmal war es das Einzige, was mich am Leben hielt. Ich denke, ich sollte jetzt sehr zufrieden sein, weil ich dich erwischt habe. Aber so ist es nicht. Man kann nicht ändern, was geschehen ist.«
    »Genau«, stimmte Borun zu. Er wiegte sich hin und her, seine Hände zitterten jetzt. »Und manchmal kann man nicht ändern, was kommen wird.«
    Kayne schloss einen Moment lang die Augen. Erinnerungen stiegen in ihm auf. An seinem einundzwanzigsten Geburtstag war er im Schmelzwasser geschwommen. Seine völlig

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