Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
Vom Netzwerk:
das meine Hunde ausscheißen.«
    Der Häuptling der Nordmark blieb stehen und starrte sein Gegenüber an. Keine Hoffnung lag in seiner Miene. »Krazka … dich habe ich hier nicht erwartet.«
    Der Schlächter von Beregund grinste humorlos wie ein Raubtier. »Was für ein schönes Wiedersehen. Ich würde gern höflich sein und sagen, dass du gut aussiehst, aber das wäre eine dreiste Lüge, nicht wahr? Sind das deine Frau und deine Mädchen?« Er nickte in die Richtung der Frauen, die hinter Mehmon bibberten. Sie hielten Fackeln hoch, in deren Licht ihr ausgehungerter Zustand gut zu erkennen war.
    Krazka schürzte übertrieben die Lippen. »Die armen Lämmchen sollten nicht hier draußen sein. In so einer Nacht könnte sich ein Mädchen den Tod holen.«
    Orgrim runzelte die Stirn. »Ich habe keinen Streit mit dir, Mehmon. Wir haben zusammen in vielen Schlachten gekämpft. Vor dem Krieger, der du damals warst, empfinde ich große Achtung. Aber du weißt, warum wir hier sind.«
    Mehmon wandte sich an den Anführer der Ostmark und hob flehend die Hände. »Hammertod, ich hatte keine Wahl, das musst du mir glauben. Wir haben selbst keinen Bissen mehr zu essen. Unsere Vorratskammer ist seit sechs Monaten leer. Mein Volk verhungert.«
    Das war dem großen Häuptling sichtlich unangenehm. »Es sind schwere Zeiten für uns alle, Mehmon. Dämonen und alle möglichen anderen Kreaturen strömen vom Teufelsgrat herein. Mit jeder Jahreszeit, die vergeht, werden es mehr. Meine Gemarkung hat den größten Ansturm ertragen müssen. Das entbindet uns aber nicht von unseren Verpflichtungen gegenüber Herzstein. Die eigene Not war noch nie eine Entschuldigung.«
    Mehmon schüttelte den Kopf. »Hör mir zu, Hammertod! Ich habe meinen Dörfern Steuern auferlegt, bis sie mir nichts mehr zu geben hatten außer ihrem Blut. Frostwehr ist im Umkreis von hundert Meilen die einzige Siedlung, die es noch gibt, und wir stehen kurz vor dem Untergang. Wir sind erledigt.«
    Orgrim starrte den Boden an und blickte blinzelnd zum Himmel. Er wollte etwas sagen, aber das Geräusch von Stahl, der über Leder kratzte, erschreckte ihn und alle anderen.
    »Du blökst wie ein Schaf, alter Mann. Du nennst dich einen Häuptling? Du bist im Alter schwach geworden, so ist das. Genau wie das Schwert des Nordens. Auch er war zu stolz, um Einsicht zu zeigen, als das Feuer erloschen war.«
    Krazka hatte das Schwert in der Hand. Es war eine breite, einschneidige Klinge, die angeblich mehr Hälse durchtrennt hatte als die Axt eines Scharfrichters. Das gefrorene tote Auge glitzerte boshaft im flackernden Licht der Fackeln. »Weißt du was, Mehmon? Ich habe seine Frau gefickt, und jetzt werde ich dich ficken. Nur, dass ich es dieses Mal mit Stahl tun werde.«
    Mehmohns Frau und seine Töchter zitterten, ihre Schatten tanzten über den Schnee. Yllandris atmete unwillkürlich schneller, und dann begann auch sie zu zittern. Sie biss sich auf die Unterlippe und verfluchte insgeheim ihre Schwäche. So etwas war ihr seit Jahren nicht mehr passiert, nicht mehr seit ihrer Kindheit, als ihr Vater nach Hause gekommen war und sie den Met in seinem Atem gerochen und gewusst hatte, dass ihre Mutter am nächsten Morgen ihre ausgeschlagenen Zähne aufsammeln würde.
    Du bist kein kleines Mädchen mehr. Du bist Yllandris, eine Hexe des Zirkels von Herzstein. Bald wirst du die Königin der Hohen Klippen sein.
    Diese Gedanken beruhigten sie. Ihr Atem ging wieder langsamer, und ihr Körper entspannte sich.
    Mehmon blickte Orgrim verzweifelt an. Hammertod knirschte mit den Zähnen, sagte aber nichts.
    Krazka spuckte in den Schnee aus. »Zieh dein Schwert, Mehmon. Zeig vor deiner Frau und den Mädchen wenigstens noch etwas Rückgrat. Du willst doch nicht, dass sie ihren alten Herren als Feigling sterben sehen.«
    Darauf knurrte der ausgemergelte Häuptling der Nordmark und zog das Breitschwert aus der Scheide, die er an der Hüfte trug.
    Yllandris sah wie gebannt zu. Mehmon war früher ein berühmter Krieger gewesen, aber diese Zeiten waren lange vorbei. Krazka dagegen war vermutlich der grausamste Mörder in den ganzen Hohen Klippen. Seine Nerven waren aus Eis, und er war auf einen Berg aus Schädeln geklettert, um seine Position als Häuptling der mächtigsten Gemarkung des Landes zu erringen. Im Gegensatz zu Orgrim Hammertod, dessen Muskeln im Laufe der Jahre eine Fettschicht bekommen hatten, hatte der Schlächter von Beregund kein Gramm überflüssiges Gewicht an seinem athletischen

Weitere Kostenlose Bücher