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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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aufrechtzuerhalten und im Falle eines Angriffs die kleine Batterie schwerer Geschütze zu bedienen, und schließlich auch noch Falcus, der lispelnde Augmentor, der die Expedition befehligte. Er hatte bereits einen Gefangenen hingerichtet, der sich geweigert hatte, nach dem Frühstück auf Deck in den Frachtraum zurückzukehren. Der Augmentor hatte gereizt gegluckst, die Armbrust gezückt und dem Mann aus nächster Nähe einen Bolzen in den Kopf gejagt. Den Toten hatten sie anschießend über Bord geworfen, damit er auf den Grund des Gebrochenen Meeres sinken konnte.
    Coles Fußgelenke waren von den Ketten wund gerieben, die Rippen taten immer noch weh, und er pisste Blut, seit die Edelfrau Cyreena ihm in den Unterleib getreten und eine Nadel in die Blase gejagt hatte.
    Sie hatte unten am Hafen gestanden und ihren Aufbruch beobachtet. Cole hätte ihr gern ins Gesicht gespuckt oder sich von den Fesseln befreit, um sie im Hafenbecken zu ersäufen. Als sie mit ihren seltsamen Augen seinen Blick erwidert hatte, waren ihm jedoch die Knie weich geworden, und er hatte sich übergeben. Sein Erbrochenes hatte den Roten Wächter vor ihm getroffen, und zur Belohnung hatte er eine brutale Ohrfeige mit der Rückhand bekommen.
    Ich will sterben. So wie jetzt hatte er noch nie gelitten. Er hockte auf einem engen und dreckigen Schiff, überall hatte er Schmerzen. Ein schwächerer Mann wäre schon bei einem Bruchteil dieser Qualen zusammengebrochen. Sogar ein Held hatte seine Grenzen.
    Nicht zum ersten Mal verfluchte Davarus Cole sein Pech. Er war zur Dünung unterwegs. Zu einem Ort, über den die Seeleute nur mit ängstlichem Flüstern sprachen. Die Hoffnung, dass er nach Dorminia zurückkehren und die prachtvolle Zukunft erleben würde, die er sich ausgemalt hatte, schwand von Stunde zu Stunde.
    »Hör auf zu plärren, Junge«, fauchte Dreifinger. Er war ein übel aussehender Kerl mit grauem Stoppelbart im vernarbten Gesicht und Schweinsäuglein, die unter einer tief gefurchten Stirn hervorstarrten. An seiner linken Hand fehlten Zeige- und Mittelfinger, weil er als Junge beim Stehlen im Basar erwischt worden war.
    Von den Mitgefangenen hatte Cole erfahren, dass Dreifinger außerdem der halbe Schwanz fehlte, nachdem er vor gar nicht so langer Zeit wegen zahlreicher Vergewaltigungen auf vergleichbare Weise bestraft worden sei. Wenn er pissen musste, was recht oft geschah, sah er jeden finster an, der den Blick in seine Richtung wandte.
    »Meine Nase ist gebrochen«, erwiderte Cole verdrossen. »Ich heule gar nicht. Du weißt nicht, was ich durchgemacht habe.«
    Dreifinger lachte. »Du bist mir ein Herzchen. Schau dich um, Kleiner. Jeder Mann in diesem Dreckloch hat eine traurige Geschichte zu erzählen. Glaubst du, ich bin gern hier? Ich konnte mich entscheiden, ob ich mitfahre oder am Haken pendle, bis mir die Krähen den Rest meines Schwanzes abpicken. Ich dachte mir, die Dünung ist ein schnellerer und erheblich gnädigerer Tod.«
    Einer der anderen Gefangenen hustete. Es war ein schreckliches Würgen, das verriet, wie krank seine Lungen waren. »Mir haben sie nicht einmal die Wahl gelassen«, erklärte der Mann, nachdem er sich das Blut vom Mund gewischt hatte. »Die Wache ist in mein Haus eingedrungen und hat behauptet, ich wäre des Verrats überführt.« Wieder hustete er, ehe er fortfahren konnte. »Um den Krieg gegen Schattenhafen zu finanzieren, waren die Steuern schließlich so hoch, dass mein Geschäft pleiteging und meine Frau auf die Straße gehen musste, damit unsere Familie überlebte. Ich habe Salazar von ganzem Herzen verflucht und den Geistfalken erst bemerkt, als er schon über mir war. Dann habe ich in der Schwarzen Lotterie verloren.«
    »Welches Gewerbe hast du ausgeübt?«, fragte Dreifinger. Er hatte auf einer Seite des Gesichts einen Ausschlag, an dem er mit der verstümmelten Hand ständig herumkratzte.
    »Ich bin Ingenieur«, erklärte der kranke Mann. »Ich hatte ein eigenes Geschäft. Soemans Bauunternehmung in der Kunstgewerbestraße.«
    »Das kenne ich«, sagte Dreifinger. »Demnach bist du Soeman?«
    Der Ingenieur nickte und hustete gleich wieder. »Die Anführer dieser Expedition waren wohl der Ansicht, ich könnte ihnen nützlich sein«, fuhr er fort, als er sich wieder erholt hatte. »Sonst wäre ich schon tot. Armin leitet den Bergbau. Vielleicht hat er einen zusätzlichen Ingenieur angefordert.«
    »Die Dünung«, rief ein älterer Mann mit roter Nase, der in der Nähe angekettet war. »Ich bin

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